Guter Rath (Die Gartenlaube 1874/40)

Textdaten
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Autor: D.
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Titel: Guter Rath
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 653
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[653] Guter Rath. An den „New-York Ledger“, eins der verbreitetsten Unterhaltungsjournale, welches Anfragen etc. in Liebesangelegenheiten mit besonderer Vorliebe beantwortet, stellen zwei amerikanische Ladies naiver Weise die Anfrage, „wie man sich einen Liebhaber gewinnen kann“? Eigentlich: „How to catch a beau?“ (Wie man sich einen Schatz einfangen kann?) Sie bitten dabei obendrein um „unverweilte“ Antwort.

„Einen Liebhaber, wie man ihn gewinnen kann? und so eilig? – Gut, wir wollen ’mal sehen, wie man das am besten anfängt,“ erwidert der Herausgeber besagten Blattes, und fährt dann fort, etwa in folgender Weise zu argumentiren:

„Mit Käse fängt man Mäuse, denn Käse hat sich als eine vortreffliche Lockspeise für Mäuse bewährt. Aber ist er ebenso gut, um Liebhaber damit zu fangen? Gewiß, wenn er selbst- und gutgemacht, das heißt ein Hauskäse ist. Und doch glauben wir, daß selbstgemachtes oder Hausbrod sich hierzu noch viel besser eignet. Ja, gerade darin liegt es. Es kann keine bessere Lockspeise geben, um damit einen Liebhaber zu fangen, als Hausbrod!*[1] Aber solches Brod muß auch von bester Qualität, ja sogar excellent, wirklich das beste sein. – Aber wie wendet man dieses Brod zu besagtem Zwecke mit Erfolg an? Sorgt, daß es auf dem Familientische nie fehle, und bewerbt Euch damit um den Preis, der auf das beste und schmackhafteste Hausbrod alljährlich von den landwirthschaftlichen Ausstellungen überall im ganzen Lande ausgesetzt ist! Wir glauben, daß es auch nicht ein einziges Mal vorgekommen sein kann, daß eine Lady, welche für schmackhaftes Hausbrod einen solchen Preis erhalten hat, lange auf Bewerbungen um ihre Hand warten mußte. Denn die Idee ist sehr vorherrschend, daß ‚gutes Brod‘ und ‚gute Mädels‘ in irgend einer Weise im Zusammenhange miteinander stehen. Und deshalb rathen wir unseren schönen Leserinnen, daß sie zu derselben Zeit, in der sie gutes Brod machen lernen, sich auch darum kümmern, gut kochen zu lernen. Solche Eigenschaften und Fähigkeiten sind sicher, ausgefunden und geschätzt zu werden.

Frohes, heiteres Aussehen hilft hierbei gut dazu, einen Liebhaber in’s Garn zu locken; aber frohes, heiteres Aussehen wird nur durch zeitiges Aufstehen befördert. Denn die Morgenluft pflanzt rothe Rosen auf die Wangen, die vom langen Aufbleiben bis in die späte Nacht hinein nur blaß und hohl werden. – Schönheit bezaubert freilich auch, dieselbe muß aber von einem liebenswürdigen Temperamente begleitet sein, welches mit der Zeit nicht verfehlen wird, den Gesichtszügen jenen holden Ausdruck zu verleihen, der so anziehend und unwiderstehlich ist.

Liebhaber, daheim eingefangen, sind besser, als wenn man sie draußen fängt, man soll sich aber auch davor hüten, zu viele Fallen aufzustellen und – zuviel fischen zu wollen. Eine Sache von Wichtigkeit ist aber vor Allem, sich solche Eigenschaften und Fähigkeiten zu erwerben, daß, wenn der Liebhaber einmal eingefangen ist, er auch gerne gefangen bleibt.“

D.

  1. * Der Rath betrifft zwar mehr die Landbewohner, aber auch in Städten sieht der Amerikaner sehr darauf, gutes Hausbrod zu haben, und liebt es nicht, beim Bäcker einkaufen zu lassen.