Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Christian Gotthelf von Gutschmid

Friedrich August Krubsazius Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Christian Gotthelf von Gutschmid
Giovanni Baptista Casanova
Wikipedia: Christian Gotthelf von Gutschmid
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[102] Nr. 117. v. Gutschmid, Christian Gotthelf, 1721–1798. Als Sohn eines Pfarrers studierte er anfangs Theologie, wandte sich aber wegen Kränklichkeit der Rechtswissenschaft zu, wirkte erst als Rechtsanwalt, dann als Universitätsprofessor in Leipzig und übernahm 1762 die Leitung des Geheimen Archivs in Dresden. Im folgenden Jahre erhielt er vom Kurfürsten Friedrich Christian den Auftrag, seinem Kurprinzen Friedrich August in den Rechts- und Staatswissenschaften Unterricht zu erteilen. Als letzterer den Thron bestiegen hatte, erhob er 1770 seinen von ihm hochgeschätzten Lehrer G. zum Konferenz-, und zwanzig Jahre später zum Kabinettsminister. In diesen hohen Stellungen ist er unermüdlich dafür tätig gewesen, auf verschiedenen Gebieten, namentlich aber im Justizwesen, wichtige Verbesserungen einzuführen. Beispielsweise wirkte er für Abschaffung der Tortur, für Einführung von Prozeßtabellen, Einrichtung von besonderen Rentämtern usw. Wie uneigennützig der treffliche Mann war, zeigt folgende Tatsache. Gelegentlich der im August 1791 im Schlosse zu Pillnitz stattfindenden Zusammenkunft zwischen König Friedrich Wilhelm II. von Preußen mit dem Kaiser Leopold II. hatte letzterer dem Minister G. 2000 Dukaten geschenkt. Der Empfänger dieser Summe verwendete sie zu einer Stiftung, aus der solche österreichische Pfarrerssöhne unterstützt werden [103] sollten, die auf sächsischen Universitäten zu studieren beabsichtigen. Es war ein wohlverdientes Lob, wenn der allgemein beliebte Minister vom Volke „Gutschmid der Gerechte“ genannt wurde.

Den größten Teil der Zeit, die dieser vorzügliche Staatsmann in Dresden verlebte, war er Besitzer und bis zu seinem Tode auch Bewohner des Hauses Am Zwinger Nr. 1a, das der Nordwestecke des Prinzenpalais fast gegenüberstand. Im 19. Jahrhundert hat es auch der berühmte Botaniker Ludwig Reichenbach bewohnt. 1850 wurde das Gebäude abgebrochen und auf seinem Raume beim Umbau des Zwingers ein neuer Ausbau angesetzt.