Gräber in der Sophienkirche
← Hans Jenitz, Geheim-Sekretär des Kurfürsten August | Gräber in der Sophienkirche (1893) von Otto Richter Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896) |
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Die Sophienkirche ist schon zu der Zeit, als sie noch zum Barfüßerkloster gehörte, auch als Begräbnißstätte benutzt worden. Seit Einführung der Reformation ward sie den kirchlichen Zwecken ganz entzogen und diente dem Kurfürsten als Zeughaus und Magazin. Als sich dann gegen Ende des 16. Jahrhunderts herausstellte, daß die Frauenkirche und deren Kirchhof, wohin damals die vornehmeren Einwohner der Stadt beerdigt wurden, für diesen Zweck nicht mehr genügenden Raum bot und daß sich andererseits die Kreuzkirche wegen unzureichender Gründung und wegen ihrer Lage inmitten der Stadt nicht dazu eignete, wandte sich der Rath im Jahre 1596 an die Regierung mit der Bitte, ihm die Klosterkirche „zu einem Begräbniß für die vom Adel und andres vornehmes Hofgesinde und Bürger“ einzuräumen; er wollte sie wieder in guten Stand setzen und außer den Leichenpredigten auch einen wöchentlichen Gottesdienst darin einrichten. Dies geschah, und seit dem Jahre 1602 erfolgten zahlreiche Beerdigungen in und vor dem wiederhergestellten Gotteshause. Als der Kirchner Gottlob Oettrich im Jahre 1709 sein höchst verdienstliches Verzeichniß aller in der Sophienkirche Begrabenen und ihrer Monumente aufstellte, fand er im Innern der Kirche nicht weniger als 132 liegende Leichensteine mit Inschriften, zu denen 25 an den Pfeilern und Wänden angebrachte Epitaphien und 71 aufgehängte Wappenschilde mit Fahnen gehörten. Die Beerdigungen haben dann noch fortgedauert, bis im Jahre 1737 der evangelische Hofgottesdienst in die Sophienkirche verlegt ward. Die wenigen Sitzplätze, die bis dahin im Schiff der Kirche vorhanden gewesen waren, reichten nun nicht mehr aus. Um ganze Reihen von Kirchenstühlen aufstellen zu können, legte man über die Leichensteine hinweg einen Breterfußboden auf Balkenlagern mit Schuttausfüllung.
Dieser Holzfußboden ist von den später und zuletzt im Jahre 1875 ausgeführten Umgestaltungen des Innern der Kirche zum größten Theile unberührt geblieben und bedeckt heute noch zahlreiche Leichensteine mit den darunter befindlichen Gräbern. Bei der im Sommer 1893 vorgenommenen Ausbesserung der Kirche war auch die Zarge des erhöhten Altarplatzes zu erneuern, und es kamen bei dieser Gelegenheit einige Grabplatten, die mit ihrem unteren Ende bis unter die Stufe des Altarplatzes reichten, unter dem dort aufgebrochenen Holzfußboden zum Vorschein. Es waren dies, von der Südseite nach der Nordseite zu an der Stufe entlang liegend, folgende drei:
1. der Grabstein des am 27. April 1639 verstorbenen kurfürstlichen Oberkämmerers und Amtshauptmanns Rudolph von Vitzthum aus dem Hause Apolda, eine große Sandsteinplatte, darauf in Relief der Verstorbene in Lebensgröße ausgehauen, in Rüstung, zu den Füßen Helm und Handschuh; Inschrift (abgedruckt bei Oettrich S. 76) um den Rand der Platte herum;
2. der Grabstein der am 11. Oktober 1664 verstorbenen Frau Hedwig Elisabeth von Gersdorff, geb. Vitzthum von Eckstädt, eine große Sandsteinplatte, in der Mitte die Inschrift (bei Oettrich S. 93), oben das Familienwappen von Putten gehalten, unten zu beiden Seiten die Figuren der Wahrheit und der Frömmigkeit;
3. der Grabstein des am 9. April 1635 verstorbenen kurfürstlichen Geheimen Rathes Nicol Gebhardt von Miltitz auf Burkersdorf und Siebeneichen, eine große schwarze Marmorplatte mit goldner Schrift (bei Oettrich S. 71), worauf ein in Flachrelief gearbeiteter Genius von weißem Marmor und das alabasterne Familienwappen befestigt war.
Neben diesen drei waren noch andere Grabplatten von Stein und von Bronze, aber nur theilweise unter dem Fußboden herausragend, zu sehen, durchgängig in gutem Zustande, da der etwa 1/4 Elle hoch aufgefüllte trockene Schutt einen guten Schutz bildet. Sämmtliche Grabplatten sind in der früheren Weise wieder überdeckt worden, da man ihre Herausnahme von maßgebender Seite jetzt nicht für thunlich erachtete. Einer späteren Zeit wird es daher vorbehalten sein, die hier geborgenen schönen Bildhauerarbeiten, unter denen in den Gräbern vermuthlich auch manche Schmuckgegenstände und geschichtliche Merkwürdigkeiten lagern, ans Licht zu bringen.
[104] Nur die, leider unvollständige, kleine Marmorfigur und das Wappen von dem Miltitzschen Leichensteine, die sich beim Abräumen des Schuttes losgelöst hatten, sind in das Stadtmuseum übergeführt worden, wo sich bekanntlich schon mehrere schöne Epitaphien aus der Sophienkirche, sowie einige 20 der erwähnten, meist in Holz geschnitzten Wappenschilde befinden.