Gefängnißleben zur Schreckenszeit

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Autor: Johannes Scherr
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Titel: Gefängnißleben zur Schreckenszeit
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27 und 28, S. 424–427 und 438–440
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Gefängnisse während der Französische Revolution
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[424]
Gefängnißleben zur Schreckenszeit.
Von Johannes Scherr.


Es ist unnütz, sie zu preisen, es ist kindisch, sie zu schmähen, die große Revolution. Sie war, wie sie sein mußte; ihre Wirkungen entsprachen ganz genau ihren Ursachen, wie Blitz und Donner den ihrigen entsprechen. Man kann sie auch nicht mehr eine „Sphinx“ heißen, denn die historische Analyse hat ihre Motive bis zum größten und bis zum kleinsten bloßgelegt und klar gemacht. Wir wissen, was sie wollte, was sie erreichte, wie sie irrte, wo sie fehlte. Wir kennen ihre titanische Tendenz, bewundern ihre gigantische Kraft, segnen ihre unvergänglichen Schöpfungen und verdammen ihre Verbrechen. Und dennoch ist etwas Geheimnißvolles in diesem erhabensten Trauerspiel der Weltgeschichte, etwas, das mit der unwiderstehlichen Macht eines grandiosen Naturphänomens wirkt, dessen Gesetz noch nicht gefunden ist. Sollte es vielleicht der Riesenodem der Leidenschaft, welcher dieses Drama schwellte, sollte er es sein, der demselben diesen magischen Reiz, dieses unvergleichliche Interesse verleiht?

Oder werden wir, je mehr wir die Revolution in ihren Ursachen, Wirkungen und Folgen, in ihren Triumphen und Verirrungen begriffen zu haben glauben, nur um so mehr von dem Gefühle der Unbegreiflichkeit dieser Erscheinung angefaßt? Mir selber, der ich mich viel damit beschäftigte und auch Einiges zur Berichtigung des Urtheils über die Menschen und die Ereignisse der großen Katastrophe beigetragen zu haben glaube, mir selber ist, so oft ich mich in die Betrachtung der Revolution versenke, als stände ich wieder vor der bekannten Medusa Rondanini in München, deren tödtliche Schönheit jeden Empfänglichen mit Entzücken zugleich und mit Grauen durchschauert. Oder auch empfinde ich, die Revolutionstragödie in ihrer Ganzheit fassend, den gewaltigen Schlageindruck, welchen unser Dichter von der „Macht des Gesanges“ ausgehen läßt:

„Wie wenn auf einmal in die Kreise
Der Freude mit Gigantenschritt
Geheimnißvoll nach Geisterweise
Ein ungeheures Schicksal tritt:
Da beugt sich jede Erdengröße
Dem Fremdling aus der andern Welt,
Des Jubels nichtiges Getöse
Verstummt und jede Larve fällt.“

Das ist’s! Alle Larven fielen und die Personen des weltgeschichtlichen Dramas sprachen und handelten, wie sie waren, in ihrer ganzen Größe und in ihrer ganzen Blöße. Alles, was menschlich und was bestialisch im Menschen, kam ohne Maske, ohne Schminke und ohne Feigenblatt zum Vorschein. Helden und Heldinnen, Narren und Närrinnen, Schelme und Schelminnen, Schurken und Schurkinnen, Fanatismus und Berechnung, Begeisterung und Selbstsucht, Weisheit und Thorheit, Tugend und Laster, sie spielten nach der Natur, ganz nach der Natur, und äschyleischen Heroen und sophokleischen Heroinnen zur Seite tölpelten shakespeare’sche Clowns und rissen rabelais’sche Panurge ihre Zoten.

Sie ist immer noch nicht geschrieben, die Geschichte dieser Revolution, wie sie geschrieben sein könnte, sollte, müßte. Aber freilich, wer so sie schreiben wollte, müßte mit dem Gewissen des Tacitus die Phantasie Dante’s und mit dem Genie Shakespeare’s die Kühnheit des Aristophanes vereinigen. Bis ein solches „Ungeheuer von Vorzügen“ dermaleinst kommt, mag es gerathen sein, diese und jene Seite des großen, nie zu erschöpfenden Gegenstandes unbefangen zu untersuchen und mit rücksichtsloser Wahrhaftigkeit darzustellen, falsch Beleuchtetes in ein besseres Licht zu rücken, gäng und gäbe Irrthümer als solche zu signalisiren und also auch in weiteren Kreisen einer richtigeren Anschauung und Würdigung einer Epoche Bahn zu brechen, welche die Menschen so viel lehren könnte und würde, falls sie nur sich belehren lassen wollten.

Da hat man z. B. aus den Einzelnheiten des Pariser Gefängnißlebens während der Herrschaft des „Schreckens“ (1792 bis 1794) einen Schauderroman zusammengekleistert, welcher ganz geeignet war, Unwissenden die Haare sträuben zu machen. Laßt uns nun zusehen, wie es sich damit in der Wirklichkeit verhält. Selbst wenn wir auf den Umstand, daß wir als auf unser Quellenmaterial fast durchweg auf die Erzählungen von Gefangenen angewiesen sind, welche sammt und sonders in höherem oder geringerem Maße Feinde der Revolution gewesen, nicht das Gewicht legen, welches wir von Rechtswegen darauf legen könnten, selbst dann wird sich als geschichtliche Wahrheit ergeben, daß die „Teufelin Revolution“ auch in dieser Richtung bedeutend viel schwärzer gemalt worden ist, als sie war. Es ist ihr das auch anderweitig sattsam widerfahren. Ist es doch Historikern vom gewöhnlichen Schlage nie eingefallen, über die Thatsache nachzudenken oder derselben auch nur zu erwähnen, daß manche der Schlachten Napoleon’s, z. B. die an der Moskwa, mehr Menschen hingerafft hat, als das ganze Schreckensregiment der Revolution. Aber freilich, Napoleon war ein gekrönter Kaiser und – das Uebrige mag sich der Leser denken oder auch nicht denken, wie es ihm beliebt.

Es ist wahr, während der Schrecken regierte, strotzten die Pariser Kerker von Gefangenen. Die Zahl von achttausend mag die regelmäßige gewesen sein. Es ist wahr, daß über allen diesen Tausenden beständig das Fallbeil schwebte. Es ist wahr, daß sich der Schrecken mit dem unauslöschlichen Schandmal befleckte, auch Frauen und Mädchen um ihrer politischen Meinungen willen eingekerkert und hingerichtet zu haben. Es ist endlich wahr, daß in diesem oder jenem der Gefängnisse die Insassen mit Strenge, in einzelnen Fällen auch mit Härte behandelt wurden. Aber eben so wahr ist, daß von einer raffinirten Kerkerpein im Ganzen und Großen gar keine Rede gewesen ist. Von einem System, die Gefangenen zu quälen, ist keine Spur vorhanden. Es war ja unserem „humanen“ Jahrhundert vorbehalten, die Marter der politischen Gefangenen in ein System zu bringen. Seid Zeugen dessen, ihr Casematten des Spielbergs, ihr Einzelzellen in deutschen Zuchthäusern, ihr Käfige des Mont Saint-Michel, ihr Bagnos von Ischia und Lambessa und du, o „trockene“ Guillotine von Cayenne! Die Titanen der Revolution – und Titanen bleiben sie, mag eine servile Historik noch so sehr sich befleißen, verkleinernd an ihnen herumzumäkeln – sie hatten gar keine Zeit, mit solchen kleinlichen Bosheiten und raffinirten Grausamkeiten sich zu befassen. Sie konnten dieselben getrost den nach ihnen kommenden Rettern der Gesellschaft überlassen.

