Hunnen vor dem Feind
[724] Hunnen vor dem Feind. (Zu dem Bilde S. 712 u. 713.) Es waren blutige Zeiten, jene Zeiten der Völkerwanderung vom vierten bis sechsten Jahrhundert n. Chr., wo unter dem Ansturm der hunnischen Horden von Osten her die germanischen Stämme gezwungen wurden. die alten Wohnsitze zu verlassen und nach Süden und Südwesten gegen die römischen Grenzen vorzurücken. Als ob eine übermächtige Gewalt die Nationen wie Spreu durcheinanderschüttelte, so stoben damals in buntem Gemisch die Völkerschaften durcheinander. Die Hand aller stand gegen alle, am gewaltigsten aber lastete der Arm der Hunnen auf der europäischen Völkerwelt, ihr König Attila führte die Geißel, vor der vom äußersten Osten bis zum italienischen Süden hinab die Reiche bangten, bis die vereinigten Römer und Westgoten durch die Schlacht auf den katalaunischen Feldern im Jahr 451 seinen Heeresmassen Halt geboten und ihn zum Rückzug zwangen. Eine bewegte Scene aus jenen Raubzügen der Hunnen hat der Maler unseres Bildes dargestellt. Eine Horde der wilden Sendlinge Asiens hat plündernd fremde Ansiedlungen überfallen, auf schnellen Rossen suchen sie die Beute zu entführen; sogar ein Mädchen, das nicht rechtzeitig mehr in die Wälder zu fliehen vermochte, wurde rasch aufs Pferd gebunden und muß nun als willkommene Beute den rasenden Schlachtritt mitmachen. Denn mitten in ihrer Plünderung sind die Hunnen ihrerseits von ihren rachedürstenden Gegnern überrascht worden und in rascher Wendung stürmen sie nun zum Angriff gegen den Feind.