Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band/9. Die großen Jahrzehnte/9. Die Gesellschaft

8. Kunst Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band/9. Die großen Jahrzehnte
von Rudolf Wackernagel
10. Die Höhe der Zeit
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Neuntes Kapitel
Die Gesellschaft




Durch die Geschichte selbst zur Betrachtung der Masse geführt, haben wir doch stets ihrer Teile bemüht zu sein. Was diese Jahre groß macht, erscheint als das Werk von Gruppen und Einzelnen; ihr Glanz überleuchtet das ganze sonstige Dasein.

Solche Teile sind die humanistische Sodalität, die Buchdrucker, die Künstler. Zu ihnen tritt der Komplex der politisch ökonomisch gesellschaftlich Mächtigen.

Mit dem Adel war es in Basel vorbei. Seit dem Jahre 1499 gab es nichts Gemeinsames mehr zwischen den Interessen dieses Standes und den öffentlichen Interessen der Stadt. In keiner Behörde hatte ein Edler mehr zu tun; bezeichnend ist, daß er auch bei keinem der Heerzüge eine führende Stellung erhielt.

Vom Öffentlichen ausgeschlossen sah sich der Adel darauf verwiesen, würdiger Hüter einer säkularen Tradition zu sein und daneben höhere Lebensformen zu vertreten. Es war eine wesentlich gesellschaftliche Funktion und deren Nachdrücklichkeit bedingt durch die Stärke des Adels.

Aus den einst vielberufenen Geschlechtern der Stadtedelleute hatten hier noch eine Heimat die Bärenfels Flachsland Eptingen Rotberg. Die Eptinger wie immer in breiter Ausdehnung blühend, während die Rotberg einzig durch den alten Ritter Arnold vertreten waren. Auch die Bärenfels zählten nur Wenige. Auf zwei Augen standen die Ramstein, welches Geschlecht der Stadt ferne getreten war gleich den Münch und den Zu Rhein. Zu völligem Fremdwerden kam es nicht, da auch der politisch enterbte Adel Basel doch nicht ganz preisgeben mochte. Und um so leichter fand sich ein neuer Adel heran; er hatte hier keine Erinnerungen und konnte sich ohne [284] Bitterkeit der Stadt nähern, die zwar unadlig war aber sonst Reize genug besaß. Die neuen Geschlechter, die Utenheim Baden Reinach Pfirt Klingenberg usw., sehen wir jetzt in Basel aus- und eingehen, einige auch sich hier festsetzen. Sie fanden wenn nicht Standes-, doch Stubengenossen und zusagende Geselligkeit.

Die Achtbürger, in denen eine alte völlig städtische Vornehmheit lebte, waren zunächst noch am Regimente beteiligt. Nur ihr Name freilich zeigte das ihnen zukommende Maß dieser Beteiligung. Tatsächlich brachten sie es in der Regel auf zwei drei Sitze im Rat; eine Repräsentanz durch fünf war das Höchste, das sie etwa noch erreichten. Dies allmähliche Zurücktreten aus der öffentlichen Gewalt konnte als Zeichen gelten, daß die innere Tüchtigkeit dieser Klasse am Schwinden war, sowie daß ihre physische Lebens- und Widerstandskraft abnahm. Auch die Auffrischung durch Übertreten von Zünftlern in die Hohe Stube begann aufzuhören, seitdem die Bedeutung dieser Stube sank und die Zunft immer sicherer darauf rechnen konnte, Herrin der Zukunft zu sein. Die achtbürgerlichen Iselin, bisher nie eine große Familie, gediehen gerade jetzt, kurz vor ihrem Ausgang, in großer Zahl; voll Lebenskraft waren die Offenburg, bei denen sich in drei Generationen Reihen von je vierzehn Geschwistern folgten. Aber die übrigen Häuser schlossen sich allmählich. Bei den von Brunn starb mit dem prunkenden Morand der erste und letzte Junker des Namens; die Schlierbach endeten in dem seit 1501 verschollenen Wolfgang und dem Bastard Hans, der 1511 starb; bei den Meyer von Baldersdorf war nach dem Tode Michaels 1515 dessen Bruder Hans Bernhard der Letzte des Mannsstammes; 1518 starb der letzte Schönkint, Jörg; mit Ludwig Kilchman, der im selben Jahre starb, und mit seinem Sohne Hans, der ihm nach vier Jahren folgte, ging auch dies Geschlecht zu Grunde; 1522 erloschen die von Efringen mit dem Münsterkaplan Andreas, 1532 die stolzen Rot mit Stoffel, genannt „der große Unflat“. Dies Ausgehen der patrizischen Familien war begleitet durch ein unrühmliches Enden ihrer Stellung im öffentlichen Leben. Noch einige Wenige hielten die guten Traditionen aufrecht: sie waren die Letzten. Peter Offenburg deckte mit seinem Ansehen die ganze Hohe Stube. Als er dahin war, erhoben sich die Zünfte und nahmen den Achtbürgern und andern Stubengenossen ihre politischen Vorrechte.