Wie bereits angedeutet worden, mischten sich, wie in den meisten menschlichen Dingen, auch in dem Gefängnißleben der Schreckenszeit die Lichter und die Schatten. Wir werden jene hervorheben, ohne diese abschwächen zu wollen. Im Gegentheil, es soll den Schatten ihr volles Recht widerfahren.

Zuvörderst ist der Irrthum zu berichtigen, daß die Verwaltung und Beaufsichtigung der Gefängnisse beim Wohlfahrtsausschuß gewesen. Der hatte Wichtigeres zu thun. Die Stadtpolizei von Paris besorgte dieses Geschäft und unterstand dabei der Controle des Sicherheitsausschusses. Die Stadtpolizei hatte aber so ungeheuer viele Arbeit, daß sie ihre Gefängnißbeamten nur oberflächlich beaufsichtigen konnte, und demzufolge hing das in den einzelnen Gefängnissen herrschende Regiment von den Persönlichkeiten der Polizeicommissäre, der Schließer und Schließerinnen, der Wärter und Wärterinnen ab. Von dem einzigen Gefängniß Du Plessis wird uns authentisch gemeldet, daß das Aufsichts- und Wartungspersonal streng, herb und hart gewesen sei, und in diesem Hause war demzufolge der Aufenthalt am peinlichsten. An den Gefangenen, auch den weiblichen, wurde bei ihrem Eintritt [425] eine Manipulation vorgenommen, welche unter dem Namen der „Rapiotage“ verrufen war. Man untersuchte sie nämlich ohne Rücksicht auf Schicklichkeit und Schamhaftigkeit und nahm ihnen Alles weg, was sie bei sich trugen. Man gestattete ihnen keine Scheere und kein Messer, sondern nur ein hölzernes Besteck, so daß sie beim Essen genöthigt waren, das Fleisch mit den Fingern zu zerreißen. Jeder Verkehr mit der Außenwelt war streng untersagt und unmöglich gemacht. Aber Einzelhaft gab es auch hier nicht: diese Grausamkeit haben ja erst die „Frommen“ unserer eigenen Tage methodisch ausgebildet und in Anwendung gebracht.

Eine ganze Reihe von Gefängnißbeamten hat sich zur Schreckenszeit durch Milde, Schonung und freundliche Fürsorge für die Gefangenen berühmt gemacht. So der Ministerialsecretär Grandpré, der Polizeicommissär Biquet, der Schließer Huyet im Port-Libre, der Schließer Benoit im Luxembourg, die Schließerin Bouchaud in Saint-Pelagie, der Schließer Vaubertrand und seine Frau in den Madelonnettes, die Schließerin Lebau in La Force, der Schließer Fontenay, die Schließerin Richard und deren Magd Rosalie Lamorlière in der Conciergerie, welche beiden Frauen Alles thaten, was nur immer sie thun konnten, um der armen Marie Antoinette die schreckliche Bürde ihrer letzten Tage und Stunden zu erleichtern.

Das strengste Gefängnißregiment wurde, wie gesagt, in Du Plessis gehandhabt. Schon weniger herb und hart ging es her in der Conciergerie, in Sainte-Pelagie, in La Force und in den Madelonnettes. Was vollends die Gefängnisse im Luxembourg, im Port-Libre, bei den Carmelitern, bei den englischen Benedictinern und Saint-Lazare betrifft, so waren das „Stutzer-Gefängnisse“ (prisons muscadines), „allwo“ – meldet Einer, der es mit angesehen – „die Gefangenen keine anderen Fesseln kannten, als die der Liebe, und wo ihnen die Tage inmitten der Gärten und Gebüsche im süßen Getändel mit ihren schönen Mitgefanginnen verflossen.“ Mit Stegreifdichtung, mit Ariengeträller, mit Gesellschaftsspielen, mit Klatsch und mit Musik vertrieb sich hier der französische Leichtsinn die Zeit und wußte es sogar zu einer neuen Art Zeitvertreib zu machen, wenn die eiserne Anklägerhand Fouquier-Tinville’s von Zeit zu Zeit in das Getändel, Getriller und Gelächter hineingriff, um aus dem in Fülle vorhandenen Vorrath einen seiner täglichen „Schübe“ (fournées) für das „rothe Ding“ auf dem Revolutionsplatz zu vervollständigen.

In den zuletzt genannten Gefängnissen verwandelten sich die Kerker förmlich in Salons, wo graziöse Frauen die Honneurs machten, wie sie früher in ihren Empfangzimmern im Faubourg Saint-Germain oder in der Rue Saint-Honoré gethan hatten. In den Madelonnettes ließ sich das Ancien Régime in der ganzen wohlgebürsteten Grandezza seiner Höflichkeit sehen. Hier schwirrte die Luft von Monseigneurs und Mesdames. Der weiland Polizeiminister machte in wohlgepuderter Perücke und Glanzschuhen, den Hut unter dem Arm, den weiland Ministern Latour du Pin und Saint-Priest seine Morgenvisite, welche ceremoniösest zurückgegeben wurde. Falls, wie zuweilen geschah, in die vornehme Gesellschaft dieses aristokratischen Gefängnisses ein armer Teufel von Spießbürger hineingewürfelt ward, nahm ihn der altfranzösische Witz zur Zielscheibe. Ein unglücklicher Krämer Namens Cortey saß mit den Herren Laval-Montmorency, de Pons und Sombreuil in der gleichen Zelle. Eines Tages machte er durch das Corridorfenster der vorübergehenden weiland Prinzessin von Monaco verliebte Zeichen und warf ihr Kußhände zu, worauf der Marquis de Pons ernsthaft zu ihm sagte: „Ihr müßt schlecht erzogen sein, weil Ihr Euch mit einer solchen Person gemein macht. Es ist ganz in der Ordnung, wenn man Euch mit uns guillotinirt, da Ihr uns als Euresgleichen behandelt.“ Die weiland großen Herren in den Madelonnettes erhoben übrigens ein großes Geschrei, als sie in Folge der Anordnung eines griesgrämigen Visitators vorübergehend genöthigt waren, von ihren Freundinnen sich zu trennen. „Il fallut donc nous séparer de vous, maîtresses adorées!“ (man mußte sich also von Euch trennen, angebetete Freundinnen) jammerte Einer. „On ne connut plus, dans notre prison, les douces étreintes de l’amour!“ (man kannte in unserm Gefängniß die süßen Banden der Liebe nicht mehr.)

