Geheime Correspondenz Katharina’s II. mit ihrer Mutter im Jahre 1754

Textdaten
<<< >>>
Autor: Carl Schirren
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Geheime Correspondenz Katharina’s II. mit ihrer Mutter im Jahre 1754
Untertitel:
aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 10 (1893), S. 111–120.
Herausgeber: Ludwig Quidde
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Freiburg i. Br.
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[111] Geheime Correspondenz Katharina’s II. mit ihrer Mutter im Jahre 1754. Nachstehende, im Jahr 1870 zu meiner Kenntniss gelangte, Schriftstücke habe ich, trotz ihrer Bedeutung, nicht veröffentlichen mögen, so lange sie Gefahr liefen, als zweideutige Curiosa missbraucht zu werden. Mit dem ersten Bande von Bilbassov’s Katharina II. hat sich das geändert. Die an sich schon einleuchtende Echtheit der Memoiren der Kaiserin ist nunmehr auch in wesentlichen Einzelheiten ausser Frage gestellt und, was die Nächstbetheiligte so unumwunden, wie nur je aus Frauenmund, als ein Erlebtes zu schildern sich nicht hat versagen mögen, das wird von der Geschichte, die keine Verschleierung duldet und sich auf die Dauer nichts vorenthalten lässt, was Geschehenes besser begreifen lehrt, nach vorausgegangener Prüfung, mit fester Hand in ihre Annalen einzutragen sein. Diese Prüfung steht bevor und, ihr entziehen, was hier nachfolgt, hiesse, ein Zeugniss unterschlagen, das nicht ersetzt werden kann. Denn, wie weit auch Champeaux, Bréteuil, Rulhière, Castéra u. A. übereinstimmen: was sie bezeugen, ist nicht unbestritten geblieben und ist nicht unangreifbar. Sie überliefern, was sich hier und da – ob auch mitunter aus erstem Munde, aber selbst dann nicht unverfälscht – hat vernehmen lassen und, je weiter übertragen, nach dem Loos aller Erzählung, um so weiter entstellt. Selbst das Zeugniss der Kaiserin ist in diesem Sinne nicht einwandsfrei; überdies [112] hat sie zu schreiben begonnen, erst, als das Erlebte weit hinter ihr lag. Die nachfolgenden Aufzeichnungen dagegen sind nicht nach Jahren, sondern mitten in den Vorgängen entstanden; wollen nicht erzählen, sondern werden zu Urkunden. Was sich aus ihnen ergibt, ist zu erwägen; was sie bezeugen, steht fest. Ihr Werth liegt nicht in Neuheit des Inhaltes, sondern in der Glaubwürdigkeit, deren Beweis sie in sich tragen.

Ob sie weiter bekannt geworden sind, lässt sich hier am Orte schwer feststellen. Bilbassov weiss von ihnen nichts, als was Herrmann im Jahr 1882 für das Historische Taschenbuch benutzt hat und eignet sich davon nur ein unerhebliches Datum an. Auch ist ihre Bedeutung dort nicht zu erkennen, da sie zerstreut, in dürftigem Auszug, der Wesentliches übergeht, in verändertem Wortlaut, der die Beweiskraft abschwächt, vorgebracht werden.

Hier nun folgt – nur wenig gekürzt – in ursprünglicher Fassung, was die Beziehung von Katharina, Bestužev und Soltykov feststellen hilft. Im Zusammenhang mit Bilbassov’s Erörterungen lässt es sich am besten würdigen. In Widerspruch tritt es nur, wo Bestužev in Frage kommt, der – beiläufig bemerkt – zu Poniatowski sich genau so verhält, wie zu Soltykov. An Bestužev rühmt Bilbassov S. 119 ein legales Benehmen und streng gesetzliche Handlungsweise. Um so rathsamer erscheint es, unter des Sächsischen Agenten Funcke Berichten auch den beiden, übrigens schon von Herrmann betonten, Stücken von 1752 und 1755 hier eine Stelle einzuräumen.

Schirren.     


