Das Grubenpferd (Kämpchen)
[53] Das Grubenpferd.
Ein edles Roß, zu wild und ungeberdig
Vor’m Tilbury des Direktors, ward deshalb
Zum Grubenpferde degradiert und mußte
Die Kohlenwagen zieh’n im Kohlenschacht. –
Vom Sonnentag, verkümmerte – sein Fell,
Sonst weich und glatt, ward zottelig, und wund
Ihm Kopf und Rücken vom Gestein der Decke,
Zu niedrig für seinen hohen Wuchs. –
Des Treibers brach den Trotz ihm – aber mehr
Das Dunkel und die Moderluft des Schachtes. –
Ein Jammerdasein war’s dem edlen Roß. –
Die Schläge fielen hageldicht, so bald
Zum Schachte flog – ob schuldig oder nicht,
Des Treibers Zorn zerfleischte ihm den Rücken. –
Da – wieder traf sein armer Kopf der Schlag
Von roher Faust, wie’s ihm so oft geschah –
Durch’s Streckendunkel, sonder Halt und Ziel. –
War’s Wut, Verzweiflung, Freiheitsdrang, wer kündet’s –
Doch seiner Qualen Ende war’s – man fand es,
Den Kopf zerschellt, in einem Wassertümpel. –
So viele Worte – hör’ ich Leser sprechen. –
Ja, nur ein Pferd – ihr habt mich nicht verstanden. –