Der heiterste und zugleich anständigste Ton herrschte im Port-Libre. Auch war hier die republikanische Gesinnung und Stimmung obenauf. Die Bürger Vigée und Matras dichteten und componirten Freiheitshymnen im Stile der Zeit, die Bürgerinnen Betisy und Lachabeaussière sangen dieselben und der Baron von Wittersback begleitete sie mit seiner meisterhaft gespielten Violine. An den Tagen, wo die Republik auf den Plätzen von Paris ihre antiken Feste feierte, ging es auch im Port-Libre festlich zu. Aus im Gefängnißhof aufgelesenen Ziegeln wurde der „guten Göttin Natur“ ein Altar errichtet und die Bürgerinnen sangen die eigens zu diesem Zwecke verfertigte Festcantate. Dann gaben sie den Bürgern die Hände und es wurde in großer Runde die Carmagnole getanzt, unter Anstimmung der Marseillaise. Am leichtfertigsten, geradezu lüderlich führten sich die Gefangenen beiderlei Geschlechts im Luxembourg auf. Es verging da kaum ein Tag ohne Histörchen und Abenteuer, welche ganz gut im „Decamerone“ oder im „Faublas“ stehen könnten. Auch in der ernsteren Conciergerie fehlte es nicht an solchen Geschichten. Ließ sich doch daselbst Madame de ***, welche „an Schönheit und Reinheit einer Madonna Rafaels glich“, in der Furcht vor dem Tode zu einem unglaublich scandalösen, aber ebenso wohlbezeugten wie erfolglosen Abenteuer herbei, von welcher Thatsache Notiz genommen werden muß, weil sie einen der wenigen, sehr wenigen Ausnahmefälle bildete, wo die Standhaftigkeit und der Heldenmuth, welche die weiblichen Opfer der Revolution so sehr schmückten, niedrigeren, ob zwar natürlichen Gefühlen gewichen ist. Erwähnenswerth ist wohl auch eine andere Thatsache, nämlich diese, daß im Mai von 1794 eine Durchsuchung der Gefängnisse angeordnet wurde, wobei sich herausstellte, daß die Gefangenen mitsammen im Besitze von 864,000 Livres waren, den Werth ihrer Möbeln und Schmucksachen ungerechnet. Daraus ersieht man, daß von Noth in diesen Gefängnissen keine Rede war.

Zu den Haushaltgebräuchen in der Conciergerie gehörte es, neuangekommene Gefangene so zu sagen einzuweihen, indem man, und zwar in Numero 13, die furchtbaren Scenen der Procedur vor dem Revolutionstribunal und der Guillotinirung travestirend vor ihnen aufführte. Die Mitspieler und Mitspielerinnen dieser gräßlichen Possen trugen in Ringen oder Knöpfen verborgen die berühmten von Cabanis erfundenen Opiumpastillen bei sich, womit der Doctor Guillotin, der Vater der „Dame Guillotine“, aus Mitleid die Gefangenen versorgte, damit sie „nach Belieben über ihr Schicksal verfügen könnten“. Selbstmordscandidaten also carikirten und travestirten die Tragödie der Zeit, und während die Wände der bezeichneten Kerkerkammer von Gelächter widerhallten, schrieen unter dem Fenster derselben Ausrufer die Liste derjenigen aus, „welche heute in der Lotterie der heiligen Guillotine das große Loos gezogen haben“, das heißt hingerichtet worden sind.

An der Conciergerie haftet noch eine düsterste Erinnerung. Sie war ja recht eigentlich die „Vorhalle des Todes“. Denn hierher wurden neben den ordentlichen Insassen des Gefängnisses auch außerordentliche gebracht, nämlich alle vom Revolutionstribunal Verurtheilten, um ihrer letzten Stunde entgegenzuharren. Die Schreibstube (le greffe) im Untergeschoß war das Toilettezimmer der „Dame Guillotine“. Am Eingange dieses schrecklichen Gelasses, dessen Thür füglich die Aufschrift von Dante’s Höllenpforte hätte tragen sollen – („Laßt, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren!“) – erschien Morgen für Morgen der rothbemützte Huissier, die infernalische Liste derer abzulesen, welche zu den draußen vorgeführten Todeskarren gerufen wurden. Wie Jedermann weiß, hat diese Liste ihre schrecklichste Länge erreicht (38–50–54–60–67 Personen) während der Zeit, als sich Robespierre aus dem Wohlfahrtsausschuß zurückgezogen hatte und mit seinem geliebten Hunde Brount in den Champs-Elysées und im Thale von Montmorency spazieren ging, die Hamletfrage „Sein oder Nichtsein?“ grüblerisch erwägend. … Das fahle Morgengrauen des 7. Thermidor (25. Juli) von 1794 erblickte in der Vorhalle des Todes eine zahlreiche Gesellschaft, achtunddreißig Verurtheilte. Darunter den General Beauharnais, den Gatten der künftigen Kaiserin Josephine – sie selbst war bei den Carmelitern eingekerkert –, den Herzog von Clermont-Tonnerre, den berühmten Sachwalter Lachalotais, den Fürsten von Salm-Kyburg, den Baron Trenck, den rastlosen Maulwurf von Glatz und Magdeburg, der sich schließlich in diese Sackgasse hineingewühlt hatte, aus welcher kein Entkommen mehr war. Seht ihr dort den Mann, welcher mit vorgebeugtem Oberkörper das Blatt Papier beschreibt, das er auf seinen zusammengepreßten Knieen hält? Neigt euch! Es ist Einer, den der Kuß der Muse geweiht hat, [426] der royalistische Poet André Chenier. Das von ihm zu dieser Stunde halbbeschriebene Blatt hat die Nachwelt unter die kostbarsten Reliquien der Revolution eingereiht: –

„So wie ein letzter Hauch, ein letzter Strahl des Gottes
Den Tag verklärt an seinem Schluß,
Rühr’ ich die Leier noch am Fuße des Schaffotes;
Wer weiß, wann ich’s besteigen muß?

5
Wer weiß? Vielleicht bevor der Zeiger dort im Kreise

Auf dem geblümten Zifferblatt
Den sechszigfachen Schritt der vorgeschriebnen Reise
Helltön’gen Gangs vollendet hat,
Liegt schon der Schlaf der Gruft auf diesen bleichen Zügen;

10
Vielleicht bevor es mir gelang,

Im angefangnen Vers den Reim zum Reim zu fügen,
Wird zu entsetzensheiserm Klang
Der Todverkündiger, der zum Gerüst der Schrecken
Uns schleppt mit seiner Söldnerbrut,

15
Das Echo dieses Saals mit meinem Namen wecken. – –“

Und so geschah es buchstäblich. Der arme Chenier konnte den zuletzt angehobenen Quatrain seines dichterischen Testaments nicht zu Ende bringen. Man hörte von draußen das Rollen der vorfahrenden Todeskarren auf dem Pflaster, Gewehre klirrten vor der Pforte, sie ging auf, der „Todverkündiger“ erschien mit seiner Liste und der verhängnißvolle Appell begann. Der Dichter, welcher bekanntlich einen wahrhaft juvenalischen Zorn und Haß an den Jacobinern ausgelassen und ihnen zugerufen hatte:

„Ich spei’ auf eure Namen, ich sing’ euch an den Galgen“

– ist nicht weniger muthvoll gestorben als seine Todesgefährten. Doch ward er auf dem Blutgerüst von einem flüchtig-stolzen Bedauern angewandelt über das, was mit ihm zu Grunde ging, und da hat er sich mit der Hand an die Stirn geschlagen und ausgerufen: „Ich hatte doch etwas da drinnen!“ (j’avais pourtant quelque chose là!)