1. v. Funcke an Brühl. 1752 October 23. St. Petersburg.
     Orig. (in Chiffern).

ad No. 54 P. S. secundum.

Da ich die Zeit her täglich zu etlichen Stunden, und bis in die sinkende Nacht bey dem Gross-Canzler zubringen müssen, massen dieser Minister gemeiniglich nach Mitternacht erst zu leben und aufzuthauen pfleget; So hat solches unter andern Gelegenheit gegeben, dass selbiger mich mit einem Auftrage chargiret hat, der obwohl er seiner Seits ein gewisses Vertrauen vor mich zu erkennen giebet, mich iedoch in eine nicht geringe Verlegenheit und beynahe ausser Stande sezet, die tour zu finden, womit Ew. Exc. ich ihn wieder vorzubringen, mir unterstehen dürffe. Wenn ich aber die unterthänigste Freyheit nehme Ew. Exc. sofort mit aller Wahrheit zu versichern, dass nichts als Armuth und beynahe schon die Noth ums Brod, worinn der Gross-Canzler dermahlen sich befindet, ihm diesen Auftrag auf gleiche Arth abgedrungen und so schwer gemacht, als sauer es wohl sonst gewissen [113] ehrlichen Leuten von Stande wird, wenn sie andere um eine Gabe ansprechen sollen und noch nicht dazu gewohnt sind; So werden Ew. Exc. verhoffentlich schon den ganzen Rest des Auftrages im voraus erkennen, auch mir zu Gnaden zu halten geruhen, wenn ich demselben hie so wie er geschehen ist mich nicht entziehe.

Der Gross-Canzler hatte mir vorhin zu verschiedenen Mahlen und bey Gelegenheit derer klagen über die hier nicht mehr auszustehende überflüssige Depensen – – – seine dürfftige häussliche Umstände, und dass er so wohl als der Vice-Canzler gemeinschaftlich genöthigt sein würden, bey der Kayserin um eine ausserordentliche Gnade anzuhalten, zu erkennen gegeben, massen es platterdings ohnmöglich sey, dass er mit seinem Apointement von 7000 Rubeln, wozu er ohngefähr noch 8000 Einkünfte von seinen, von der Kayserin ihm geschenkten Güthern geniesse, und womit er als ein Premier Ministre Standesmässig leben solle, auskommen, noch sich aus seinen grossen Schulden reissen, ja nicht einmal vor seinem Aufbruch nach Moscau, nur seinen kleinen Schuldnern gerecht werden könne.

