Textdaten
<<< >>>
Autor: Emil Faller
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Germania auf dem Meere. Chorlied deutscher Colonisten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 653
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[653]

0 Germania auf dem Meere.
  Chorlied deutscher Colonisten.

Wir saßen so meerweit zerstreut in der Welt,
Ein fahrend Volk Colonisten,
Wir bauten dem Fremden das wildeste Feld,
Schon froh, nur das Leben zu fristen.

5
Wir saßen verwaist und beachtet kaum

Und glaubten Dich nie zu schauen im Traum,
     Germania, auf dem Meere.

Da hörten die Mär’ wir von wildem Kampf
Und Deinen gewaltigen Siegen;

10
Wir hörten, wie mitten aus Pulverdampf

Eine neue Zeit Dir gestiegen,
Und wie Deiner prächtigen Tannen Holz
Dich trug schon überall kühn und stolz,
     Germania, auf dem Meere.

15
Hei, schwieg da des Auslands spottender Scherz

Bei Deiner Gewehre Knattern!
Hei, regte sich froh unser deutsches Herz,
Und ließen Dein Banner wir flattern!
Wir scheuten der Fremden Grimm nicht mehr:

20
Deine mächtige Stimme drang zu uns her,

     Germania, auf dem Meere.

Und wir riefen nach Dir, gleichwie im Traum:
„O Mutter, laß Dich bewegen!
Komm, schaff’ uns ein Heim und schaff’ uns Raum,

25
Für Dich hier die Hände zu regen!

An ferner Küste, am fernsten Port
Laß bauen die Söhne Dir Hort an Hort
     Germania, auf dem Meere!“ –

Und siehe, nun kommst Du, nun bist Du da!

30
Wie flott Deine Wimpel uns grüßen!

O, sieh hier uns Kinder von fern und nah
Im Geiste Dir alle zu Füßen!
Wir küssen Dein Kleid Dir, die theuere Hand,
Wir küssen in Dir unser Vaterland,

35
     Germania, auf dem Meere.


Zwar ist kaum entflogen Dein Aar dem Forst,
An fremder Küste zu nisten;
Zwar schaart er erst spärlich im neuen Horst
Uns fahrend Volk Colonisten;

40
Doch hast Du’s begonnen, Du hast’s gewagt;

Deß sei Dir heut’ jubelnd Dank gesagt,
     Germania, auf dem Meere!

Uns trieb einst der schaffende Zeitgeist fort,
Der Bildung Samen zu streuen;

45
Er treibt auch und drängt Dich von Ort zu Ort,

Daß wir Deines Schirmes uns freuen,
Bis Dich eine blühende deutsche Welt
Als Mutter grüßt, die sie zusammenhält,
     Germania, auf dem Meere.

50
Drum jubeln wir heut’ Deinen Thaten zu,

Als einer Wende der Zeiten.
Kühn galt es, nach langer Kyffhäuserruh’
Zum harrenden Ziele zu schreiten,
Und stolz nun erkennst Du, wozu Deine Macht:

55
Zum Weltberuf bist Du erst voll erwacht,

     Germania, auf dem Meere!  Emil Faller.