Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Gebhard Leberecht von Blücher
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[116] Nr. 129. v. Blücher, Gebhard Leberecht, Fürst von Wahlstadt, 1742–1819, der berühmte Feldherr und volkstümlichste Held des deutschen Befreiungskrieges, allgemein „Marschall Vorwärts“ genannt, begann seine militärische Laufbahn im schwedischen Dienst. 1760 trat er in die preußische Armee ein, in der er aber, weil übergangen, 1772 seinen Abschied nahm und nun fünfzehn Jahre lang dem Militärdienst fernblieb. In dieser Zeit widmete er sich der Landwirtschaft. Von 1787 wieder als Offizier tätig, errang er seine glänzendsten kriegerischen Erfolge in den Jahren 1813–1815. So siegte B. mit seiner schlesischen Armee am 26. August 1813 an der Katzbach über Macdonald, wofür er später den Titel „Fürst von Wahlstadt“ erhielt, und am 16. Oktober über Marmont bei Möckern. Unermüdlich verfolgte B. die bei Leipzig völlig geschlagene französische Armee, ging am Neujahrstage 1814 über den Rhein, besiegte den 1. Februar Napoleon bei La Rothière, den 9. März bei Laon, wurde vom Kaiser der Franzosen den 16. Juni 1815 bei Ligny zwar geschlagen, da die ihm versprochenen 20 000 Engländer nicht eintrafen, entschied aber die Schlacht bei Belle Alliance am 18. Juni und nahm, wie schon am 31. März 1814 geschehen, am 7. Juli 1815 wiederum am Einzuge der Verbündeten in Paris teil.
Nur einmal, und da auch nur wenige Tage, weilte Fürst B. in Dresden. Am 30. März 1813 traf er hier ein und nahm Wohnung im Räcknitz'schen Hause, jetzt Kaiser-Wilhelm-Platz 10. Gleich nach seiner Ankunft ließ er an den Straßenecken zwei von ihm am 23. März bereits in Bunzlau unterzeichnete Aufrufe anschlagen. Der eine galt den von ihm befehligten Truppen, die zur Milde und Menschlichkeit gegen die sächsische, bez. Dresdner Bevölkerung ernstlich ermahnt wurden, der andere Aufruf wendete sich ausschließlich an die Sachsen und [117] forderte sie in schwungvollen Worten auf, das verhaßte französische Joch abzuwerfen und sich den Preußen anzuschließen, aber auch die nötigen Bedürfnisse der eingetroffenen Soldaten zu befriedigen. Als sich freilich herausstellte, daß B. ohne Bezahlung sehr starke Lieferungen verlangte, erhob die vom König Friedrich August zur Weiterführung der Regierungsgeschäfte für die Zeit seiner Abwesenheit eingesetzte Immediat-Kommission schriftlich Einspruch, da Sachsen sich nicht im Kriege mit Preußen befände, erreichte aber damit nur, daß B. in einem Antwortschreiben vom 31. März versprach, die Drangsale des Krieges dem Lande soviel als möglich zu erleichtern und der Hoffnung Ausdruck gab, „später die geforderten Lieferungen bezahlen zu können“. Scharf rügte er freilich den „ungeziemenden Ton“ der Eingabe, was die genannte Kommission schleunigst veranlaßte, dem preußischen Heerführer ihre Ergebenheit zu versichern. Trotzdem mußte auf seinen Befehl sein Schreiben im Dresdner Anzeiger unter militärischer Bewachung wortgetreu abgedruckt und dann angeschlagen werden. Bereits am 2. April verließ B. mit seinen Truppen unsere Stadt und begab sich über Freiberg und Chemnitz nach Penig.