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Titel: Graf Leo Caprivi †
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 162
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[162] Graf Leo Caprivi †. (Mit Bildnis.) Wenige Monate nach dem Tode des Fürsten Bismarck ist auch sein erster Nachfolger in dem obersten Staatsamte aus dem Leben geschieden. Am 24. Februar 1831 zu Charlottenburg geboren, trat Leo v. Caprivi nach vollendetem achtzehnten Lebensjahre in das Kaiser Franz-Garderegiment ein und hat über vier Jahrzehnte mit soldatischer Pflichttreue dem Vaterlande gedient. Den Feldzug von 1866 machte er als Major im Großen Generalstabe mit, und in dem glorreichen Kriege gegen Frankreich war er, zum Oberstlieutenant befördert, Chef des Generalstabs des 10. Armeekorps. Zu den Erfolgen des deutschen Heeres während der Belagerung von Metz und zu den Siegen bei Vionville und Beaune la Rolande hat er wesentlich beigetragen. In den darauffolgenden Friedensjahren war Caprivi in verschiedenen hohen militärischen Stellungen thätig; die allgemeine Aufmerksamkeit wurde auf ihn im Jahre 1883 gelenkt, als er, der bis dahin nur im Landheere gedient hatte, zum Chef der Admiralität ernannt wurde. In dieser Stellung gab er Beweise seiner Vielseitigkeit und trug vieles bei sowohl zur Neuorganisation der deutschen Kriegsflotte, als auch zur Entwickelung des Torpedowesens und zur Stärkung der Küstenverteidigung. Nach dem Regierungsantritt Kaiser Wilhelms II kam Caprivi um seine Entlassung als Chef der Admiralität ein und wurde am 10. Juli 1888 zum Kommandierenden General des 10. Armeekorps in Hannover ernannt. Schon damals galt er vielfach als der „kommende Mann“, der noch zu den höchsten Staatsaufgaben berufen werden dürfte. In der That wurde in der ernsten Wende, da der Kaiser den Altreichskanzler entließ, General Caprivi am 20. März 1890 zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten ernannt, und wenige Tage darauf, nach dem Rücktritt des Grafen Herbert Bismarck, übernahm er auch das Ministerium des Auswärtigen. Mit Anspannung aller Kräfte verstand es der bereits sechzigjährige General, sich auf verschiedenen ihm fremden Gebieten zurechtzufinden. So gelang es ihm, die deutschen Handelsverträge zum glücklichen Abschluß zu bringen, wofür er am 18. Dezember 1891 vom Kaiser in den Grafenstand erhoben wurde. Bereits im Jahre 1892 sah er sich jedoch genötigt, das preußische Ministerpräsidium niederzulegen, da der Zedlitzsche, von ihm vertretene Schulgesetzentwurf in weitesten Kreisen den heftigsten Widerstand erregte. Erfolgreich behandelte dagegen Graf Caprivi im Jahre 1893 die Militärvorlage, deren Annahme mit einer teilweisen Herabsetzung der militärischen Dienstzeit verbunden war. Am 26. Oktober 1894 erfolgte indessen unerwartet sein Rücktritt. Seitdem hat sich Graf Caprivi von dem öffentlichen Leben gänzlich zurückgehalten. In ländlicher Stille lebte er auf dem Gute Skyren bei Crossen, das seinem Neffen gehört. Hier fand er, da er nicht verheiratet war, den gewünschten Familienanschluß. In den letzten Jahren stellte sich bei ihm ein Herzleiden ein, und ein Herzschlag beschloß am 6. Februar sein thatenreiches, dem Vaterlande geweihtes Leben.

Graf Leo Caprivi †.
Nach einer Aufnahme aus dem Jahre 1898
von J. C. Schaarwächter, Hofphotograph in Berlin.