Den discours hatte er mir schon etliche mahl gehalten, als er an der vorigen Mittwoche und Donnerstags mir mit Stocken und Stammern zu verstehen gab, dass ihm was auf dem Herzen läge, worüber er mich als einen alten Freund schon lange sprechen und ersuchen wollen, – – –. Er sey mehr als banquerot; Alles, was er gehabt, sey versezet, und wenn er auch nur 100. Ducaten solte aufnehmen, so wisse er sie nicht zu finden; Seiner Kayserin Unterthanen im Lande zu plündern, so als leyder jezt ein jeder seiner Mitbrüder thäte, davor solle ihn Gott behüthen; wenn er unerlaubte Mittel brauchen wollen, hätte er vorlängst sich bereichern und dazu noch täglich von gewissen auswärtigen Mächten Gelegenheit finden können; Allein, so wie er dieses nie gethan, vielmehr, wie mir selbst gar wohl wissend, alle dergleichen ansehnliche zu 100/m. Rubeln von Preussen und Frankreich anofferirte Summen ausgeschlagen, seiner Kayserin treulich angezeiget, und allemahl bey einerley Systeme vor die gute Sache und natürliche Freunde dieses Hofes ausgehalten und gelitten, auch noch leyde, So woll er jenes auch ferner nicht thun; doch gehe ihm das Wasser nun bis über den Mund, dergestalt dass er iezt gezwungener Weise und als ein armer Supplicante, seine Zuflucht zu solchen Höfen, so zu reden zu Einsammlung einer Collecte oder freywilligen Beysteuer, nehmen müsse, vor derer Interesse er jedesmahl nicht aus Absichten, sondern wahrer Ueberzeugung und Dienst-Eyfer für diesem Reich und seine Souveraine zu arbeiten bemühet gewesen; hätte er dennoch nicht allezeit, so wie er gewünschet dienen zu können reussiret; So habe er doch sein Bestes gethan und wenigstens [114] viel Unheil und Böses verhüthet. Was ihm zum mehresten schmerze und so er aus Zutrauen in meine Verschwiegenheit hiemit in meinen Busen werffe, sey, dass die Noth, und weil er so ungerne zu dem jezigen pas schreiten wollen, ihn gezwungen, aus der Post-Casse von einer Summe, so zu geheimen Ausgaben bestimmt sey, bis über die 20/m. Ducaten zu entlehnen; Wenn er nur diese erst gebührend zu ersetzen wisse, so wolle er Gott dancken, auch weil dem Sprüch-Worte nach, der Verräther selten schlieffe, in seinem Gewissen wieder ruhig seyn – – – das bekannte gnädigste grossmüthigste Herz S. K. Mt. von Pohlen, wovon er schon so grosse wohlthätige – – – Proben vor sich und seine Familie erhalten, – – – sey gleichwohl dasjenige, worauf er – – – die vorzüglichste allerunterthänigste Hoffnung hegen zu müssen sich nicht ausreden könne – – –. Von dem Römisch Kayserlichen Hofe habe er allerdings auch viel Gnade genossen, und flattire er sich, es werde dieser, wenn ich im engsten Vertrauen mit dem Baron von Pretlack, darüber sprechen und derselbe seine leyder allzuelende situation des Römischen Kaysers Mt. in seiner mit sothanem Souverain habenden geheimen französischen particulier-Correspondenz darlegen wolte, ihm mit Beyhülffe unter die Arme zu greiffen geruhen; wie weitt er sich von des Königs von Engelland Mt. Munificenz zu erfreuen haben dürfte, liesse er dahin gestellet seyn, und werde dabey vieles auf die Vorstellungen ankommen.

Darauf redete v. Funcke mit beiden und beide wollten das Ihre thun.

Pretlack hatte mich ersucht, den Gross-Canzler dazu zu bewegen, dass er lieber rein heraus die erbittende Hülffe nahmhaft machen solle; Allein dazu habe ich diesen nicht bringen können, und nur so viel zur Antwort erhalten; viel, wenig, auch gar nichts wolle und müsse er bei einerley dem ohnbeschadet fortwährender ehrlich- und rechtschaffener Gesinnung mit gleich grossem Dancke annehmen, denn er habe auf keine Weise nichts zu fordern, und solle ihn der Himmel bewahren, etwas vorzuschreiben etc.


2. v. Funcke an Brühl. 1754 April 25. Moskau.
     Conc.

     ad No. 19. Pstum secretum.

Ehe E. E. ich über das hie angeschlossene Schreiben und Copeyen [Nr. 3 u. 4] etwas zu sagen, die Ehre habe, glaube ich bei Gelegenheit derselben zuvor einige generalere Umstände in Unterthänigkeit anführen zu müssen, weil sie zur Erläuterung des übrigen Zusammenhanges davon nicht undienlich seyn dürfften.

