Auf der Wanderung
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Auf der Wanderung.
Ich wandre meine Straße fort,
Und Abendwinde wehen,
Da seh’ ich an dem Fenster dort
Ein weinend Mädchen stehen.
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Der Anblick nimmt das Herz mir ein Mit Wehmuth und mit Sehnen,
Als sollte ich berufen sein,
Zu stillen diese Thränen.
Was blickst du, unbekannte Maid,
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So flehend hold herüber?Du bleibst mir fremd, und fremd dein Leid, –
Ich wandre stumm vorüber.
Bald wirst du glüh’n in neuer Lust
Bei Scherz und Spiel und Reigen,
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Und wirst an eines Andern BrustDein Haupt getröstet neigen.
Ich aber will durch alle Welt
Bis zu den spät’sten Tagen
Dein Bild, vom Abendroth erhellt,
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Im tiefen Herzen tragen. –
Am Thore schaut’ ich noch einmal
Zurück zum bleichen Kinde,
Sie stand im letzten Abendstrahl,
Das Fenster schwankt’ im Winde.