Textdaten
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Autor: Otto Hartwig
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Titel: Il libro di Montaperti
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aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 4 (1890), S. 342–345.
Herausgeber: Ludwig Quidde
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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Quelle: Scans auf Commons
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[342] II libro di Montaperti[1]. In meinen „Quellen und Forschungen zur ältesten Geschichte der Stadt Florenz“ II S. 297 ff. habe ich unter dem Titel „Eine Mobilmachung in Florenz und die Schlacht von Montaperti am 4. September 1260“ einen Aufsatz theilweise und verbessert wieder abdrucken lassen, der früher in der Wochenschrift „Im neuen Reiche“ 1873 erschienen war. Derselbe erzählt, grösstentheils auf Grund der in Florenz im sogen. Libro di Montaperti aufbewahrten Originalurkunden, die Geschichte des unglücklichen Heereszuges, den im Herbste des Jahres 1260 die Florentiner zur Verproviantirung [343] der ihnen verbündeten Stadt Montalcino im südlichen Tuscien unternahmen und auf dem sie an der Arbia von den Sienesen und der diesen zu Hilfe geschickten Reiterschaar des Königs Manfred von Sicilien überfallen und fast ganz vernichtet wurden. Für meine Zwecke genügten damals die Auszüge, die aus dem dicken Urkundenbande, welchen man sich nach heutigem Begriffe als die Acten des Kriegsministeriums und Generalquartiermeisters eines Heeres zu denken hat, A. Gherardi offiziell gemacht hatte, und die als sogen. spoglio im Archiv zu Florenz aufbewahrt werden (s. dort S. 300 Anm.). Schon damals (1872), als ich diesen spoglio benutzte, war es der lebhafte Wunsch des heutigen Herausgebers des Archivio storico Italiano, des Herrn Professors C. Paoli in Florenz, der schon 1869 eine eigene Arbeit über die Battaglia di Montaperti veröffentlicht hatte, das in jenem Libro di Montaperti vereinte Urkundenmaterial in extenso zu ediren, da es uns die beste und vollkommenste Auskunft über die Art und Weise biete, wie die Italienischen Comunen des 13. Jahrhunderts ihre Heere aushoben, mobil machten und ins Feld ziehen liessen. Er kam damals nicht dazu. Jetzt, fast zwanzig Jahre später, hat er es aber möglich gemacht, uns im 9. Bande der „Documenti di storia Italiana pubblicati a cura della r. deputazione sugli studi di storia patria per le provincie di Toscana, dell’ Umbria e delle Marche“ einen Abdruck der zahlreichen und durch einen Glücksfall zum grössten Theile erhaltenen Originalacten in einem stattlichen Bande vorzulegen und mit einer Einleitung zu versehen, welche alle wichtigen dieselben betreffenden Punkte abschliessend bespricht. Da die Ereignisse, welche zu der Schlacht von Montaperti führten und der Verlauf der Schlacht selbst im wesentlichen weiteren Kreisen bekannt sind, weil sich nicht nur die Kenner der Geschichte Mittelitaliens im 13. Jahrhundert und des Königs Manfred’s, sondern auch die Freunde Dante’s für sie interessiren, kann ich hier wohl von einer Skizzirung derselben absehen und auch den Inhalt der hier publicirten Actenstücke beiseite lassen, und darf mein Referat auf eine kurze Inhaltsangabe der Einleitung des Herrn C. Paoli beschränken. Bei der Sorgfalt, mit der der Herr Herausgeber wie immer gearbeitet hat, und bei der vollständigen Beherrschung aller der hier einschlagenden Fragen bleibt mir eben nichts übrig, als nur ein Referat zu geben.

