Feenspeise
[564] Feenspeise. Probe aus einem poetischen Kochbuche.
Sonst, wenn in stiller Gärten Schatten,
Um Mitternacht, im Mondenglanz,
Am klaren Quell, aus grünen Matten,
Die Elfen hielten lust’gen Tanz:
Und schlich sich nach dem duft’gen Reih’n;
Und stellt’ sie hin; sie nahten leise,
Zu naschen bei des Glühwurms Schein.
Man glaubte dann, sie würden bleiben
Man hegte gern das stille Treiben
Der guten Geister, ein und aus!
Auch Deinem Hause werde Segen
Durch gute Fee’n, und holder Trost;
Lehr’ ich Dir ihre Lieblingskost:
Recept.
Früh, wenn Aurorens Rosenwolken
Erglänzen, laß – nach Feenbrauch –
Rahm, der bei Mondenschein gemolken,
Im kühlen Morgenthau Dir holen;
Ein ganzes Nösel und ein halb,
Doch kränz’ den Krug mit Nachtviolen,
Das scheucht der Elfen Feind, den Alp!
Laß bringen Dir durch Kindeshand,
Auch sechs Loth Zucker, den man preßte
Aus Rohr, von India’s Zauberstrand.
Laß öffnen der Vanille Schote
Nimm Salz (den kleinsten Theil vom Lothe)
Aus eines Heilquells Wunderfluth.
Nimm auch der Südfrucht goldne Schale,
Misch zu dem Allen frischen Schnee,
Für manche holde kleine Fee!