Zweiundsiebzig Stunden später wurden Robespierre, Saint-Just und Couthon ebenfalls von der Conciergerie aus, wohin sie in der dritten Morgenstunde des 10. Thermidor gebracht worden waren, nach dem Revolutionsplatz gefahren. Vor der Wohnung des „Unbestechlichen“ – der war er! –, vor dem Hause des Schreiners Duplay in der Rue Saint-Honoré, zwangen die „Furien der Guillotine“ den Karren, zu halten, und tanzten um denselben her die Carmagnole, die Luft mit dem Gebrülle: „Tod dem Tyrannen!“ erfüllend. Wer das aber, wie billig, am lautesten mitschrie, war eines der infamsten Scheusale der Revolutionszeit, Carrier, der Erfinder und Veranstalter der „Noyaden“ und der „republikanischen Hochzeiten“ von Nantes. Heutzutage kann es Jeder wissen, wer überhaupt Etwas wissen will, daß zu Robespierre’s Sturze die ärgsten Schufte, Schurken und Schandbuben sich verbunden haben. Das Urtheil über diesen Sturz, über den Mann und seine Bedeutung war übrigens schon damals so wenig ein einstimmiges, als es heute ein solches ist. Auf seiner Todesfahrt wurde Robespierre von einer Frau angetreten, welche ihm zuschrie: „Fahr’ zur Hölle, Bösewicht, beladen mit den Flüchen aller Gattinnen und aller Mütter!“ Aber in einer Provinz von Süd-Frankreich ließ eine Pächterin beim Eintreffen der Nachricht, daß der „Tyrann“, dessen ganze Hinterlassenschaft an Geld und Gut in einem Assignat von fünfzig Francs bestand, am 28. Juli guillotinirt worden sei, vor Schrecken das Kind fallen, welches sie auf dem Arme trug, hob die Hände gen Himmel und rief in ihrem Patois aus: „O, jetzt ist es um das Glück des armen Volkes geschehen; sie haben Den getödtet, welcher es so sehr geliebt hat (aco n’es finit bol bounhur del paouré poble; han tuat aquel que l’aimaba tant)!“ –

Nun wollen wir versuchen, die im Vorstehenden gegebenen Umrisse mit individuellem Leben zu füllen, und zwar mit Hülfe der Aufzeichnungen eines Gefangenen der Schreckenszeit, welche Aufzeichnungen erst in allerneuester Zeit in Buchform erschienen sind. Wir meinen damit die „Memoiren“ des napoleonischen Großen und bourbonischen Ministers Beugnot. Der Mann war ein abgesagter Feind der Revolution überhaupt und der Terroristen insbesondere. Die Mittheilungen aus seinem Kerkerleben sind also sicherlich nicht in’s Rosige gemalt. Hinwider ist er aber auch zu ehrlich gewesen, um Schwarz in Schwarz zu malen, und nachdem wir seinen Bericht der erforderlichen kritischen Controle unterzogen haben, dürfen wir mit Zuversicht erklären, daß das, was wir daraus mittheilen werden, den Werth eines historischen Zeugnisses besitzt.

Beugnot, gewesenes Mitglied der gesetzgebenden Nationalversammlung, wurde am 18. Vendémiaire (9. October) von 1793 in Paris verhaftet, nachdem er den von Seiten Danton’s ihm wiederholt und deutlich zugekommenen Wink, sich davon zu machen, unbeachtet gelassen hatte.

„Verdächtig des Royalismus!“ sagte der verhaftende Polizeicommissär. „Nach der Conciergerie! Guillotinefutter!“

Man gestattete dem Verhafteten eine Auswahl von Büchern mitzunehmen; aber der Commissär und der demselben beigegebene Gensd’arme spielten dabei die Censoren. Tasso’s „Befreites Jerusalem“ fand keine Gnade in den Augen dieser Censur.

„Aber warum soll mir dieses Buch verwehrt sein?“ fragte der Verhaftete.

„Lassen Sie das Buch lieber da, Bürger,“ erwiderte wohlweise der Gensd’arme, „denn, glauben Sie mir, Alles, was aus Jerusalem kommt, hat dermalen keinen guten Geruch.“

Als der Fiaker, welcher den Gefangenen zur Conciergerie – „cette vaste antichambre de la mort“ – brachte, an der Freitreppe derselben hielt, war diese von einer Schaar jener Weiber dicht besetzt, welche bei allen Spectakeln der Revolution die Rolle des Megärenchors mit Beeiferung durchführten. Sie empfingen Beugnot mit Füßegestampf, Händeklatschen und Hohngelächter und überschütteten die „neue Beute“ mit Schimpfnamen und Geifer, so daß er froh war, als er das Gitter hinter sich hatte. Während in der Schreibstube der Name des Ankömmlings in das Register eingetragen wurde, konnte er bemerken, daß die größere Hälfte des Saals durch eine niedrige Schranke von der kleineren gesondert war. Jene stellte das weiter oben erwähnte „Toilettezimmer der Dame Guillotine“ vor und in diesem Augenblick befanden sich zwei Verurtheilte daselbst, welche ihre Schaffottoilette bereits gemacht hatten und der Ankunft Samson’s harrten. Ein Municipalbeamter richtete Trostworte an die beiden Unglücklichen und fragte sie, ob sie den Namen des Präsidenten vom Revolutionstribunal kennten, welcher den Todesspruch über sie gefällt hätte. „Nein,“ gab der Eine zur Antwort, „aber behalte denselben für Dich! Ich will den Namen eines solchen Bösewichts nicht mit in mein Grab nehmen.“ – „Wenigstens hoff’ ich,“ sagte der Andere sanft, „daß dieser Präsident kein Franzose sei!“ – gewiß in seiner Art und unter diesen Umständen ein rührender Ausdruck von Patriotismus.

Beugnot mußte noch mit ansehen, wie die Armen durch den Henker abgeholt wurden, allein zu seinem Glück; denn während des Lärmens, welcher dadurch in der Schreibstube entstand, verwechselte der sonst sehr genaue Greffier seinen Namen mit dem eines andern so eben Eingebrachten, der wegen Verfertigung falscher Assignate verhaftet worden war und dessen Name allerdings dem Namen Beugnot’s sehr ähnlich klang. Dieser Verwechselung hatte er es höchst wahrscheinlich zu danken, daß er, wie übrigens so viele Hunderte anderer Gefangener, im Gefängnisse „vergessen“, das heißt niemals vor das Revolutionstribunal gerufen und folglich gerettet wurde. Der grausame Witz von der „Lotterie der heiligen Guillotine“ war nicht blos ein Witz, sondern auch eine Wahrheit. Nur waren da die Gewinner eigentlich die Verlierer und umgekehrt.