[115] E. E. wird sonder Zweiffel annoch von vorigen Zeiten her erinnerlich seyn, wass für wiedrige Gesinnungen und impressiones der Grossfürstin K. H. grösten theils auf Eingeben Ihro Frau Mutter und des verstorbenen Ober-Marschalls von Brümmer und dessen adhaerenten damahls und noch lange nach der Abreise der Fürstin von Anhalt Zerbst bey allen Gelegenheiten wieder den Canzler und bloss in odium seiner auch bey verschiedenen Gelegenheiten gegen Unsern Hoff theils öffentlich, theils in Geheim verspühren lassen. Solche Arth zu dencken schiene bey erstbenanter Printzessin so tiefe Wurtzeln gefasset zu haben, dass man kaum vermeinen sollen, dass sie selbige jemahlen abändern werde. Inzwischen haben sich seit etwan anderthalb Jahren und darüber, und nun insonderheit wieder, seitdem der Hoff sich zu Moscau befunden hat, nach dem besonderen Verhältnüsse, so sich von Zeit zu Zeit zwischen der Kays. Mt. und beyderseits Kays. Hohten geäussert hat, verschiedene geheime Umstände Connexiones und Anecdoten, die sich keiner Feder nicht vertrauen lassen, ergeben, wobey die Grossfürstin sowohl als der Grossfürst, iedoch die erste vornehmlich Selbst des Kantzlers Freundschaft zu suchen sich unumgänglich genöthigt gesehen, wo die denn auch würklich bey ihm allein und nachdem andere, an die Sie sich vorhin gewendet, Sie entweder hintergangen, oder Ihro zu dienen sich nicht getrauet, den besten Rückhalt gefunden. Gleichwie überhaupt ein jeder der die Grossfürstin näher zu kennen Gelegenheit hat, gestehen muss, dass sie zunebst einer trefflichen und hurtigen Einsicht und Verstand wodurch sie ein vollkommenes ascendant über denn Grossfürsten erworben hat, annoch die Eigenhafft besitzet, in ihren sentimens, wenn Sie einmahl einen gewissen pli fasset, viel fermeté zu bezeigen und sehr vorsichtig und verschwiegen zu seyn; So hat Selbige seit obberührten epoquen nach und nach Ihro vormahlige Gedenckens Art und principia völlig fahren lassen und anbey dermahlen aus Erkenntlichkeit vor die von dem Cantzler Ihr erwiesene Dienste Ihro gäntzliches Vertrauen demselben dergestalt gegönnet, dass sie ohne seinen Beyrath keinen tritt mehr thut, weiss solches aber auch des Cantzlers eigenen Ihro gleich Anfangs gethanen inständigsten Vorstellungen und Bitten gemäss so zu couvriren, dass es bis dato zu des Canzlers grösten Satisfaction auch den scharfsichtigsten Augen am Hoffe verborgen bleibet. In Folge obangezeigten Verhältnüsses ist es geschehen, weil die Schwangerschaft der Grossfürstin noch nicht förmlich bekant gemacht worden, nur gedachte Prinzessin aber natürlicher Weise verlangen trägt Ihre Frau Mutter an die Sie in zwey Jahren nicht geschrieben hat, davon vertraute Nachricht zu geben, wozu Sie bey der genirten situation worin Sie sich befindet, so wenig als noch minder zu andrer Correspondenz [116] Gelegenheit findet, dass sie den Cantzler um sichere Beförderung eines ihm sub sigillo volanti behändigten Brieffes an Ihro Frau Mutter nach Zerbst, und dass Er Ihr von dorther mit gleichmässiger Sicherheit eine Antwort procuriren möge zwar inständig ersuchet hat. Da nun der Cantzler ohnehin dergleichen Schreiben durchaus nicht der ordinairen Post durch das Preussische anvertrauen wollen, so hat Er, entweder, weil ihm so gleich kein andrer Ausweg und Vorschlag beygefallen ist, oder weil wie Er mir selbst versichert hat, Er annoch aus der wohlgemeinten Neben Absicht, dass Er dadurch die Gross-Fürstin K. H. und Ihro Frau Mutter E. E. auf eine gewisse Arth verbindlich machen wollen, sich gegen die Gross-Fürstin engagiret unter Umschlag und Begleitung eines zugleich von ihm an die Fürstin von Zerbst zu erlassenden Schreibens, das Ihrige durch meinen Canal über Pohlen nach Dressden an E. E. zu weiterer sichrer beförderung nach Zerbst gelangen zu lassen, wornächst Er mich am vergangenen Sonntage nach der Cour zu sich beschieden, und mir aufgegeben hat, dass ich unter Vermeldung seiner verbindlichsten und freundschafftl. mit Anerbiethung aller reciproquen Gefälligkeiten und Dienste, wozu E. E. ihn vermögend erachten würden, gedachte beyde Schreiben an Höchstdieselbe befördern und in seinem Nahmen bitten möge, Ihm seine hierunter gebrauchte Freyheit nicht nur gütigst zu verzeihen, sondern annoch der Grossfürstin so wohl als Ihm zu Gefallen die Mühe und Vorsorge auf sich zu nehmen, dass gemelte Schreiben sofort nach deren Eingang zu Dressden durch einen sicheren Expressen, wovor die Kosten mit schuldiger Erkenntlichkeit, sobald man den Betrag davon wisse gar gerne hier erstattet werden solten, in der Stille und ohne allen Aufhebens, als in welcher Absicht man auch nicht den Envoyé von Gross darmit chargiren wollen, damit nicht, wenn selbiger etwan einen seiner domestiquen damit abgesendet haben solte, sogleich zu Dressden, oder vielmehr zu Zerbst sich das Gerüchte wohl gar bis in die Zeitungen verbreiten sollen, als ob ein Courier mit Briffen aus Russland am leztern Orthe angekommen sey, von dar nach Zerbst abgeschickt und eine Antwort zurück an E. E. und so weiter unter Adresse an mich hieher bewürckt werden möge, denn der Cantzler wie im Spass hernach beyfügte, dass weil aber auch in Anleitung solcher Bitte es sehr unbillig seyn würde, wenn E. E. nicht zugleich wissen solten, worauf die unschuldige Correspondenz beruhete, so bebändige er mir hiemit das offene Original-Schreiben der Grossfürstin umb davon vor Höchstdieselben Copey zu nehmen und chargire mich das von Ihm dazu zufügende Briefgen selbst zu mundiren, welches beydes ich gethan und daher die Copeyen davon hie anzuschliessen im Stande bin, zumahl er selbst keinem seiner vertrautesten [117] Subalternen wissen lassen wolle, in was für liaisons Er mit der Grossfürstin zu stehen die Ehre habe, liaisons, die in Betracht gar vieler curiosen Umstände hoffentlich in Zukunfft Ihm so sehr als der Gross-Fürstin zum besten der generalen Affairen und des bisherigen systematis, so auch besonders in näherer Rücksicht der hie hegenden intention wo möglich den Grossfürsten zu einem Vergleiche mit Dänemark von neuem zu disponiren zu statten kommen dörfften, die aber, wenn sie zu was gutem nützen solten, denen hiesigen zuweilen allerdings gar zu übertriebenen delicatessen nach, durchaus masquirt und unerkant bleiben müsten [das Folgende ist durchstrichen:] auch bis dato ausser ihnen beyden und mir, dem er jetzo die ouverture davon mache, niemand als der jüngere Cammerherr Sergei Saltikoff als der Favori der Gross [Finis].


