Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Johann George, Chevalier de Saxe

Friedrich August von Rutowski Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Johann George, Chevalier de Saxe
Leopold Joseph von Daun
Wikipedia: Johann Georg von Sachsen (1704–1774)
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[74] Nr. 88. Johann George, Chevalier de Saxe, 1704–1774, ein Sohn August des Starken und der Gräfin Ursula Katharina Lubomirska, Reichsfürstin von Teschen. Er focht in verschiedenen Feldzügen mit Auszeichnung, erhielt deshalb 1763 den Oberbefehl über die sächsische Armee, wurde auch bald darauf zum Generalfeldmarschall ernannt. Als solcher erhielt er den Auftrag, das in den vorhergegangenen Kriegen in Verfall geratene sächsische Heer umzugestalten und in seinen Leistungen zu heben. Leider wurde seinem eifrigen und keineswegs erfolglosen Bemühen von dem 1765–1768 vormundschaftlich regierenden Prinzen Xaver nicht die Anerkennung zuteil, die es verdiente. Aus diesem Grunde nahm er 1770 seinen Abschied und zog sich in die Einsamkeit zurück, die er auch nicht wieder aufgegeben hat.

Als Gouverneur von Dresden wohnte der Chevalier wohl einige Jahrzehnte in dem Kurländer Palais, Zeughausplatz 3 (s. Nr. 29). Die Jahre von 1770 bis zu seinem Tode verlebte er in seinem neuen schönen Gartenpalais an der Langen Gasse, [75] jetzt Zinzendorfstraße 4 (O.-Nr. 446, 447), das zur Zeit vom Prinzen Johann Georg bewohnt wird. – Die Bodenfläche der Besitzung nahmen im 17. Jahrhundert zwei umfangreiche Gärten mit Vorwerken ein, die Kurfürst Johann Georg III. 1682 ankaufte, vereinigte und darin öfters glänzende Festlichkeiten veranstaltete. 1688 schenkte er das Grundstück mit seinen einfachen Gebäuden der durch besondere Schönheit ausgezeichneten[WS 1] Gräfin Margarethe Susanne von Zinzendorff. Bereits 1694 verkaufte sie es an ihren Bruder, den Geh. Rat, Kammerherrn und späteren Konferenzminister George Ludwig Graf v. Zinzendorff, den Vater des Stifters der Herrnhuter Brüdergemeinde. Nach diesem Besitzer wurde das Anwesen vom Volksmunde bis in die jüngste Zeit „Zinzendorffs“ genannt. Im siebenjährigen Kriege, namentlich 1758, erlitt es schweren Schaden. 1764 wurde das Besitztum von J. G. Chevalier de Saxe, gekauft, der bis 1770 das noch heute stehende Palais aufführen ließ. Nach seinem Tode erwarb Maria Antonie Walpurgis, die Kurfürstin-Mutter, das schöne Grundstück. Seit 1781 gehört es dem jedesmaligen Inhaber der damals vom Kurfürsten und nachmaligen König Friedrich August (1763–1827) errichteten Sekundogenitur. – Schon 1844–1845 war das Palais etwas umgestaltet worden; ein weit gründlicherer Umbau desselben erfolgte von 1855–1857 durch den feinsinnigen Künstler Hermann Nicolai, der als Nachfolger G. Sempers von 1850 an die Bauschule der hiesigen Kunstakademie leitete. In den erwähnten Jahren wurde nicht nur ein neuer Flügelbau errichtet, sondern auch dem Mittelpalais ein Stockwerk aufgesetzt. Namentlich erfuhr das Innere tiefeingreifende Veränderungen. (vergl. G. Beutel: Das Prinzliche Grundstück an der Zinzendorfstraße. Dresdner Geschichtsblätter 1894, Nr. 4, Seite 153–163.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: augezeichneten