Frische Blüthen zu Weihnachten

Textdaten
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Titel: Frische Blüthen zu Weihnachten
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aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 824
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[824] Frische Blüthen zu Weihnachten. In Deutschland ist hier und dort die Sitte verbreitet, die Wohnung um die Weihnachtszeit mit blühenden Zweigen zu schmücken. Wir haben schon einmal derselben flüchtig gedacht; heute möchten wir einige praktische Regeln zur Erzielung dieses anmuthigen Blumenflors geben.

Nach den Bauernregeln soll man die Zweige von Bäumen und Sträuchen, wenn Sie zu Weihnachten blühen sollen, an gewissen Tagen brechen und Sie alsdann im warmen Zimmer in ein mit Wasser gefülltes Glas stellen. Als die geeigneten Tage werden je nach den Gegenden der Andreastag (30. November), St. Barbara (4. Dezember) und St. Nikolaus (6. Dezember) bezeichnet. Diese Bauernregel ins „Wissenschaftliche“ übertragen lautet, daß man die Zweige, wenn es schon einige Male gefroren hat, Anfang Dezember, brechen soll. Es empfiehlt sich in der That, dieselben zu brechen anstatt zu schneiden, weil die Bruchfläche das Aufsaugen des Wassers mehr begünstigt als der glatte Schnitt. Die Zweige sind in einem mit Wasser gefüllten Gefäß möglichst ans Licht zu setzen. Täglich ist frisches Wasser in das Gefäß zu gießen, damit es immer voll bleibt.

Das Bespritzen der Zweige mit einem Zerstäuber befördert das Treiben; zu vermeiden ist dagegen jäher Temperaturwechsel. Sinkt z. B. die Temperatur in dem am Tage geheizten Zimmer während der Nacht um ein Bedeutendes herab, so gehen die Zweige zu Grunde, am zuträglichsten erscheint eine Temperatur von 12° bis 15° R. H. Jäger bemerkt in seiner „Winterflora“, daß bei manchen Zweigen, wie z. B. denen der Traubenkirsche, die Blüthen sich vollkommener entwickeln, wenn man das Wasser kalt hält und zu diesem Zwecke immer ein Stückchen Eis in dasselbe legt.

Selbstverständlich muß man zu diesem Weihnachtsschmuck nur frühblühende Holzarten wählen. Die Auswahl aber ist dabei immer noch sehr reichhaltig. Zuvörderst sind alle Obstarten zu nennen, namentlich Kirschen und Aepfel. Aprikosen, Mandeln und Pfirsiche geben gleichfalls gute Resultate. Dann sind aber die duftenden Fliederarten zu berücksichtigen, und zwar besonders der weiße spanische Flieder und der persische (Syringa persica). Besonders dankbar erweist sich schließlich unser bekannter Waldstrauch Steinröschen oder Seidelbast, der sich durch seine purpurrothen wie Hyazinthen duftenden Blumen auszeichnet. Zweige desselben gelangen nämlich am frühesten zur Blüthe, in der Regel schon nach etwa 8 Tagen.

Man braucht jedoch diese interessante und Herz und Auge erfreuende Treiberei nicht ausschließlich auf die Weihnachtszeit zu beschränken. Auch im späteren Winter kann sie fortgesetzt werden, ja die Blüthen werden um so vollkommener, je später man die Zweige bricht und ins Wasser setzt.

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