3. Katharina II. an ihre Mutter. 1754 April 7. (18.) Moskau.
     Copie.

 Madame ma tres chere Mere.

Je n’ai differé de donner avis à V. A. d’une nouvelle qui lui causera beaucoup de plaisir, que pour etre plus sure de mon fait, je puis dont a present l’assurer que je suis enceinte de trois mois passés et que j’espere d’accoucher avec l’aide du tout puissant vers la moitié du mois d’Octobre. Je connois Madame la tendresse dont vous m’ honorez, je sai la joie que c’est evenement vous causera, soyez persuadez que ses sentiments sont payez par le plus profond respect et par l’attachement le plus inviolable. Je suis charmez d’apprendre que mon frere et mon aimable belle soeur font leur plaisir et leur devoir de penser de meme. Je prend avec votre permission, Me., la liberté de les embrasser et de les prier de continuer.

Au reste je vous prie ma tres chere mere de me continuer l’honneur de votre souvenir et de me croire la plus vive tendresse

 Madame
 de V. A.

 a Moscovie La tres humble et tres devoué
 7me Avril Fille et servante
 1754 Caterine.

 P.S.

Je vous prie Me. de me faire tenir la reponse par le même Canal, attendez Vous à trouver une façon d’agir et une generositez, laquelle il faut avoir eprouvez pour la croire, j’en ai faite l’experience et je m’en trouve bien l’evenement fera voir à V. A. que je Lui donne un bon conseil en lui recommandant d’y prendre confiance.