Nach einer knapp gehaltenen Einleitung, die sich über die Ursachen, welche zu dem Kampfe zwischen Florenz und Siena im Jahre 1260 führten, verbreitet, wird über die Bedeutung des Libro di Montaperti als eines einzig dastehenden Documents zur Militärgeschichte des Mittelalters gehandelt. Denn die Sammlung, die sich über den [344] Zeitraum vom 9. Februar 1260 bis zum Tage vor der Schlacht erstreckt, hat eine grosse Zahl der Urkunden aufbewahrt, welche sich auf die Vorbereitungen beziehen, die theilweise von Tag zu Tag die Florentiner trafen, um diesen Kriegszug ins Werk zu setzen und auszuführen. Aber es sind nicht nur rein kriegerische Vorbereitungen, die wir aus ihnen kennen lernen. Die Urkunden enthalten die werthvollsten Angaben zur Topographie und Verwaltungsgeschichte von Florenz und seiner Grafschaft, haben uns die Namen zahlreicher Florentiner, bekannter und unbekannter, aufbewahrt und gestatten uns einen Einblick in sociale Verhältnisse, wie kaum ein anderes Document. Lernen wir doch z. B. allein die Namen von mehr als 200 Notaren aus ihnen. An diese mehr allgemeinen Bemerkungen schliesst sich eine detaillirte Beschreibung der jetzt in einen prächtigen Folioband gebundenen Urkundensammlung. Ursprünglich bestand sie aus neun verschiedenen Theilen (registri), welche die Aufzeichnungen der verschiedenen mit der Heeres-Ausrüstung, -Leitung und -Verproviantirung u. s. w. betrauten Magistrate enthielten und die den Sienesen als werthvolle Stücke der Siegesbeute in die Hände gefallen waren, und von diesen bis nach der Eroberung ihrer Stadt durch den ersten Mediceischen Grossherzog (1555) sorgfältig aufbewahrt wurden. Erst 1570 kam der Band nach Florenz. Seitdem ist er hier im Staatsarchive verblieben. Bedenkt man, dass von den älteren Urkunden, welche die Stadt Florenz betroffen, so unendlich viel verloren gegangen ist – besitzen wir doch keine der zahlreichen Abschriften mehr, welche von den Statuten der Comune (Podestà) und des Popolo vor dem Jahr 1300 gemacht worden sind –, so wird man zu glauben geneigt sein, dass wir die Erhaltung dieser merkwürdigen Actenstücke nur dem Umstände verdanken, dass diese Stücke der Florentiner Heereskanzlei den Sienesen 1260 in die Hände fielen. Sie haben sie dann, wie zahlreiche ihrer eigenen Urkundenbände aus dem 13. Jahrhundert beweisen, glücklicher aufbewahrt, als es die Florentiner zu thun im Stande waren. Heisst es doch z. B. bei G. Villani XII, 17, dass gelegentlich der Vertreibung des Herzogs von Athen aus Florenz (1353) im Palazzo „ogni atto e scritture vi furono prese e arse – – – e poi ruppero la camera di comune e di quella tratti tutti i libri ov’ erano scritti tutti gli sbanditi e rubelli e condannati del comune e arsi tutti; e simile rubati tutti gli atti dell’ uficiale della mercatanzia senza contrasto niuno“ etc. etc. –

Nachdem Herr C. Paoli diese neun ursprünglichen Abtheilungen, aus denen der heutige Libro di Montaperti zusammengesetzt ist, eingehend besprochen hat, gibt er die hier schon angedeutete Geschichte der Handschrift in einem 3. Capitel und deren litterarische Benutzung

[345] und Verwerthung in einem vierten. Dass der Abdruck der Urkunden selbst, in der Reihenfolge der neun verschiedenen Bestandtheile, dann diplomatisch exact ist, bedarf keiner weiteren Versicherung. Schreibfehler des Originals sind von dem Herausgeber im Text verbessert, doch ist die Lesart der Handschrift in den Anmerkungen notirt, die gelegentlich auch erläuternde Bemerkungen des Herausgebers[WS 1] zum Texte bringen. Vier ausführliche Register, welche die Urkunden in ihrer chronologischen Ordnung aufführen und Sachen-, Orts- und Namensverzeichnisse bringen, beschliessen diese musterhafte Publication.
O. Hartwig.     

Anmerkungen

  1. Herausgegeben von C. Paoli. Vgl. Bibliogr. Nr. 2921.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Heraugebers