Guttenbergs Schmerz
„Nun, Guttenberg, schaff’ endlich Rath:
Kein Bissen Brot ist mehr im Schreine!
Was hilft das Grübeln früh und spat –
Schleif wieder fleißig Edelsteine!
„Das lohnt doch, während höchstens frommt
Die neue Kunst einst einem Andern!
Und wenn uns nicht bald Hülfe kommt,
So müssen wir als Bettler wandern!
„Zwar hast Du oft gesagt, wie oft,
Du würdest selbst der große Helfer,
Auf den die Menschheit längst gehofft!“
So klang des Weibes Hohngebelfer.
Herr Guttenberg, das dunkle Roth
Gerechten Zornes auf den Wangen,
Mit einem Blick voll Hoheit droht,
Dann ist zur Werkstatt er gegangen.
Hier spricht er: „Ja, ich werde sein,
Wie Du mich oft genannt im Hohne:
Ein Heiland ohne Heil’genschein,
Ein Heldenkönig ohne Krone!
„Hier steht mein wack’res Kriegerheer!
Du blickst mit Recht darauf verwundert;
Denn trau’n, der Helden sind nicht mehr,
Als wie Du siehst: ein Viertelhundert.
„Und dennoch werden sie die Welt
Gestalten neu in Blitzesschnelle,
Was ihnen auch entgegenstellt
Die Hölle und die Klosterzelle!
„Ihr Feldgeschrei: „Es werde Licht!“
Macht um den Erdkreis kühn die Runde,
Bis daß die letzte Fessel bricht
Und alle Völker rings im Bunde!
„Denn tapfer, so wie sie, so treu –
Noch keine je das Feld betraten:
Kaum aus der Schlacht, so steh’n sie neu
Gerüstet da zu frischen Thaten!
„Ja, wisse, Weib: es ist vollbracht –
Die große Schöpfung ist gelungen:
Die Frucht so mancher langen Nacht
Ist endlich an das Licht gedrungen!“
„Bekommst Du Geld nun, lieber Mann?“
„Was, Geld! Ich habe hier die Helden – –“
Da klopft es draußen hastig an
Und der Gerichtsfrohn that vermelden:
„Da Ihr nicht zahlen könnt, so muß
Ich jetzt Beschlag auf Alles legen.
Was Euer ist, nach dem Beschluß
Der Herren Schöppen. Von Rechtswegen!“ –
„Nun seh’ Eins dieses Helden Schmerz:
Wie düster blickt er vor sich nieder!
Jetzt drückt er gar die Press’ an’s Herz“
Begann das Weib zu höhnen wieder.
„Erklär’ den Wuch’rern doch den Krieg
Mit Deinen fünfundzwanzig Rettern!“
Der edle Guttenberg, er schwieg;
Doch – Thränen fielen auf die Lettern.