[118] Je supplie V. A. de tenir le contenue du P. S. secret, il m’est de consequance qu’il le soit, il n’y a que le lien du sang et ma confiance pour Vous joint à vos interets, Madame, qui m’ont obligé de Vous reveler cette chose; Vous aurez la grace de ne Vous en ouvrir à qui que ce soit. Je suis avec un profond respect

 de Votre Altesse
 La très devoué fille et servante
 Caterine.


4. Bestužev an die Prinzessin von Anhalt-Zerbst. 1754 zu April 7. (18.) Moskau.
     Copie.

 Madame

V. A. Serme aura la grace de permettre que j’aye l’honneur de lui presenter une lettre que S. A. Imple Me la Grande Duchesse a daigné me confier pour que je la fasse parvenir en toute seureté, et que je prends la liberté de joindre ici sous cacher volant telle que j’ai reçeue.

Cette marque de confiance dont S. A. I. veut bien m’honorer sera toujours d’un prix inestimable pour moi et en m’acquittant fidelement des gracieux ordres de cette grande Princesse, qui sera un jour ma Souveraine, je ne puis qu’être infiniment sensible au bonheur qu’ils me procurent d’être le premier porteur d’une nouvelle, qui ne peut naturellement que causer la plus vive joie à V. A. Sere.

Souffrez done Me que j’aye l’honneur de Vous faire mes plus humbles et plus respectueuses felicitations sur un evenement qui doit faire l’objet le plus important des voeux de tout cet Empire, et ayez la grace d’etre très persuadée qu’il n’y a personne qui s’y interesse avec plus de zèle et plus ardemment que moi.

V. A. Sere peut confier sa reponse pour S. A. Imple avec assurance la voye par où cette lettre Lui parvient, et au cas qu’à l’avenir V. A. Sere trouvat à propos de Lui ecrire ou mander quelque chose, Elle n’auroit qu’à se servir egalement de ce chemin sous mon adresse j’en aurai tous les soins imaginables, c’est de quoi je supplie très humblement V. A. Sre d’être entierement persuadée, tout comme de mon empressement veritable de meriter l’honneur de ses bonnes graces et de sa haute bienveillance par l’attachement inviolable et le profond respet, avec lesquels j’ai celui d’etre Madame

 de V. A. Sre.


[119] 5. v. Funcke an Brühl. 1754 Mai 9. Moskau.
     Nr. 21. – Orig. (chiffrirt).

Schreibt von den zunehmenden Leibesbeschwerden der Kaiserin und bemerkt: Umstände, welche nebst andern erst in Betracht künfftiger Zeiten und Veränderungen, nicht wenig zu denen vertrauten liaisons, wovon mein P. S. Secr. ad No. 19 Erwehnung gethan hat, und deren Nuzen auf allem Fall E. E. von Selbst gar leichte einsehen, beytragen etc. etc.


6. Brühl an v. Funcke. 1754 Mai 21. Dresden.
     Orig. (chiffrirt).

Da ich nicht ermangelt habe S. K. Mt. Selbst über die weitere sichere Besorgung des dero post scripto beygelegt gefundenen Original-Schreibens behörig zu sondiren, ist hochst-Denemselben gefällig gewessen den von mir gethanen Vorschlag gedachtes Schreiben durch eine eigenst abzuschickende Persson überbringen und die Antwort abwarten zu lassen, zu approbiren, welches auch ungesäumt bewerckstelliget werden soll. Es können E. Wohlgeb. unterdessen dem H. GCanzler in meinem Nahmen das Vergnügen contestiren womit ich bey allen andern alss auch bey diesser Gelegenheit ihm meine Dienstgefliessenheit zu bezeigen mir angelegen seyn lassen auch das erforderliche menagement diesser geheimen correspondentz angezeigter maassen sorgfältig beobachten werde.


7. v. Funcke an Brühl. 1754 Juli 20. St. Petersburg.
     Nr. 31. – Orig. (chiffrirt).

