Häretiker (Fragmente)
des Gedichtes «Häretiker»
oder «Johann Hus»
Widmung des Gedichtes
an P. Joseph Šafárik
Des Nachbars neues, gutes Haus
Hat böser Nachbar angezündet,
Wärmt sich genug und legt sich schlafen
Und denkt bei sich: Nun ist es aus!
Die graue Asche in den Wind;
Still liegt die Asche auf dem Brandplatz,
Und in der Asche glüht und glimmt
Ein Funke noch des großen Feuers,
Harrt er auf einen neuen Zünder
Wie Rächer eine lange Zeit.
Und lange, lange glomm der Funke,
Aufflackernd leise dann und wann –
Und zu verlöschen fing er an.
So zündeten die deutschen Fürsten
Das große Haus des Slawentums,
So warfen sie den Brand der Zwietracht
Es floß das Blut in Strömen, löschend
Den Brand, und ruhig teilten dann
Die Deutschen unter sich die Stätte
Samt Waisen. Und so wuchs heran
Unwissend in der Sklaverei,
Von wem es ist gekettet worden
Und was es soll und wer es sei.
Verlöschend, lange Zeit schon wartend
Auf eine starke Hand, ein kühnes
Gemüt. Da kamst du. In der Asche
Entdeckt dein kühner Adlerblick,
Gedrückt, erstickt vom Mißgeschick.
Du grubst hervor ihn und entfachtest
Zum hellen, hehren Freiheitsbrand,
Und die unsel’gen Slawenkinder
Du hast sie alle abgezählt
Nicht Slawen, sondern Slawenleichen.
Und auf dem großen Leichenfeld,
Dem Tränenfelde sondergleichen,
Und sieh’! Die Toten lebten wieder
Und standen auf, umarmten sich
Und sprachen liebend: Brüder! Brüder!
Und die reichten sich die Hände
Und alle Slawenströme flossen
Von nun in ein gemeinsam Meer.
So sei dir Ruhm von allen Slawen,
Du Hort der Slawenbruderschaft,
Du unser Recht emporgerafft.
Dein neues, freies Slawenmeer
Bald schwillt’s zu neuem Leben an,
Bald trägt’s breitsegelige Schiffe
So sei dir Ruhm, du großer Tscheche,
So sei dein Name hoch und hehr;
Du hast alle Slawenströme
Geführt in ein gemeinsam Meer.
Auch dies mein kunstlos, arm Gedicht,
Das von dem Märtyrer der Freiheit,
Vom großen Tschechenhelden spricht,
Vom Johann Hus. Empfang’s, o Vater,
Daß alle Slawen Brüder werden
Und Wahrheitssöhne ohne Scheu
Und ohne Wanken, wie der große
Häretiker dort in Konstanz,
Und ew’gen, klaren Ruhmesglanz.
Der Anfang des Gedichtes
«Rings Unrecht, Druck und Sklaverei,
Die hartbedrückten Völker schweigen,
Auf dem Apostelthrone sitzt
Ein fetter Mönch, vor dem sich alle beugen.
Verpachtet gar das Paradies…
O Gott, wo bleibt denn dein Gericht,
Wo bleibt dein Heil, das uns dein Sohn verhieß?
Dein Wort getreten in den Staub
Dein Ruhm verhöhnt und deine Macht…
Willst du zum zweitenmal nicht deinen Tempel säubern?
In schweren Fesseln stöhnt die Welt,
Die Mutter stöhnt mit ihren Kindern,
Zu stellen und der Mutter Schmerz zu lindern.
Und niemand wagt’s, der Wahrheit Banner
Siegreich und stolz emporzutragen
Und kommt denn nie der Strafe Zeit,
Ob auch so lang man hoff’ und harre?
Zerbrechen die drei Kronen nie
Wir auf der stolzen päpstlichen Tiare?
Mich, Gott, doch nicht zu deinem Rächer!
Zum Zeugen nur! Denn schwach ist meine Kraft,
Und meine Hände sind noch schwächer.
So segne denn mein stilles Wort,
So dachte einsam Johann Hus,
Der Wahrheitsfreund, in seiner stillen Zelle.
Befreien wollte er das Volk
Von schrecklichen uralten Ketten,
Den Glauben von der Pfaffen Hand erretten.
«Auf denn zum Kampf! Es mag geschehn!
Gott wird die Wahrheit nicht verlassen!»
Und in die Bethlehemskapelle