Haenel Kostbare Waffen/Tafel 46

Tafel 45 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 46
Tafel 47
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TAFEL 46
PRUNKDEGEN UND DOLCHE
MIT GOLDENEN GRIFFEN
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[92] a. u. b. Als Hauptmotiv zeigt die Dekoration verschlungene Bänder in weißem Email mit Schildkröten und Schnecken in Blau, die sich frei über einen, mit grünen und roten Blumen in translucidem Email verzierten Grund abheben. – Die Klinge des Degens mit Name und Marke des Tomas de Aiala, die des Dolches mit Marke des Juan Martinez.

Inventar der Rüstkammer 1567, Fol. 96: Ein Rappir tolch umd gurttell beides mitt gannz guldenen hefften Kreuzenn beschlegen und orthbendernn mit durchbrochenem laubwergk schönn geschmelzt So König Maximilian Churfürst Augusten zu Franckfurt verehrtt.

Im Ges. Inventar von 1606, S. 468, dabei der Zusatz: „in wehrendem Wahltag“. Die Stücke wurden (Inv. Churkammer 1716, S. 85) am 8. Januar 1728 ins Grüne Gewölbe abgegeben, von wo sie 1913 wieder in die Rüstkammer zurückgegeben wurden. Die genannten Leibgürtel (und Gehänge) sind nicht mehr vorhanden. – Auf dem Wahltag zu Frankfurt, vom 4. November bis 4. Dezember 1562, den Kurfürst August besuchte, wurde Maximilian zum römischen König gewählt; 1564 folgte er seinem Vater Ferdinand I. als Kaiser. – Die ungewöhnlich reiche und vornehme Arbeit ist der an dem sogen. Prunkdegen Karls V. in Wien (N. 379, Album I. 20, II. 44) verwandt, die Boeheim einem italienischen, wohl florentiner Meister um 1550, Zimmermann (Die bildenden Künste am Hofe Herzog Albrechts V. von Bayern) dem Münchner Ambrosius Gemlich, nach dem Entwurf Hans Mielichs um 1530, zuschreibt. Der Degen des Malteser Großmeisters Jean Parisot, den er für die ruhmreiche Verteidigung Maltas gegen Sultan Soliman II. vom Papst Pius IV. empfing, jetzt als „épeé de la Religion“ in der Nationalbibliothek zu Paris, sowie das Prunkschwert mit goldemailliertem Griff im Kasseler Museum zeigen den Stil Mielichs wesentlich ausgeprägter als unser Stück, bei dem die symmetrische Aufteilung der Flächen in Kartuschen mit Medaillons, Rollwerk und Schnecken zugunsten eines gleichmäßigen Linienspieles, das in freiem Fluß den Kern des Gerüstes überzieht, gedämpft erscheint.

c. u. d. Dekoration von Schlangen in blauem Email, die sich über den Kern des Gefäßes ringeln und zwischen Früchten, weißen und grünen, ihre Köpfe verschränken; der Grund zeigt ein Linienornament in schwarz. – Der Klingenansatz mit Gold und Silber tauschiert.

Inventar der Rüstkammer 1567, Fol. 96: Ein Rappir und tolch sambt der gürtell, das Rappir und tolch jedes mit einem aufstecker, beides mit ganz guldenen hefften, orthbendernn unnd beschlegenn, auch einem zugehörigen teschlein, mit einem guldenen ring oder schloß, alles mitt gewuchsenn grun geschmelz dordurch gewundenen schlangenn blaw geschmelz so herzog Albrecht zw Beyernn Churfürstenn Augustenn verehrett.

Albrecht V. von Bayern, reg. 1550–1579, bekannt als vielseitiger und großzügiger Förderer der Künste, dürfte wohl einen Münchner Meister mit der Anfertigung dieser kostbaren Waffe beauftragt haben; doch zeigt sie keine Ähnlichkeit mit den bekannten Werken Hans Mielichs.

e. u. f. Auf stumpfem Grund Schlangen in blau und schwarz, weißes Rollwerk, Drachen- und groteske Hundeköpfe, in die auch die Stangenenden auslaufen. – Auf der Klinge die Marke der Sahagun.

Inventar der Rüstkammer 1167, Fol. 96: Ein Rappir mit einem ganz guldenen Hefft kreuz unnd Knopff mit schlangenn und laubwergk schön erhaben … so der Erzherzog Ferdinand Churfürst Augustenn verehrtt.

Erzherzog Ferdinand von Tirol (1529–1595), Kurfürst Augusts Jugendfreund, war u. a. im Jahre 1574 auf der Reise von Karlsbad in Dresden; er hat mit dem Freunde und Waffenbruder vielfach Geschenke ausgetauscht (s. Seite 12, zu Tafel 6b). Auf dem Bildnis des Kurfürsten von Hans Crell, dem Leipziger Fürstenmaler von 1561 (Dresden, Hist. Museum) führt August den Degen. Ehrenthal (Zeitschr. f. hist. Waffenk. I, 108) verwechselt den Degen, ohne zu wissen, daß er sich damals im Grünen Gewölbe befand, trotz der genauen Beschreibung des Inventars von 1606, die er zitiert, mit dem Rapier des Diego de Caias (E. 577). – In der pikanten Eigenwilligkeit der Zeichnung ist die Garnitur eine der persönlichsten Arbeiten der ganzen Gruppe.