Ich war, o Lamm, als Hirt bestellt
Ich war, o Lamm, als Hirt bestellt,
Zu hüten dich auf dieser Welt.
Hab’ dich mit meinem Brot geäzt,
Mit Wasser aus dem Born geletzt.
Hab’ ich dich an der Brust erwärmt.
Hier hielt ich fest dich angeschlossen,
Wenn Regengüsse sich ergossen,
Und Wolf und Waldbach um die Wette
Du bangtest nicht, hast nicht gezittert.
Selbst wenn den höchsten Tann zersplittert
Der Wetterstrahl – in meinem Schooß
Du schliefest still und sorgenlos.
Der blasse Tod! Die Schäferei,
Das Hirtenspiel, es hat ein Ende.
O Gott, ich leg’ in deine Hände
Zurück den Stab. – Behüte du
Bestattet bin – und dulde nicht,
Daß irgendwo ein Dorn sie sticht –
O schütz’ ihr Vließ vor Dornenhecken
Und auch vor Sümpfen, die beflecken;
Das allerbeste Futter sprießen;
Und laß sie schlafen, sorgenlos,
Wie einst sie schlief in meinem Schooß.