Es ist ein fesselndes Schauspiel, wie von Denen, die einst die Ersten der Stadt gewesen, die großen Güter — Dasein Kraft Gedeihen Regiment — an eine neue Schicht übergehen.

[285] Alles drängt, seit Jahrzehnten, dem Siege der Zünfte zu. Aus ihrem Kreise kommen jetzt die Gewaltigen, denen die Zeit beinahe völlig gehört.

Diese sind die Unternehmenden und Erfolgreichen im Handel, die ehrgeizigen Kaufherren, die Regenten. In ihrem ganzen Wesen von der Macht der Zeit durchdrungen und getragen. Von Geschlossenheit des Kreises ist natürlich keine Rede. Er wächst, er schwindet, er rekrutiert sich von unten herauf und von außen herein. In solcher Weise wogend und schimmernd ist in kurzer Zeitspanne vor uns ausgebreitet die Mannigfaltigkeit der Bär Wiler Oberriet David Meyer Falkner Rieher Jungerman Gallizian Lombard Holzach Winter u. A.

Diese Namen kehren mit einem ihnen eigenen Klang in den Akten Chroniken usw. immer und immer wieder. Und zu diesen gehobenen Zünftlerfamilien treten, weniger häufig aber stets von eindrücklicher Geberde, die durch Lebensart und Geschäfte den Zunftgewaltigen mehr oder minder angeglichenen Edeln und Patrizier. Das Ganze, so verschiedenartige Menschen es umfaßt und so sehr Diese hierhin, Jene anderswohin gerichtet sein mögen, ist doch eine im Großen einheitliche Erscheinung: die aus Zunftherren Achtbürgern und Adligen sich bildende Gesellschaft.


Was Sichart von den Nürnbergern schreibt, daß in Folge ihrer Handelsfahrten Nichts auf Erden der Stadt verborgen bleiben könne, das gilt in gewissem Maß auch von den Menschen unserer Gesellschaft. In ihr ist dasjenige Basel beisammen, das international lebt. Am meisten gilt Solches von den Kaufleuten. Wir begegnen ihnen in Venedig und an der Nordsee. Wegen ihrer Absenzen auf Geschäftsreisen ist zu Zeiten der Rat oder ein Zunftbott nicht beschlußfähig. Wie Melchior Hütschi hier der Agent des Florentiners Raffael Torresani ist, so vertritt Heinrich David die Welsergesellschaft von Augsburg. Dieselben Männer haben aber auch die zahllosen Gesandtschaften des Rates zu besorgen, sie sitzen für Basel an den Tagsatzungen, sie sind Hauptleute und Fähnriche bei den Kriegszügen. Lorenz Sürlin und Friedrich von Eptingen suchen Stellung am herzoglichen Hof in Mailand. Auch an den Besuch fremder Universitäten, an die Aufwartung bei der römischen Kurie, an Kriegsdienst im Auslande haben wir zu denken.

Die Wirkung eines so reichen Weltverkehrs auf die Gesellschaft ist nicht zu ermessen. Er gibt ihr jedenfalls das Unbefangene und Vorurteilslose. Sie ist auch im Eigenen aller Welt geöffnet durch Verwandtsein mit Auswärtigen, durch Niederlassung fremder Herren in Basel, durch die Herkunft [286] einzelner neu eingewanderter Geschlechter selbst, wie der Lombard Oberriet usw. Hans Wiler lebt zeitweise in London als Goldschmied; aber er hat dort auch Handelsgemeinschaft mit dem Juwelenhändler Ludwig Schwarz aus Basel und treibt Bücherverlegerei mit Michel Wensler; sein Sohn Hans kommt 1503 nach Basel zurück und heiratet hier die Elsbeth Zscheckabürlin; wiederholt macht er, der „geborne Englischman“, Geschäftsreisen nach England, „do sinem vatter ouch glückseligkeit erschinen ist“.

