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sollten, die auf sächsischen Universitäten zu studieren beabsichtigen. Es war ein wohlverdientes Lob, wenn der allgemein beliebte Minister vom Volke „Gutschmid der Gerechte“ genannt wurde.

Den größten Teil der Zeit, die dieser vorzügliche Staatsmann in Dresden verlebte, war er Besitzer und bis zu seinem Tode auch Bewohner des Hauses Am Zwinger Nr. 1a, das der Nordwestecke des Prinzenpalais fast gegenüberstand. Im 19. Jahrhundert hat es auch der berühmte Botaniker Ludwig Reichenbach bewohnt. 1850 wurde das Gebäude abgebrochen und auf seinem Raume beim Umbau des Zwingers ein neuer Ausbau angesetzt.


Nr. 118. Casanova, Giovanni Baptista, 1728–1795, kam aus seiner Geburtsstadt Venedig schon in jungen Jahren nach Dresden, wurde hier erst von Louis de Silvestre und nach dessem Weggange nach Paris von dem Maler Christian Dietrich unterrichtet. Um sich in seiner Kunst zu vervollkommnen, ging C., vom Kurfürsten von Sachsen unterstützt, 1749 auf drei Jahre zunächst nach Venedig, von dort mit Raphael Mengs nach Rom, wo er als dessen eifriger Schüler zehn Jahre lang arbeitete, und sich zu einem tüchtigen Künstler ausbildete, der auch als Zeichner geschätzt war. Er blieb auch dann noch in Rom, nachdem Mengs 1761 wegen seiner Ernennung zum spanischen Hofmaler sich nach Madrid begeben hatte. Damals wurde C. Lehrer der Malerin Angelika Kauffmann, erteilte aber auch seinem Freunde Winckelmann Unterricht. 1764 führte ihn seine Berufung als Professor an die Kunstakademie nach Dresden zurück, wo er nun dauernd seinen Wohnsitz nahm. Später wurde ihm die Leitung dieser Kunstanstalt übertragen.

Von den zahlreichen Gemälden, die C. nach Kläbe hier geschaffen, seien nur angeführt „Die Verschwörung des Catalina“, „Das Orakel zu Delphi“, „Die sterbende Kleopatra“, „Johannes in der Wüste“, „Maria Magdalena“ usw. Außerdem malte C. die Bildnisse von etwa 50 Dresdner Kunstfreunden und lieferte auch Zeichnungen. Ferner hat er sich schriftstellerisch betätigt und ein Werk hinterlassen, das den Titel führt: „Vollständiger theoretischer Kursus über die Malerei“. An der gesamten Veröffentlichung hinderte ihn der Tod; nur der erste Band wurde gedruckt.

Das Geburtsjahr C.'s ist stark umstritten. Vielleicht aus diesem Grunde erwähnen es Kläbe und Keller überhaupt nicht. Die bisherige letzte Auflage der Konversations-Lexika von Brockhaus und Meyer sowie Singer in seinem Allgemeinen Künstler-Lexikon geben das Jahr 1722 an; die Allg. D. Biogr. nennt das Jahr 1728. Nagler schreibt in seinem Neuen Allgemeinen Künstler-Lexikon: „C. geb. zu Venendig 1729, nach anderen schon 1722“, während Müller in seinem Buche Vergessene Künstler usw. Seite 127 in Anmerkung 1 erklärt, der in Frage stehende italienische Maler habe am 4. November 1730 das Licht der Welt erblickt. Um zu ermitteln, welches von den angeführten Jahren das richtige sei, wurde die zuverlässigste Quelle, das im hiesigen Ratsarchiv aufbewahrte Kirchenzettelbuch aus dem Jahre 1795 zu Rate gezogen. Darin befindet sich unterm 11. Dezember wörtlich folgender Eintrag: „Johannes