Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Anna Constanze von Cossell

Friedrich Vitzthum von Eckstädt Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Anna Constanze von Cossell
Ursula Katharina von Lubomirska
Wikipedia: Constantia von Cosel
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[40] Nr. 43. Cossell[1], Anna Constanze, geb. v. Brockdorf, Gräfin v., 1680–1765, Geliebte August des Starken, dem sie zwei Töchter und einen Sohn gebar. Wahrscheinlich schon um 1703 war sie mit ihrem Gemahl, dem Geh. Rat und späteren Kabinettsminister Adolf Magnus v. Hoym nach Dresden gekommen. Es dauerte gar nicht lange, so trat der König zu der schönen und sehr geistreichen Frau in nahe Beziehungen. Um sie für ihn ganz frei zu machen, wurde ihre Ehe getrennt. Neun Jahre lang hat die C. ihren fürstlichen Freund völlig beherrscht und sich infolge seiner Freigebigkeit ein großes Vermögen erworben. Soll sie doch (nach Vehse) nicht nur fortgesetzt reiche Geschenke erhallen, sondern auch ein Jahreseinkommen von 100 000 Talern bezogen haben. 1706 war sie auf des Königs Betrieb durch Kaiser Franz Joseph I. zur Reichsgräfin von Cossell (nach einem Brockdorf'schen Familiengute in Holstein) erhoben worden. Auch sie fiel später bei August dem Starken in Ungnade, zum Teil mit aus dem Grunde, weil sie zum Ärger der Minister versucht hatte, auf die Regierung und Politik Einfluß zu gewinnen. Etwa zwei Jahre hielt sich die Gräfin gegen den Willen des Königs außerhalb Sachsens auf. Als sie von Berlin nach Halle kam, wurde sie [41] auf seine Veranlassung 1716 durch preußische Behörden verhaftet, nach Sachsen zurückgebracht und ihr die Bergfeste Stolpen zum dauernden Wohnsitz angewiesen. Hier ist sie nach fast fünfzigjähriger Gefangenschaft gestorben und begraben worden.

1705 hatte Freifrau von Hoym, spätere Gräfin C., zwei an der Kleinen Brüdergasse nahe dem Schlosse gelegene Häuser erkauft, von denen das eine an der Ecke des Taschenbergs dem Hauptmann des Erzgebirgischen Kreises Haubold v. Einsiedel, das danebenstehende dem Kammerherrn v. Haugwitz gehörte. Beide wurden mit einigen anderen an der Kleinen Brüdergasse stehenden und ebenfalls von der Gräfin käuflich erworbenen Häusern abgebrochen und auf ihrem Raume jener Bau aufgeführt, der den Mittelteil des heutigen Prinzenpalais, jetzt Taschenberg 3 (O.-Nr. 736, 737, 752), bildet. Seinen Westflügel erhielt es 1756, den Ostflügel zehn Jahre später. Da das Palais der Gräfin C. zur Wohnung dienen sollte, ließ es August der Starke vorher fürstlich einrichten. Die Möbel allein kosteten 200 000 Taler. Natürlich durfte die Gräfin das herrliche Gebäude nur so lange bewohnen, als sie sich der Gunst des Königs erfreute. Einige Jahre später, nachdem sie es verlassen, bezog es der Kurprinz.


  1. In den meisten Büchern, die der Gräfin C. gedenken, wird bei ihrem Namen die Schreibweise „Cosel“ angewendet, während die Geschoßbücherauszüge und die Kaufbücher die Schreibformen Cossel, Coßel, Cossell und Kosel aufweisen. „Die Gräfin selbst schrieb sich ebenso wie ihre Kinder Cossell“, so berichtet Dr. K. v. Weber in seinem umfassenden Aufsatze über sie, der im 9. Bande des Archivs für Sächsische Geschichte veröffentlicht worden ist. Deshalb habe ich diese Schreibweise festgehalten, obgleich „in den offiziellen Schriften meist Cossel geschrieben wird“.