Charakteristisch zeigt sich neben dem Handel der Minenbetrieb. Holbein hat diesen in einer schönen Zeichnung verewigt. Am lothringischen Bergwerk „uf der Fierst“ sind die Bär beteiligt, an den Gruben von Plancher Johann Hiltbrant und später Franz Bär, an denen zu Todtnau Moritz Altenbach; Dr. Berthold Barter erwirbt eine Silbermine im Sulzmatter Tal. Es ist die Zeit, da auch der Basler Rat den Erzgrubenbetrieb bei Waldenburg begünstigt.

Von großem Grundbesitz und Spekulation in Liegenschaften hören wir bei dem reichen Metzger Adam Lampf, bei dem Krämer Hans von Dringen, bei Adelberg Meyer, bei Ruprecht Winter u. A.

Winter ist auch beim Buchgewerbe beteiligt, als Verleger; ebenso Heinrich David.

Hauptsache aber ist das Kreditgeschäft. Wie die Kapitalisten des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts, so zeigen auch jetzt die Herren diese Funktion ihres Reichtums. Die zahllosen privaten Darleihensverhältnisse innerhalb Basels freilich kommen nur vereinzelt zu unserer Kenntnis; aber es ist auch hier bezeichnend, wie z. B. 1516 bei den Gläubigern des Webers Fridli Ryff nebeneinander stehen Hans Lombard, Adelberg Meyer, Hans Fridli Irmi, Peter Respinger, Eucharius Holzach usw. Außer den Schuldsachen Einzelner ist von Wichtigkeit das Geldbedürfnis der Stadt selbst und seine Befriedigung durch den Zinsverkauf des Rates. Alles endlich an Bedeutsamkeit übertreffend ist die Beziehung des bei diesen Stubenherren und großen Zünftlern sich häufenden Geldes nach außen. Basel ist das Kapitalzentrum. Schon das nahe Umland lebt von ihm, in den Schulden der Städte und der Edeln, und auch Landleute dieser Gebiete haben neben Gefällen ihre Darleihenszinse nach Basel zu bringen. Äußerungen dieses Verkehrs, der über Grenzen und Streitigkeiten hinweg wie eine Notwendigkeit, wie ein Element des oberrheinischen Lebens erscheint, sind vor Allem in den Büchern des Basler Schultheißengerichts erhalten. Die Schuldbekenntnisse sundgauischer und breisgauischer Bauern an Geschäftsleute und Rentner in Basel, die Verkündungen und Vorladungen des Basler Richters, die Relationen [287] der Gerichtsboten, alle in Massen, sind die Dokumente des Herrschens dieser Stadt, des Dienens dieser Lande. Aber die Kraft des Basler Geldes reicht noch weiter; in der Eidgenossenschaft, in Bern usw., wo es vor Jahrhunderten schon gesucht worden, ist es auch jetzt benötigt; die Herrschaft Röteln, der Herzog von Savoyen, des Grafen Franz Wolfgang von Zollern sel. Kinder, die württembergischen Landstände nehmen bei den reichen Baslern Kapitalien auf.

Wie diese Geld- und Besitzsachen die an sich Verschiedenen verbinden, so auch mannigfache äußere Forderungen des Lebens. Eine Gesellschaft besteht und will gelten, will ihre soziale Stellung haben, ihre Kultur und Art. Daß dabei manche innere Uneinheitlichkeit durch Formen, durch Etikette und Brauch überdeckt werden muß, bringt der ganzen Existenz immerfort Bewegung. Der alte Edelherr, der stolze Patrizier sind angewiesen auf die sie stützende Gemeinschaft niedrig Geborner; der Geschäftsmann, der noch den Staub von Schreibstube und Warengewölbe auf sich hat, bedarf zum Eintritt in die Gesellschaft noch der Erziehung und Hebung und erhält sie allmählich durch die schon in der Höhe Bewährten.