Zunächst freilich hatte die Verwechselung mit einem Falschmünzer die unangenehme Folge für unsern Gefangenen, daß er in sehr schlechte Gesellschaft gethan wurde, in eine Zelle nämlich, in welcher bereits ein Muttermörder und ein Einbrecher saßen. Da er aber fieberkrank wurde, brachte man ihn nach der sogenannten „Infirmerie“, dem Krankensaal der Conciergerie, welchen Beugnot freilich als das „schauderhafteste Hospital auf Erden“ schildert. Die Localität erinnerte ihn so sehr an die Darstellung der Hölle auf der Opernbühne, daß er annehmen zu dürfen glaubte, der Theaterarchitekt müsse diese Infirmerie zum Modell gehabt haben. Die Einzelnheiten sind zu widerlich und riechen zu übel, um hier wiedergegeben werden zu können. Genug, es war ein Ort des Grauens, und es begreift sich unschwer, daß Gefangene, welche längere Zeit hier verweilen mußten, nach dem „Nasenstüber auf den Hals“ – „chiquenaude sur le cou“ – sich sehnten, wie ein damaliger Bewohner der Conciergerie, Lamourette, constitutioneller Bischof von Lyon, den Fallbeilschlag der Guillotine genannt hat. Ist doch sogar die Langeweile zu einem Motiv des [427] Schaffotheroismus jener Zeit geworden. „Dieses Gefängnißleben langweilt mich unerträglich“ – sagte Lauzun-Biron – „möchten sie mir doch einmal den Kopf abschlagen, damit der schlechte Spaß zu Ende wäre!“ Um den Bleidruck dieser Kerkerlangweile fern zu halten, ersannen und übten die Gefangenen die insipidesten Spiele. Herault de Sechelles z. B. spielte beharrlich „à la galoche“, bis er zum Todeskarren gerufen wurde.

[438] Aus der Infirmerie erlöst, kam Beugnot in die „kleine Apotheke“, welche Zelle der Bischof Lamourette und sieben Conventsdeputirte von der Girondistenpartei mit ihm bewohnten und deren Wände über und über mit den Inschriften „Freiheit“, „Gleichheit“ und „Menschenrechte“ bedeckt waren. Einer der sieben Girondisten war Fauchet, Bischof von Calvados. Zu Ende Octobers wurden sie mit ihren Parteigenossen processirt und guillotinirt. Die Hinrichtung der „Einundzwanzig“ war eine rechte Festhekatombe, dargebracht dem Moloch Schrecken. Als die Verurtheilten vom Tribunal nach der Conciergerie zurückgebracht wurden, brachen sie unter der Wölbung der Gefängnißpforte mit einmal und wie aus einem Munde in das „Allons, enfants de la patrie!“ aus. Sie haben, wie bekannt, den weltgeschichtlichen Sang am folgenden Tage, am 31. October von 1793, auch am Fuße des Blutgerüstes und auf demselben angestimmt und so lange fortgeführt, bis das Fallbeil mit dem Lebensfaden des Letzten von ihnen auch das Lied abschnitt. Das ist Geschichte, aber Nodier’s „Letztes Bankett der Girondisten“ ist nur eine Novelle, obzwar eine sehr gute. Am 6. November ist Orleans-Egalité von der Conciergerie zum Revolutionsplatz gekarrt worden. Er blieb ganz gleichgültig, vor dem Tribunal, auf dem Karren und auf dem Schaffot. Als ihm, bevor er an das schreckliche Bret geschnallt wurde, die Henkersknechte die Stiefeln abziehen wollten, sagte er: „Das wäre reiner Zeitverlust. Ihr könnt mir sie bequemer abziehen, wann ich todt bin. Macht schnell voran!“

Vier Tage nach der Todesfahrt von Louis Philipp’s Vater machte Madame Roland die ihrige. Ob sie, die Treppe zum Blutgerüst hinansteigend, den Ausruf gethan: „O heilige Freiheit, welche Verbrechen begeht man in deinem Namen!“ ist fraglich; aber daß sie zu ihrem Todesgefährten Lamarche sagte: „Steigen Sie zuerst hinauf, weil Sie ja doch nicht den Muth hätten, mich sterben zu sehen“ – ist gewiß.

Manon Philipon, die Frau des girondistischen Exministers Roland, die „Aspasia der Girondisten“, die Prophetin und das Entzücken dieser armen Wolkenwandler von Schönfühlern und Schönrednern, war zuerst in der Abtei, dann in Sainte-Pelagie eingekerkert gewesen. Ihre Versetzung in die Conciergerie war für die Insassen derselben ein großes Ereigniß, welches Beugnot lebhaft beschrieben hat. In den beiden erstgenannten Gefängnissen hat sie ihre berühmten Memoiren niedergeschrieben, welche mit der Uebersiedelung in das letztgenannte abbrechen. An einer Stelle dieser Denkwürdigkeiten, welche nur mit großer Vorsicht als eine geschichtliche Quelle zu benützen sind, hat Citoyenne Roland ihr Portrait gezeichnet und gemalt, und diese kühne Selbstportraitirung giebt nicht nur ein Bild von ihrer Gestalt und ihren Zügen, sondern auch von ihrer Fühl- und Denkweise. Ihr ganzer Charakter prägt sich plastisch darin aus und dies Conterfei ist geradezu eine historisch-psychologische Merkwürdigkeit. Sehen wir sie uns einmal an. „Als ich ausgewachsen, war ich ungefähr fünf Fuß hoch. Meine Beine waren wohlgeformt, die Füße hübsch gebaut, die Hüften sehr gewölbt, die Schultern zurückgezogen, die Brust war breit und hochbusig, meine Haltung sicher und anmuthig, der Gang leicht und rasch. Mein Gesicht hatte nichts Besonderes als etwa eine große Frische und einen sanften Ausdruck. Prüft man jeden Zug einzeln, so darf man billig fragen: Wo ist denn da die Schönheit? Denn kein einziger ist regelrecht, aber mitsammen bilden sie ein gefälliges Ganzes. Der Mund ist ein wenig groß und es giebt tausend schönere; allein keiner weiß zärtlicher und verführerischer zu lächeln. Das Auge dagegen ist nicht sehr groß und seine Iris kastanienbraun. Es liegt weder zu tief, noch steht es zu sehr hervor; es blickt offen, frei, lebhaft und sanft, überwölbt durch schön gezeichnete Brauen von derselben Farbe wie die Haare, und es wechselt in seinem Ausdrucke wie die liebevolle Seele, deren Regungen es verkündet. Ernst und stolz, hat es zuweilen etwas Furchtbares, weit öfter aber ist es liebkosend und immer anziehend. Die Nase verursachte mir einigen Verdruß, weil ich fand, sie sei vorn ein Bischen zu dick; als Theil des Ganzen jedoch und von der Seite betrachtet, verdarb sie nichts. Die Stirn war breit, glatt, offen, von hochgewölbten Augenhöhlen getragen und keineswegs so nichtssagend, wie so manche Gesichter sie zeigen. Mein Kinn steht ziemlich weit vor und hat entschieden die Merkmale, welche die Physiognomiker als die der Sinnlichkeit bezeichnen; wenn ich diese Merkmale mit meinen übrigen Eigenthümlichkeiten zusammenstelle, bezweifle ich, daß jemals eine Frau mehr als ich für Sinnenlust geschaffen war, obzwar ich dieselbe weniger genossen habe als irgendeine. Ein mehr belebter als sehr weißer Teint, glänzende Färbung, häufig erhöht durch die plötzlich kommende Röthe eines kochenden, durch äußerst reizbare Nerven erregten Blutes; eine zarte Haut, ein runder Arm, eine wenn auch nicht kleine, doch niedliche Hand, weil ihre langen und schmächtigen Finger auf Gewandtheit deuten, ohne aufzuhören, anmuthig zu sein; schön gereihte und gut erhaltene Zähne; endlich eine Körperfülle, die auf vollkommene Gesundheit hinweist: – das sind die Schätze, welche die Natur mir geschenkt hat.“

