jetzt Zinzendorfstraße 4 (O.-Nr. 446, 447), das zur Zeit vom Prinzen Johann Georg bewohnt wird. – Die Bodenfläche der Besitzung nahmen im 17. Jahrhundert zwei umfangreiche Gärten mit Vorwerken ein, die Kurfürst Johann Georg III. 1682 ankaufte, vereinigte und darin öfters glänzende Festlichkeiten veranstaltete. 1688 schenkte er das Grundstück mit seinen einfachen Gebäuden der durch besondere Schönheit ausgezeichneten[WS 1] Gräfin Margarethe Susanne von Zinzendorff. Bereits 1694 verkaufte sie es an ihren Bruder, den Geh. Rat, Kammerherrn und späteren Konferenzminister George Ludwig Graf v. Zinzendorff, den Vater des Stifters der Herrnhuter Brüdergemeinde. Nach diesem Besitzer wurde das Anwesen vom Volksmunde bis in die jüngste Zeit „Zinzendorffs“ genannt. Im siebenjährigen Kriege, namentlich 1758, erlitt es schweren Schaden. 1764 wurde das Besitztum von J. G. Chevalier de Saxe, gekauft, der bis 1770 das noch heute stehende Palais aufführen ließ. Nach seinem Tode erwarb Maria Antonie Walpurgis, die Kurfürstin-Mutter, das schöne Grundstück. Seit 1781 gehört es dem jedesmaligen Inhaber der damals vom Kurfürsten und nachmaligen König Friedrich August (1763–1827) errichteten Sekundogenitur. – Schon 1844–1845 war das Palais etwas umgestaltet worden; ein weit gründlicherer Umbau desselben erfolgte von 1855–1857 durch den feinsinnigen Künstler Hermann Nicolai, der als Nachfolger G. Sempers von 1850 an die Bauschule der hiesigen Kunstakademie leitete. In den erwähnten Jahren wurde nicht nur ein neuer Flügelbau errichtet, sondern auch dem Mittelpalais ein Stockwerk aufgesetzt. Namentlich erfuhr das Innere tiefeingreifende Veränderungen. (vergl. G. Beutel: Das Prinzliche Grundstück an der Zinzendorfstraße. Dresdner Geschichtsblätter 1894, Nr. 4, Seite 153–163.)
Nr. 89. v. Daun, Leopold Joseph, Reichsgraf, 1705–1766, war einer der trefflichsten Feldherren des 18. Jahrhunderts und seit 1754 Feldmarschall. Für die österreichische Armee, über die er Ende des Jahres 1748 den Oberbefehl erhalten hatte, schuf er eine neue Heereseinrichtung, an deren Verbesserung er fortgesetzt arbeitete. Besonders berühmt machte D. seinen Namen durch die beiden Siege, die er den 18. Juni 1757 in der Schlacht bei Kollin und den 14. Oktober 1758 durch den Überfall bei Hochkirch über Friedrich II. erfochten hatte.
Erstmalig sah D. die Türme Dresdens, als er in der ersten Novemberhälfte 1758 mit einem Heere vor der Stadt erschien. Damals hatte er sie kaum eine Woche belagert, aber nicht betreten. Gerade ein Jahr später zog er hier ein und wohnte seit dem 17. November 1759 in dem der Gräfin Mosczynska gehörigen Gartenpalais, zuletzt bis zu seinem 1871 erfolgten Abbruche Mosczinskistraße 5 (O.-Nr. 255). Bereits am folgenden Tage verlegte D. seine Wohnung in den Steinhäuser'schen Garten. Dieser dehnte sich von dem an der Hundsgasse, jetzt Palmstraße, stehenden ziemlich langen Wohngebäude bis an die Mittelgasse, jetzt Mittelstraße, aus und war 1720 von dem Geh. Kämmerer Johann Adam Steinhäuser erkauft worden. Im Besitze seiner Nachkommen blieb er bis 1782.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: augezeichneten
Adolf Hantzsch: Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1918, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/95&oldid=- (Version vom 24.4.2023)