Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Johann Christian Hasche
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[117] Nr. 130. Hasche, Johann Christian, 1744–1827, kann, obgleich er im Dorfe Nieska bei Mühlberg geboren war, doch als echter Dresdner gelten, da er bereits als Kind in unsere Stadt kam. In seinem langen hier verbrachten Leben lernte er sie sehr genau kennen und so lieb gewinnen, daß er sich von 1773 an dauernd der Erforschung ihrer Geschichte widmete. Unter allen älteren Schriftstellern, die über Dresden geschrieben haben, ist er der fruchtbarste gewesen. H's. Lebensgang war ganz einfach. Nachdem der Chronist die Kreuzschule besucht und in Leipzig seit 1768 fünf Jahre Theologie studiert hatte, kehrte er sofort in unsere Stadt zurück und erwarb sich hier seinen Unterhalt zunächst durch Erteilung von Privatunterricht in bürgerlichen und vornehmen Häusern, daneben aber auch durch Schriftstellerei. So schrieb er von 1776–1782 nicht nur für die „Dresdner gelehrten Anzeigen“ eine größere Anzahl theologischer und geschichtlicher Aufsätze, sondern auch seine bekannte und als Quelle noch heute gern benutzte „Umständliche Beschreibung Dresdens mit allen seinen äußern und innern Merkwürdigkeiten, historisch und architektonisch“, deren erster Teil 1781, der zweite 1783 in Druck erschien. Da ihm die Lehr- und Schriftstellertätigkeit soviel eintrug, daß er davon seine bescheidenen Lebensbedürfnisse bestreiten konnte, bewarb er sich um kein geistliches Amt, lehnte aber die ihm 1788 angebotene Stelle eines Predigers bei den Festungsbaugefangenen nicht ab, da er in diesem Amte seine geschichtlichen Studien nicht aufzugeben brauchte. So setzte er das 1784 begonnene Werk: „Magazin der Sächsischen Geschichte“ bis zum Jahre 1791 fort. Es umfaßt acht Jahrgänge, von denen jeder zahlreiche teils größere, teils kleinere Aufsätze enthält, die sich meist auf Dresden, aber auch auf andere sächsische Städte beziehen und verschiedene ortsgeschichtliche Gegenstände behandeln. Ungleich wertvoller ist die fünf Bände füllende „Diplomatische Geschichte Dresdens von seiner Entstehung bis auf unsere Tage“. H. [118] veröffentlichte sie in den Jahren 1816–1822. Diesem Werke fügte er ein ziemlich umfangreiches „Urkundenbuch zur Dresdner Geschichte“ bei, das er aber trotz weiteren noch zur Verfügung stehenden Arbeitsstoffes nicht fortsetzte, weil, wie er am Schlusse des Buches bemerkt, es der Liebhaber zu wenig sind und weil er die teuren Urkunden für gewisses Geld seinen Lesern nicht umsonst liefern will.
Da H. als Geistlicher es bei seinen Zuhörern, den Baugefangenen, allermeist mit rohen, zum Teil sehr schweren Verbrechern zu tun hatte, die in den Gewölben des Festungswalles am Pirnaischen Tore untergebracht waren, so mag sich H., um in seinen Predigten richtig verstanden zu werden, dabei gewiß einer besonders derben Ausdrucksweise bedient haben. Der hiesige Chronist Dr. Schäfer sagt in einem seiner Aufsätze: „H. war als Prediger der Abraham a Sankta Clara.“ – Nachdem er sich 1822 in den Ruhestand hatte versetzen lassen, starb er fünf Jahre später nach einem langen, arbeitsreichen Leben.
Vom Beginn seiner Wirksamkeit als Geistlicher wohnte der überaus fleißige und verdienstvolle Dresdner Geschichtsschreiber laut Wohnungsbuch von 1797 „über dem Pirnaischen Thore", d. h. in den Räumen, die sich über der 1780 auf dem genannten Tore errichteten Festungsbaukirche befanden. Als man diese im Sommer 1820 abbrach, wurde der Gottesdienst für die Baugefangenen in die Kapelle des an der Annenstraße stehenden Jakobshospitals verlegt. H. schlug deshalb sein Heim in dem Hause Am See Nr. 560, jetzt 16 (O.-Nr. 604) auf, wie noch das Adreßbuch von 1827 nachweist. In demselben Jahre aber, wahrscheinlich zu Ostern, hat er aus unbekanntem Grunde seine Wohnung nochmals gewechselt. Nach dem Totenbuche der Annenkirche vom Jahre 1827 ist H. am 25. Juli, alt 83 Jahre 7 Monate, in der Poppitzer Gemeinde Nr. 593b verstorben. Dieses dem Plane nach kleine Gebäude stand in einem Garten, der an seiner Ostseite von dem am nahen Falkenhofe beginnenden und nach dem Feldschlößchen führenden Wege begrenzt wurde. Letzterer trug damals die Bezeichnung „Vor dem Falkenschlage“. 1839 erhielt H's. letztes Wohnhaus die O.-Nr. 1693 und die Haus-Nr. 7. Nach seiner später erfolgten Niederlegung errichtete man auf dem gewonnenen Raume das Gebäude jetzt Falkenstraße 10 (O.-Nr. 125).