Gründliche und allgemein faßliche Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche/21. Kapitel

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Das einundzwanzigste Kapitel.
Die bekehrten Menschen erneuert Gott, daß sie aus dem alten sündlichen Zustand wieder in den ersten Stand der angeschaffenen Unschuld, Gerechtigkeit und Heiligkeit gesetzt werden.

 563. Die Erneuerung der Wiedergeburt sind keine besondern, von der Bekehrung unterschiedene Handlungen, sondern es wird dieselbe nur gleichnißweise genommen von der Erneuerung dessen, das veraltet war, und damit auch die Wiederbringung des alten sündhaften Menschen in den Stand, darum er anfänglich gestanden, als er neu war, gedeutet; auch wird es gleichnißweise gebraucht von der natürlichen Geburt.

 564. Mit dem Worte Erneuerung wird auf drei unterschiedliche Stände des Menschen gesehen,| gleichwie die Erneuerung eines alten Hauses dreierlei mit sich bringt, nämlich: daß dieses Haus neu gewesen sei, daß es alt und baufällig geworden sei, und daß es aus dem alten Uebelstande in das vorige Ansehen gesetzt werden solle, das es, da es neu war, gehabt hat.

 Eben so wird durch des Menschen Erneuerung angedeutet, der Stand der Vollkommenheit, in dem er zuerst erschaffen worden war, von dem er abgetreten ist, und nach welchem er erneuert werden soll; der Stand der Sünden, in den er gefallen und aus dem er wieder gebracht werden soll; der Stand der Bekehrung, in welchen er durch die Erneuerung gesetzt werden soll.

 565. Die Schrift weißt uns bei der Erneuerung hin a) auf den Stand der Vollkommenheit, in welchem wir zu Gottes Ebenbild geschaffen worden sind, Col. 3, 10. „Ziehet den neuen Menschen an, der erneuert wird zu der Erkenntniß, nach dem Ebenbild, deß, der ihn geschaffen hat,“ Ephes. 4, 23. 24. „Erneuert euch im Geist eures Gemüths, und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist, in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit;“

 b) auf den Stand der Sünden, aus dem wir treten müssen, Röm. 6, 6. „Wir wissen, daß unser alter Mensch sammt Christo gekreuzigt ist, auf daß der sündliche Leib aufhöre, daß wir der Sünde hinfort nicht dienen.“ 1 Cor. 5, 7. 8.: „Feget den alten Sauerteig aus, auf daß ihr ein neuer Teig seid. Lasset uns Ostern halten, nicht im alten Sauerteig der Schalkheit und Bosheit, sondern im Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit.“ Eph. 4, 22.: „Leget von euch ab| nach dem vorigen Wandel, den alten Menschen, der durch Lüste in Irrthum sich verderbet.“ Coloss. 3, 9.: „Ziehet den alten Menschen mit seinen Werken aus“;

 c) auf den Stand der Bekehrung, Gal. 6, 15.: „In Christo Jesu gilt weder Beschneidung, noch Vorhaut, sondern eine neue Creatur.“ 2 Corinther 5, 17.: „Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Creatur. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist Alles neu worden.“ Röm. 6, 4.: „Wie Christus ist auferwecket von den Todten, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.“

 566. So ist demnach die Erneuerung des Menschen eine Herausführung aus dem sündlichen Stande, und eine Wiederbringung zu dem Stand, darinnen er geschaffen war, daß man Gott erkenne, die Sünde aus dem Gemüthe und aus den Gliedern ablege, Gott lobe und diene in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.





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