Im Morgenrot
[20]
Im Morgenrot
Faß fest dein Roß am Zügel,
Der Morgen ist erwacht!
Stumm hinter jenem Hügel
Entgleitet schon die Nacht.
5
Sie läßt noch einmal dunkelDie blauen Schleier wehn –
Bald wird des Tags Gefunkel
In Blut und Rosen stehn.
Wem pflücke ich die Blüten,
10
Die mir der Tag verspricht?O mag uns Gott behüten
Vor allzuvielem Licht!
Dies Herz, dem Feind geboten,
Dies Herz kennt keinen Tod –
15
Da es in ewig rotenUnendlichkeiten loht.
Mein Mädchen, denkst du deines
Freundes in der Schlacht?
Dein wildes Herz, o wein es
20
Verzweifelt in die Nacht.Die Tränen werden regnen
Und trommeln auf mein Zelt.
Ich will den Frieden segnen,
Der bei dir Wache hält ...
25
[21]
Noch glühen allenthalbenDie Rosen rot und tief!
Noch flattern hoch die Schwalben,
Da kein Gewitter rief.
Wir jubeln und wir hoffen
30
Und haben festen Stand –Weit steht der Himmel offen:
Freiheit und Vaterland!