Textdaten
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Autor: Wilhelm Hertz
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Titel: Heimkehr
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aus: Gedichte, S. 51f.
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[51]
Heimkehr.

Es steht ein Gartenhaus am Berge,
     Da tönt’ es einst in schönen Tagen
Wie wonnig bräutliches Geflüster,
     Wie süßes Fleh’n und sanft Versagen.

5
Da war es, als die Reben blühten

     Und traulich sich durch’s Gitter schlangen,
Daß ich mit tollen, sel’gen Armen
     Mein erstes Jugendlieb umfangen.

Was führt mich aus den weiten Landen

10
     Gerade hier mein Weg vorüber?

Das lust’ge Haus ist längst zerfallen,
     Und weiße Flocken wehen drüber.

Und auf dem wankenden Gebälke,
     Da lagern heis’re Dohlenschaaren. –

15
Wer denket wohl an dieser Stätte,

     Daß hier zwei Menschen glücklich waren?

[52]

Vorbei, vorbei, ihr Erkerthore!
     Erkennt ihr mich, ihr alten Gassen?
Ihr seid mir treu und hold geblieben,

20
     Mein Lieb, das hat mich längst verlassen.


Und durch des Volkes ems’ge Schaaren,
     Da schnauben stolze Berberrosse,
Ein hohes Weib mit bleichen Wangen
     Sitzt düster in der Staatskarrosse.

25
Ihr grauer, gichtgekrümmter Gatte

     Lehnt laß und mürrisch ihr zur Seiten;
Ihr Haupt ist auf die Hand gesunken, –
     Denkt sie vielleicht vergang’ner Zeiten?

Ich stand noch thränentrüb am Wege,

30
     Da sie schon längst vorbeigefahren. –

Wer denkt wohl von uns beiden Menschen,
     Daß wir zusammen glücklich waren?