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Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang

Bestattet bin – und dulde nicht,
Daß irgendwo ein Dorn sie sticht –
O schütz’ ihr Vließ vor Dornenhecken
Und auch vor Sümpfen, die beflecken;

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Lass’ überall zu ihren Füßen

Das allerbeste Futter sprießen;
Und laß sie schlafen, sorgenlos,
Wie einst sie schlief in meinem Schooß.




Miserere.


     Die Söhne des Glückes beneid’ ich nicht
Ob ihrem Leben, beneiden
Will ich sie nur ob ihrem Tod,
Dem schmerzlos raschen Verscheiden.

5
     Im Prachtgewand, das Haupt bekränzt

Und Lachen auf der Lippe,
Sitzen sie froh beim Lebensbanquett –
Da trifft sie jählings die Hippe.

     Im Festkleid und mit Rosen geschmückt,

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Die noch wie lebend blühten,

Gelangen in das Schattenreich
Fortunas Favoriten.

     Nie hatte Siechthum sie entstellt,
Sind Todte von guter Miene,

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Und huldreich empfängt sie an ihrem Hof

Zarewna Proserpine.

     Wie sehr muß ich beneiden ihr Loos!
Schon sieben Jahr mit herben

Empfohlene Zitierweise:
Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang. Stahel'sche Buchhandlung, Würzburg 1857, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Musenalmanach_(7)_1857.djvu/411&oldid=- (Version vom 31.7.2018)