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Titel: Fürsorge für Genesende
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aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 807
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[807] Fürsorge für Genesende. Auf dem im September in Karlsruhe abgehaltenen Kongreß des Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit wurde dieser Frage ein besonderes Interesse zugewendet. Sie ist in der That sehr wichtig für die Armen, da die Krankenhäuser auch der größten Städte bei noch so großer Ausdehnung und vortrefflichster Einrichtung die Kranken nicht solange behalten können, bis sie ihre frühere Frische und Rüstigkeit wiedergewonnen haben. Auch die im Hause behandelten Kranken werden oft durch die Nothwendigkeit gedrängt, die Arbeit wieder aufzunehmen, ehe sie im Vollbesitz ihrer früheren Kräfte sind.

Die Fürsorge für unbemittelte Genesende gehört deshalb zu den Hauptaufgaben der Armenpflege. In Deutschland ist im Ganzen noch immer wenig dafür geschehen. München hat eine solche Anstalt mit 20 Betten und in Frankfurt am Main befindet sich beim Hospital zum heiligen Geist eine derartige Anstalt, die den Namen Mainkur führt; in Straßburg trägt eine Filiale des Straßburger Bürgerspitals auf der Ruprechtsau, welche diese Bestimmung hat, den Namen Buchenau. In Berlin hat der Gewerbskrankenverein, zu welchem sich die 60 Ortskrankenkassen mit 220 000 Mitgliedern vereinigt haben, die Behandlung Genesender mit ins Auge gefaßt. Derselbe erhebt von seinen Mitgliedern pro Kopf einen Jahresbeitrag von 95 Pfennigen, 3 Pfennige entfallen auf die Verwaltungskosten, 82 Pfennige auf die Besoldung von 110 Aerzten, der Rest von 10 Pfennigen wird für die Behandlung Genesender verwendet. Das Krankenhaus des Johanniterordens in Lichterfelde stellt dem Verein 25 Betten zur Verfügung. Die Herrschaftsgebäude in Hennersdorf (45 Betten für Männer) und Blankenburg (40 Betten für Frauen und Mädchen) sind ebenfalls für diese Zwecke eingerichtet worden. Die Schwestern des Viktoriahauses leiten diese Anstalten. Vom 8 Dezember 1886 bis 1. Juli 1888 sind mehr als 1000 Personen beiderlei Geschlechts in ihnen untergebracht worden. Das Beispiel der Stadt Berlin möge andere Gemeinden zu gleichem Vorgehen ermuthigen; aber auch den privaten Gründungen ist hier der weiteste Spielraum gelassen. In England leistet die private Wohlthätigkeit hierin Großartiges: die Zahl derartiger Anstalten füllt dort viele Seiten im Verzeichniß der Wohlthätigkeitsinstitute. Die ganze Südküste Englands ist mit ihren Stationen bedeckt. Eastbourne, zum Londoner Allerheiligen-Krankenhaus gehörig, hat 50 Betten; in Woodford befindet sich eine von der Gemahlin Gladstones begründete Anstalt, in welcher jährlich mehr als 1000 Personen kostenfrei verpflegt werden. Eine Krankenhausbehandlung findet nicht statt, Krankenschwestern leiten die Verwaltung.

Vielleicht stellt in Deutschland der Staat diese Pflege Genesender noch auf das Programm seiner socialen Reformen. Die Privatwohlthätigkeit aber wird sich solcher Pflege gewiß mit Eifer zuwenden. Gegenüber dem trüben Eindruck der Krankenhäuser, in welche täglich der Tod seinen Einzug hält, macht ein Asyl für Genesende gewiß einen heitern hoffnungsfreudigen Eindruck. Die Schatten der überwundenen Krankheit treten immer mehr in den Hintergrund zurück; ein neues Wirken in der Welt steht ist Aussicht; die Arbeitskraft soll nicht wieder aufgezehrt werden, ehe sie voll eingesetzt werden kann – und das gereicht dem ganzen Volke zum Heil.

Wer würde nicht gern sein Scherflein beisteuern, um den Genesenden den Uebergang zur vollen Gesundheit und Lebensfreude erleichtern zu helfen!
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