Glaubt man nicht ein Portrait zu sehen, welches eine Sappho oder eine Aspasia von sich gezeichnet und gemalt hat oder wenigstens [439] haben könnte? In Wahrheit, wir haben Mühe, zu glauben, daß diese Selbstportraitirung von einer modernen Frau, noch dazu von einer anerkannt tugendhaften und sittenstrengen Frau herrühre. Es ist da eine Objectivität der Koketterie, welche ganz antik, ein künstlerisches Gefühl und Behagen, welches ganz griechisch. Arme Manon! Das eben war dein Unglück und dein Verderben, daß du in den Säulenhallen der Agora und unter den Platanen der Akademie traumwandeltest, daß du eine Athenerin der perikleischen Zeit sein wolltest, zu sein glaubtest, während du unter den Franzosen, unter den Parisern vom letzten Decennium des achtzehnten Jahrhunderts lebtest. Niemand wandelt ungestraft unter Palmen, d. h. in der Aetherregion der Ideale. Die gemeine Wirklichkeit des Lebens greift mit plumper Faust hinauf, reißt die armen Ideologen, die da hungern nach Wahrheit und Gerechtigkeit, die da dürsten nach Freiheit und Schönheit, unerbittlich herab und schmettert sie erbarmungslos zu Boden. Geschöpf von Staub, Eintagsfliege von Mensch, wie dürftest du es wagen, dich zur Sonne erheben zu wollen? Tiefsinnigeres ward nie ersonnen als der Mythus von dem Höllensturz der himmelstürmenden Titanen…

Beugnot gesteht, er habe gegen Frau Roland ein abgünstiges Vorurtheil gehegt, bevor er sie in der Conciergerie kennen lernte. Die Gefangenen durften nämlich während ihrer täglichen Spaziergänge in dem Hofraum ganz unbelästigt mit einander verkehren, und bei schlechtem Wetter vertrat der große Corridor die Stelle des Hofraums. Die Frauen und Mädchen hielten auch innerhalb der Gefängnißmauern die Herrschaft des guten Tons und der Mode aufrecht, soweit nur immer ihre Mittel reichten. Sie erschienen Morgens im frischesten Negligé, Mittags im Gesellschaftsanzug, Abends im reizenden Deshabillé. Die Herren putzten sich ebenfalls nach Möglichkeit heraus und machten den Damen nach allen Regeln der Courtoisie den Hof. Der Corridor und der Hofraum des düsteren Gefängnisses summten tagtäglich von echt französischer Causerie und Galanterie; man sah da Büschel von Witzraketen steigen und hörte ganze Feuerwerke von Pariser Esprit zischen und prasseln. Beugnot sagt ausdrücklich: „Ich bin überzeugt, daß zu dieser Zeit keine Promenade von Paris eine solche Vereinigung von elegant gekleideten Frauen aufzuweisen hatte, wie der Hof der Conciergerie sie zur Mittagszeit aufwies. Er glich einem blühenden Blumenbeet, aber einem Blumenbeet mit eisernem Staket.“

Unser Gewährsmann kam von seiner Voreingenommenheit gegen Frau Roland bald zurück. Ihre Haltung war ebenso edel wie anmuthig, ihre Sprache von außerordentlicher Reinheit, Grazie und Eleganz, ihre Ausdrucksweise entsprach vollständig der Hoheit ihrer Gedanken. Der Begeisterung für das Ideal, dem republikanischen Glaubensbekenntniß blieb sie treu ohne Wanken und Schwanken. Weich wurde sie nur, wenn sie von ihrem Mann und von ihrer Tochter sprach; dann füllten Thränen ihre schönen Augen. Die Macht über Menschen, welche dieser außerordentlichen Frau eigen, verblieb ihr noch in der Tiefe des Kerkers. Die von ihr bewohnte Zelle war ein Eden des Friedens inmitten dieser Gefängnißhölle. Selbst dem Auswurf des weiblichen Geschlechts, von welchem Auswurf ebenfalls hinlänglich viele Exemplare in der Conciergerie vorhanden waren, sogar Straßendirnen und Taschendiebinnen zwang Manon Roland Hochachtung ab, und zwar durch ihre bloße Erscheinung, durch ein tröstendes Wort oder einen strafenden Blick. Wenn sie im Hofraum erschien, sahen diese Elenden zu ihr empor wie zu einer Schutzgottheit, während sie dagegen die gleichzeitig in der Conciergerie der Guillotine entgegenharrende Dubarry, Ludwig’s des Fünfzehnten letzte Haupt- und Staatsmaitresse, völlig und sehr grobschlächtig als Ihresgleichen behandelten, obgleich das Schandweib die vornehmste Miene aufsetzte.