Persönlichste Wirkung des Zusammenhangs ist das Connubium. Wie stark das Verwandtsein innerhalb der Gesellschaft ist, zeigen uns z. B. die Stammbäume der Jungerman Hütschi Oberriet Bär. Mit häufiger Einmischung achtbürgerlicher Elemente in die Kaufmannschaft. Verbindungen Zünftiger mit dem Adel zeigen sich weniger häufig, und bezeichnenderweise ist der Adel, um den es sich hiebei handelt, nicht der alte einst herrschende Stadtadel, vor dessen Augen sich diese Zünftler aus der Tiefe emporgehoben haben, sondern eine fremde Nobilität von der Art der Höcklin von Steinegg, der König von Tegernau, der Nagel von der alten Schönstein u. dgl. Innerlich möglicher erscheinen dagegen die oft vorkommenden Alliancen des Adels mit Achtbürgergeschlechtern, namentlich mit den Iselin und den Offenburg. Fälle solcher Art mag der Ratsbeschluß von 1613 im Auge haben, wenn er davon redet, daß in der „Hohen Stube viel und merklich Gut durch Heirat von der Stadt gekommen sei.“

Bei dieser gesellschaftlichen Verbindung fehlen nicht einzelne grundsätzliche Vorbehalte oder Sonderungen; so das Spielprivileg der Stubenherren oder die Bevorzugung der Achtbürger bei der Wahl an die Schloßvogteien.

In die Augen fällt die Lebenskraft und Lebenszuversicht dieser Menschen. Sie bezeugt sich schon durch den Kinderreichtum der Ehen, sowie durch das beständige Sichwiedervermählen, wobei Mann wie Weib wenn es sein kann rasch zur zweiten dritten vierten Ehe greifen. Dreimal heiratende Frauen [288] sind nicht selten; Barbara David, Tochter des Wechslers und Ratsherrn Konrad, hat fünfmal geheiratet. Adelberg Meyer schließt als Sechziger seine dritte Ehe und wird noch Vater mehrerer Kinder. Aufzeichnungen wie die der Offenburg führen uns mitten in die Bewegung eines solchen Familiendaseins mit unaufhörlichem Kirchgang und Gebären.

Wir beachten auch das durchaus Städtische der Gesellschaft im Ganzen, das ein Gegengewicht ist zur Weltweite des Kaufmannslebens und sich auch geltend macht sowohl der Rauhheit des ländlichen Edelsitzes gegenüber als der abgestuften und zeremoniösen Art des Fürstenhofes mit seinen Abhängigkeiten. Hier ist Jeder soviel wie der Andre, lebt Jeder von der Stadt. Zum Bürgerrechte der Achtbürger und der Zunftherren fügt sich in gleicher Güte und Geltung dasjenige der Edeln von Eptingen, von Rotberg u. A. Ähnlich ist das Wohnungnehmen von Adligen in Basel; das sind die edeln Hintersassen, die dem Behagen des Stadtlebens nachziehen, gleich andern Einwohnern dem Schultheißengericht unterstehen und die öffentlichen Lasten mittragen sollen. Wie sie im Übrigen nur gesellschaftlich hier leben und ihre Zeit hinbringen, zeigt statt vieler Einzelheiten die eine kleine aber häufige, daß solche vornehme Nichtstuer — Bernhard von Klingenberg, Jacob Reich, Hans Truchseß von Wolhusen u. A. — bei Contracten u. dgl. von siegellosen Bürgern sich als Gefälligkeitssiegler brauchen lassen und ihre adligen Wappen an die bürgerlichen Pergamente hängen. Solche Herren können etwa auch hier, in der einstigen Heimat, ihr Ende finden, wie Ritter Friedrich zu Rhein, weiland Bischof Caspars Bruder, dessen Nachlaß 1508 hier gerichtlich versteigert wird, wobei nach Deckung der Schulden ein Schilling und neun Pfennige in bar und der zu hoffende Erlös aus dem noch unverkauften Turnierzeug übrig bleiben.