Vor die durch E. Exc. geneigte Vermittelung so sorgfältig übernommene Mühe bey Beförderung und Einrichtung der Zerbstischen Correspondenz, davon ich hier jedesmahl die eingegangenen Briefe in des Gross-Canzlers eigene Hände abgeliefert habe, hat dieser mir hiernächst, so wie ich es auch im voraus nicht anders vermuthet hatte, im Nahmen der Gross-Fürstin sowohl als in seinem eigenen, die ausnehmenste Freude, Satisfaction und Danck bezeiget, und dass ich solchen E. E. auf das lebhafteste abschildern solle, specialiter auffgegeben. Nur gedachte Prinzessin soll darüber gewis nicht minder, als Ihre Frau Mutter gerührt gewesen seyn, und so wie mir des nächsten wieder Antworts-Schreiben an jene behändiget werden dürften, So ist mir auch nicht nur das ferme Versprechen anbey geschehen, dass meine Briefe gewis vor aller Neugierde gesichert seyn solten, sondern es hat der Gross-Canzler sich auch schuldig erachtet, mir die ganze Correspondenz selbst lesen und Copien davon nehmen zu lassen, damit ich bey guter Gelegenheit E. Exc. damit aufwarten könte etc.


[120] 8. v. Funcke an Brühl. 1755 Januar 20. St. Petersburg.
     Nr. 3. – Orig. (chiffrirt).

Dass die Kayserin die Gnade gehabt dem Secretaire Wolkoff, so vieler bey der Gelegenheit angezettelten heimtückischen Räncke ohngeachtet, womit man dem Gross-Canzler zu Leibe gewollt, mit völligem Pardon dem Gross-Canzler, und so wie dieser lezte es im Spass gegen mich benennet, wohl conditionirt zurückzusenden, hat ihm eine Arth von Triumph über seine Wiedersacher zuwege gebracht; Da indessen aber die Kayserin, die sonst von freyen Stücken huldreichst bestimmte Summa zur Ranzionirung dieses Menschen aus seiner drückenden Schulden-Last, wieder vergessen zu haben scheinet, solche auch nicht hinreichend seyn wird; So ist der Gross-Cantzler, um sich den Menschen vor sich und seine Freunde dadurch noch mehr zu attachiren, jezt bemühet, eine geheime Collecte vor ihn zusammeln. Er selbst hat in der Stille den Anfang gemacht dazu beyzutragen, und auf dessen Vorwort hat der Envoyé Guydickens sich zu 600. Rubels vor seinen Hof erklähret. Auf gleichen Antrieb hat der Englische Resident, Baron Wolff, von dem der Wolkoff 400. Rubeln geborget gehabt, diese Schuld vor getilget bekennet, und noch 400. dazu geschencket. Nun aber hat der Gross-Canzler auch mir angelegen diese Collecte zu vermehren. Gleichwie jedoch mein persönlich Unvermögen ihm so bekannter ist, als ich noch selbst vor baar von ihm erborgte 1000. Rubeln in seiner Schuld stehe; So soll ich auf sein Wort und in seinem Nahmen, so sehr ich mich auch schwierig dagegen bezeiget habe, bey E. Exc. eine wehmüthige Vorbitte zu einer selbst beliebigen Bey-Steuer von unserem Hofe erhalten. Ich gestehe gar gerne, dass ich dergleichen Anträge an E. Exc. gelangen zu lassen nun desto mehr repugnanz verspühre, als ich kaum das Herz habe, wenn mich der Schuh selbst drücket, es mercken zu lassen; Indessen habe ich mich dessen jedoch hier, wo man jezt ohne dergl. ausserordentlichen Gratificationen bey Subalternen und bey Grossen, deren man von nöthen hat, nicht hinter und nicht vor sich kommen kan, und wo man schon auf gut Orientalisch ganz öffentlich und mit Vorbewust ihrer Obern und solte es der Kayserin Mt. Selbst seyn, die dergleichen ganz nicht vor missfällig anzusehen scheinet, nicht entlegen können etc.