Im Mai
Im Mai.
Die Freunde, die ich geküßt und geliebt,
Die haben das Schlimmste an mir verübt.
Mein Herze bricht; doch droben die Sonne,
Lachend begrüßt sie den Monat der Wonne.
Der lustige Vogelgesang erschallt,
Und Mädchen und Blumen, sie lächeln jungfräulich –
O schöne Welt, du bist abscheulich!
Da lob’ ich mir den Orcus fast;
Für leidende Herzen ist es viel besser
Dort unten am stygischen Nachtgewässer.
Sein melancholisches Geräusch,
Der Stymphaliden ödes Gekreisch,
Dazwischen des Cerberus’ Gebell –
Das paßt verdrießlich zu Unglück und Qual –
Im Schattenreich, dem traurigen Thal,
In Proserpinens verdammten Domainen,
Hier oben aber, wie grausamlich
Sonne und Rosen stechen sie mich!
Mich höhnt der Himmel, der bläulich und mailich –
O schöne Welt, du bist abscheulich!