Haenel Kostbare Waffen/Tafel 47

Tafel 46 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 47
Tafel 48
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TAFEL 47
RAPIER KURFÜRST CHRISTIANS I. (1560–1591)
1575
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[94] Die Farben des Emails auf dem mattierten Goldkern sind weiß, blau und schwarz. Die Dekoration besteht aus Fruchtgehängen und Bändern, zwischen denen, als Mittelstück des Griffes, ein blauer Flügel aufgehängt ist, während am Kreuz eine weiße Muschel über einer Maske auf einem Bande ruht. Auch der Knauf zeigt groteske Masken in den Biegungen der Festons. Auf der Klinge die Bezeichnung: Andres Garcia.

Ges. Inventar 1606, S. 469. Ein Rappir und tolch mit einem bogen, doran die Knöpff, hefft, Creuz, ganz gold und erhobener schmelzwergkarbeit, die Klingen Kurz, dorauf Andrees, in schwartz sammeten scheiden mit güldenen beschleg und Ortbenderen, welches Kaiser Maximilianus hochlöblichster seliger gedechtnus herrn Christian, hertzogen zu Sachßen, vorehret.

Kaiser Maximilian II. war vom 12. bis 18. April 1575 zum Besuch seines Jugendfreundes, des Kurfürst August in Dresden. Seine vier Söhne und zwei Töchter waren in seiner Begleitung; der Kurfürst Johann Georg I. von Brandenburg, der Administrator des Erzstiftes Magdeburg, der Fürst Joachim Ernst von Anhalt, die Gesandten von Spanien und Savoyen hatten sich gleichfalls eingefunden. Bei dieser Gelegenheit mag der Kaiser die kostbare Waffe dem damals fünfzehnjährigen Kurprinzen Christian geschenkt haben. Die Maße von Griff und Klinge weisen auch auf den Gebrauch durch einen Knaben hin.

Der künstlerische Stil der Goldschmiedearbeit zeigt in Einzelheiten, besonders in der Gestaltung der Stangenenden, die wie Blütenkronen auf den spiralig aus dem sechskantigen Kern herauswachsenden weißen Stäben sitzen, unverkennbare Verwandtschaft mit dem des Degens Tafel 48, dessen Meister Pery Juan Pockh in Madrid war. – Ehrenthal (a. a. O. S. 108) war es, wie bei Tafel 46e und 46f, entgangen, daß die Garnitur sich im Grünen Gewölbe befand, wohin sie wahrscheinlich mit den anderen Stücken der Gruppe im Jahre 1728 abgegeben war. Auch die Tatsache, daß das Inventar von 1567 nichts von der Garnitur weiß, stützt die Annahme, daß sie erst 1575 nach Dresden gelangte.