Beugnot sah die Pythonissa der Gironde auch an dem Tage, als sie vor dem Revolutionstribunal erscheinen sollte. Sie stand an dem Gitter, welches den Corridor abschloß, wartend, bis der Greffier ihren Namen rief. Mit Sorgfalt gekleidet, trug sie ein weißes Musselinkleid, das mit Spitzen besetzt und durch einen Gürtel von schwarzem Sammet zusammengehalten war; dazu einen Hut von einfacher Eleganz, unter welchem hervor ihre schönen Haare auf die Schultern herabfielen. Ihr Gesicht zeigte eine reizende Belebtheit und ein Lächeln war auf ihren Lippen. Mit der einen Hand hielt sie die Schleppe ihres Kleides, die andere überließ sie einer Schaar von Frauen, welche sich herbeidrängten, dieselbe zu drücken und zu küssen. Viele schluchzten laut. Manon selber behielt ihre Fassung und sprach zu ihren Schicksalsgefährtinnen voll Güte und Milde, sie zum Frieden, zur Geduld, zur Hoffnung, zu allen den Tugenden ermahnend, deren Uebung dem Mißgeschicke ziemt. Beugnot näherte sich ihr, um einen Gruß zu bestellen, welchen ihm sein Mitzelleninsasse Clavières, der zugleich mit Roland Minister gewesen war, an sie aufgetragen hatte. Sie hatte keine Zeit mehr zur Antwort. Ihr Name wurde gerufen, und weinend öffnete ihr der alte Schließer Fontenay das Gitter. Im Hinaustreten gab sie Beugnot flüchtig die Hand und sagte: „Adieu, mein Herr. Wir haben uns oft gezankt; es ist Zeit, daß wir Frieden machen.“ Als sie aber sah, daß er nur mit Mühe seine Thränen verhielt, hob sie ihre Augen empor, sprach nur noch nachdrucksam das Wort „Muth!“ und verschwand. Kurz zuvor hatte sie eines Tages zu Beugnot gesagt: „Die Gleichgültigkeit und Kälte, womit die Franzosen den Terrorismus sich gefallen lassen, setzt mich in Erstaunen. Wäre ich frei und man schleppte meinen Mann zum Blutgerüst, ich würde mich am Fuße desselben erdolchen und bin überzeugt, daß Roland, wenn er meinen Tod erfährt, sich das Herz durchbohren wird.“ Das war die Rede einer Prophetin. Roland hatte nach der Aechtung der Girondisten in der Nähe von Rouen eine sichere Zufluchtsstätte gefunden. Kaum aber hatte er den Tod seiner Frau erfahren, als er, ohne ein Wort zu sagen, sein Asyl verließ und die Nacht hindurch ziellos fortwanderte. Bei Tagesanbruch zog er sein Stilet, stemmte den Griff desselben gegen den Stamm eines Apfelbaums am Wege und durchbohrte sich das Herz. Er wollte, wie ein Zettel, den er bei sich trug, besagte, „nachdem er vernommen, daß und wie seine Frau gestorben, keine Stunde länger auf dieser mit Verbrechen besudelten Erde weilen.“ Wer wird bei solchem Todesernst der Empfindung und Leidenschaft, welcher die Revolutionstragödie durchzieht, fürder noch die Schamlosigkeit haben, hofhistoriographisch von dem „hohlen Pathos“ dieses Trauerspiels zu faseln?

Clavières ist seinem Collegen, Parteigenossen und Freund Roland bald nachgestorben; nicht auf dem Schaffot, sondern ebenfalls durch eigene Hand. Er sollte vor dem Tribunal erscheinen und seine Anklageacte war ihm zugestellt worden. Das Lügensammelsurium derselben empörte ihn dermaßen, daß ein unwiderstehlicher Welt- und Menschenekel ihn erfaßte. Mitten in der Nacht wurde Beugnot durch den Ausruf Lamourette’s aufgeweckt: „Clavières, Unglücklicher, was haben Sie gethan?“ und vernahm zweierlei schreckliches Geräusch: das Röcheln eines Sterbenden und das Getropfe seines Blutes auf dem Boden. Alle Bewohner der Zelle fuhren von ihrem Lager empor; sie vermochten indeß keine Hülfe zu schaffen. Nach einer halben Stunde war Clavières todt, aber das Blut aus seiner Todeswunde tropfte noch immer auf den Boden.

Nur von einem seiner Mitgefangenen weiß Beugnot zu melden, daß er muthlos, ja geradezu feige gewesen. Es war der Duc du Châtelet. Als dieser Grandseigneur eines Tages auf dem Hofe laut jammerte, weinte und winselte, mußte er von einer Gefangenen, von der Demoiselle Eglé – die Demoisellerie war freilich etwas brüchig – die Abkanzelung hinnehmen: „Pfui doch! Was, Sie flennen? Erfahren Sie denn, Herr Herzog, daß Solche, welche keinen Namen haben, hier einen erwerben können, und Solche, welche einen haben, denselben mit Ehren tragen müssen.“

Ganz anders als der Herr Herzog benahm sich der Conventsdeputirte Cussy. Er war, mit den Girondisten geächnet, verhaftet und in die Conciergerie gebracht worden. Um ihn auf’s Schaffot zu schicken, bedurfte es für ihn, als einen Geächteten, nicht erst noch einer gerichtlichen Procedur. Da er aber überzeugt war, nur ganz zufällig auf die Liste der Vogelfreien gesetzt worden zu sein, so machte er das in einer Eingabe an den Convent bemerklich und ersuchte die Versammlung, die Zurücknahme des Aechtungsdecrets zu vermitteln. Der Convent verwarf das Gesuch wider alles Erwarten. Am folgenden Tage wurde der Moniteur zur gewohnten Stunde in das Gefängniß gebracht und das für Beugnot’s Zelle bestimmte Exemplar fiel Cussy in die Hände, der ebenfalls dort saß. Er las seinen Mitgefangenen den Bericht über die gestrige Conventssitzung vor, worin auch der Verwerfung seines Gesuches erwähnt war. Das war für den Unglücklichen ein Beilschlag. Aber ohne zu stocken, ohne die Stimme zu ändern, las er das ganze Referat zu Ende.

[440] „So, da wüßt‘ ich ja, was morgen passirt,“ sagte er dann ruhig. „Ich habe er aber doch noch Zeit, meine Angelegenheiten zu ordnen.“

Seine Mitgefangenen umdrängten ihn theilnahmsvoll. Er drückte ihnen der Reihe nach die Hände und sagte:

„Liebe Freunde, ihr tröstet mich in meinen letzten Stunden. Das ist ja wie beim Tode des Sokrates; nur ist es uns leider nicht gestattet, uns philosophisch mitsammen zu unterhalten, bis der Schierlingsbecher kommt.“

Kaum hatte er so gesprochen, als ein Schließer eintrat, um den muthigen Mann in die „Vorhalle des Todes“ hinabzuholen.

Auch an Romantik in des Wortes verwegenster Bedeutung hat es in der Conciergerie nicht gefehlt, wie nachstehende Novelle zeigen mag. Vier Gefangene, der General la Marlière, der Conventsdeputirte Bunel, Beugnot und ein Oberst, welcher als Adjutant des Grafen d’Estaing den Unabhängigkeitskrieg der Amerikaner mitgemacht hatte, pflegten sich Abends bei dem Zweiten der Genannten zu einer Whistpartie zu vereinigen. Der arme Bailly, der Präsident der Nationalversammlung von 1789 glorreichen Andenkens, fand sich ebenfalls regelmäßig ein, zur Stunde, wo das Whist einer ernsteren Unterhaltung Platz gemacht hatte. Diese Unterhaltung drehte sich gewöhnlich um philosophische Fragen, um metaphysische Probleme und schwindelte sich demnach folgerichtig mehr und mehr in das Gebiet des Mysticismus hinauf. Der Oberst gab sich als einen Hauptmystiker. Er behauptete, die Schranken des „Möglichen“ wären nur durch die Unwissenheit der Menschen so enge gezogen. Seit Pythagoras und Aristoteles hätten sich diese Schranken schon sehr beträchtlich erweitert und die Zukunft würde dieselben unendlich weiter hinausrücken. Das Christenthum klagte er geradezu an, den Aufschwung der Geister gebrochen zu haben, und lobte daher die Schläge, welche die Revolution gegen dasselbe führte. Seine Religion war der Pantheismus und er glaubte, daß es eine unzählbare Anzahl beseelter Wesen gäbe, welche für unsere Sinne nicht wahrnehmbar wären; sowie, daß der Mensch noch weit von der Stelle entfernt sei, welche er im Weltganzen einnehmen sollte und könnte. Bunel, welcher lange in Indien gelebt und den Brahmanismus studirt hatte, stimmte diesen Ansichten bei. Der General la Marlière dagegen hielt standhaft an den Lehren seines Meisters Voltaire fest. Er meinte demnach, es gäbe nichts Ungewisseres als das, was man in diesem oder jenem Jahrhundert die Wahrheit zu nennen beliebe; er glaubte, daß die Ideen der Menschheit in jeder Epoche eine andere Form annähmen, aber ihrem Wesen nach in einem Cirkel sich bewegten, über welchen sie niemals hinauskämen.