Es fällt schwer, in Kurzem das Wesen dieser Gesellschaft zu fassen und eine Erscheinung zu beurteilen, die Kaufherren Kapitalisten Ratsgewaltige Schloßvögte Ritter Landjunker Stutzer in sich schließt. Neben viel Alltäglichem werden uns auch extreme Zustände und gesteigerte Stimmungen gezeigt. Durch Wimpfeling und Capito z. B. in Briefen an junge Herren von Bärenfels und Hallwil, wo sie, jedenfalls im Zusammenhange mit der damals üblichen allgemeinen Diskussion über den Adel und mit Seitenblicken auf Basler Zustände, die Fehler dieses Standes rügen: den Aufwand, die Trunksucht, die Arroganz, den Venusdienst. Es ist ein Bild des ritterlichen Typus, demgegenüber wir die Lobpreisung des jungen Egolf Offenburg durch Glarean anhören mögen. Aber es gibt auch Ratsakten über die argen Liederlichkeiten des Lorenz Sürlin sowie merkwürdige Nachrichten von [289] Junker Jacob Iselm, dem Farnsburger Landvogte, der im Verdachte steht, das Schloß an Österreich verraten zu wollen, und zuletzt wegen Kornunterschlagung bestraft wird; sowie von Hans Lombard, der wegen Münzbetrügerei seiner Ehrenämter verlustig erklärt werden muß. Eindrücklich ist auch das Bild der Familie Zscheckabürlin mit ihrer ungewöhnlich bunten Figurenfülle, vom Geschäftsherrn und vom einheiratenden Edelmanne bis zum Karthäuserprior und zur galanten Dame. So mannigfaltigen Einzelerscheinungen Raum gebend bewegt sich diese Gesellschaft auf ihre eigene Weise. Sie kann ihre Berührungen haben mit dem vornehmen Hofhalte Mörsbergs in der Dompropstei, und ohne Zwang fügen sich in sie auch Gestalten wie „der wälsche Graf“, ein junger Trivulzio, der 1506 eine Baslerin zu entführen versucht, wie der zu Besuch kommende Kardinal Schmer, wie Herzog Ulrich von Württemberg, wie die Tiersteiner Gräfin Margaretha, die gerne junge Basler als Pagen um sich hat.

In der ganzen Erscheinung ist mehr Durchschnittsmäßiges als Großes, sie geht mehr in die Breite als in die Höhe. Es ist ein Leben, das wir uns farbig genußreich, auch leidenschaftlich, auch rücksichtslos zu vergegenwärtigen haben.

Über dem Behagen aber ist das eigenartig Kräftige und die besondere Fähigkeit manches Genossen des Kreises nicht zu vergessen. Und zu vergessen ist auch nicht, wie viel schwere Arbeit, wie viel Sorge und Aufregung hinter diesem Genießen liegt, in einer Zeit die Gewaltiges fordert.

Dem Haß und Angriff der Niedern Zünfte ausgesetzt verteidigt diese Gesellschaft ihren Rang, ihr Recht, ihre politische und wirtschaftliche Art, so lange sie kann. Sie hält die engen Anschauungen jener andern nach Möglichkeit nieder und vom Entscheid öffentlicher Dinge fern.

Wenn das Glänzende und Begeisternde dieser Zeit Basels gerade auf der Freiheit vom Orte selbst, auf dem Verbundensein der Stadt mit aller Welt ruht, so ist das Gefühl hievon vielleicht am lebendigsten bei den Männern dieser Gesellschaft. In ihren Reihen sind die Führer der städtischen Politik. Wie ihre Väter die Universität geschaffen haben, so gewähren sie jetzt den Gelehrten und Druckern die schöne Freiheit der Bewegung. Sie sind von Bedeutung für die Künste. Sie geben Aufträge und lassen dabei auch sich und die Ihren neben die himmlischen Gestalten malen. Ihnen selbst, dem Jacob Meyer, dem Hans Oberriet, lohnt der Künstler, in dem er ihnen Teilnahme gibt an der Unsterblichkeit seiner Werke. Von ihm geschildert stehen sie vor uns wie sie gewesen, in ihrer wenig vornehmen Erscheinung, doch unverkennbare Herren, fähig, stark, des Lebens froh und gewiß, im Gefühl ihrer Macht.