„Ich will ein Beispiel aufstellen,“ fügte er hinzu. „Unlängst hat der Bischof von Paris (Gobel) in offener Conventssitzung seine Religion unter großem Beifall abgeschworen. Nun wohl, wir sind dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts nahe und es ist sehr unwahrscheinlich, daß Einer von uns das neunzehnte erleben wird. Aber ich prophezeie, das neunzehnte wird nicht zu Ende gehen, ohne daß die Franzosen mitansehen werden, wie Processionen von Mönchen die Straßen von Paris durchziehen.“ (Das war sehr richtig weis- und wahrgesagt! Schon die zwanziger Jahre unseres Jahrhundert brachten, wie Jedermann weiß, die Erfüllung.) Bailly seinerseits vertheidigte eifrig den Glauben an eine unendliche Vervollkommnungsfähigkeit der Menschheit. „Der gegenwärtig wüthende Sturm,“ sagte er, „beweist nichts dagegen. Im Gegentheil! Denn er weht wohl viele Blätter von den Bäumen, entwurzelt sogar viele Bäume, aber er fegt auch eine Masse alten Unflaths fort und der gereinigte Boden kann edle, bislang unbekannte Früchte zeitigen.“

Eines Abends, als das Gespräch um den Magnetismus, Somnambulismus und dergleichen mystische Dinge mehr sich gedreht hatte, sagte der General zuletzt zu dem Oberst:

„Sie glauben also an Mesmer, Cagliostro und tutti quanti?“

„Gewiß,“ erwiderte der Gefragte kaltblütig.

„Ei, ich wäre doch sehr begierig, vor meinem Tode einmal die Darstellung einer Scene von Hellsichtigkeit (une réprésentation d’une scène voyante) mitanzusehen.“

„Das macht sich an dem Orte, wo wir uns befinden, nicht so leicht; indessen will ich thun, was ich kann.“

Der Oberst hielt sein Versprechen und wußte sich nach und nach den nöthigen Apparat zu verschaffen. Eine Hellseherin aufzutreiben und in die Conciergerie einzuschmuggeln gelang nicht, aber man konnte dieselbe im Nothfall durch einen Knaben von zwölf bis vierzehn Jahren ersetzen; nur durfte derselbe nicht im Zeichen des Bogenschützen, der Zwillinge oder der Jungfrau geboren und mußte von zweifelloser Unschuld sein. Ein solcher Knabe ward in dem Sohn eines der Schließer entdeckt und der Oberst richtete die Zelle Bunel’s zu dem somnambulistischen Experimente her. Alles ist und wird à la Cagliostro gemacht und der Knabe (die sogenannte „Waise“) kniet vor der mit Wasser gefüllten Glaskugel.

„General,“ sagt der Oberst in seiner Rolle als Beschwörer, „geben Sie in der Vergangenheit oder in der Zukunft eine Thatsache an, welche Sie kennen zu lernen verlangen.“

„Den Urtheilsspruch, welcher mich erwartet.“

„General, wählen Sie einen andern Gegenstand; ich wäre in Verzweiflung, wenn die Antwort schlimm lautete.“

„Ich bestehe darauf und gebe Ihnen die Versicherung, daß die Antwort, laute sie so oder so, mich durchaus nicht erschrecken wird.“

„Dann wollen wir auf die Beschwörung verzichten und an unsere Whistpartie gehen.“

„Was, Sie bekennen sich geschlagen, bevor Sie begonnen haben? Ich wußte wohl, daß das Alles nur eine Kinderei sei.“

„Sie wollen es also schlechterdings, General? Nun wohl, ich beginne.“

Nach einer halben Stunde eifriger magnetischer Manipulationen von Seiten des Beschwörers war dieser und war der Knabe über und über mit Schweiß bedeckt, während die drei Zuschauer ihrerseits eine unerträgliche Beklemmung empfanden. Endlich gerieth das Wasser in der Glaskugel in sichtbare Bewegung und der Knabe rief aus:

„Ich sehe!“

„Was?“

„Zwei Männer, die sich raufen.“

„Wer sind sie?“

„Ich weiß nicht.“

„Wer sind sie?“

„Ich weiß nicht.“

„Wer sind sie?“

„Ach Gott! Ein Nationalgardist und ein Officier mit einem Generalshut.“

„Welcher ist der Stärkere?“

„O, mein Gott! Der Nationalgardist wirft den Officier zu Boden und schlägt ihm den Kopf ab.“

Dies gesagt, fiel der Knabe ohnmächtig zu Boden.

Bunel und Beugnot waren bestürzt, la Marlière zitterte am ganzen Leibe. Die beiden Ersteren bemühten sich, dem Letzteren einzureden, es sei doch wohl zwischen dem Urtheilsspruch, der ihm bevorstand, und dem Kampfe zwischen einem Nationalgardisten und einem Officier kein Zusammenhang denkbar. Der General blieb still und seine beiden Mitzuschauer bereuten es bitter, dieser Beschwörungsscene angewohnt zu haben. Dieselbe fand am 20. December 1793 statt. Am Abend des 21. kam dem General die Vorladung vor das Tribunal zu, am 23. wurde er verurtheilt und noch an demselben Tage hingerichtet. Samson aber that an diesem Tage seinen schrecklichen Dienst in der Uniform eines Grenadiers der Nationalgarde… Beugnot versichert hoch und heilig, daß der Oberst durch und durch ein Mann von Ehre gewesen, dem gar nicht zuzutrauen, daß er einen frevelhaften Spaß gemacht habe, demzufolge die ganze Beschwörungsscene nur eine zwischen ihm und der „Waise“ verabredete Mystification gewesen wäre. Von der Glaubwürdigkeit dieser Versicherung mag Jeder halten, was er mag. Ich meinerseits will mit dieser Novelle nur bewiesen haben, daß gerade zur Zeit, als der Atheismus auf den Straßen und in den Kirchen von Paris seine scandalvollen Orgien feierte, in den Gefängnissen die Mystik spectakelte. Die traurige Komödie der Weltgeschichte bewegt sich ja überall und allzeit in grellen Gegensätzen vorwärts oder – im Kreise herum.