Evangelische geistliche Journalistik in Westfalen
[392] Evangelische geistliche Journalistik in Westfalen. In einer der letzten Nummern der „Gartenlaube“ ist von den Geschichtsfälschungen ultramontaner Blätter die Rede. Daß auch evangelische Geistliche in dieser Beziehung Bedeutendes leisten, das beweisen zwei in der Provinz Westfalen erscheinende evangelische Kirchenblätter. In dem „Schwelmer Gemeindeblatt“ (Nr. 13 des vorigen Jahrganges) macht Pastor Körner in Schwelm den Versuch, Luther’s bekannte Stellung zur bürgerlichen Eheschließung abzuleugnen und die Geschichte seiner Eheschließung zu entstellen durch das fromme Märlein, daß Katharina von Bora nach vierzehn Tagen, nachdem sie mit Luther „ganz in kirchlicher Form getraut“ und „verehelicht“ und nachdem Luther nach seinem eigenen Zeugnisse ihr „Ehemann“ geworden, eine „Braut“ und „Jungfrau“ geblieben sei. – Der „Westfälische Hausfreund“ aber berichtet in Nr. 43 des vorigen Jahrganges, daß viele fromme Leute aus den verschlossenen und wohlerhaltenen Särgen bald nach ihrem Tode auferstanden seien. Der „Westfälische Hausfreund“ schreibt nämlich wörtlich: „So berichtet der selige Oetinger, ein echter Mann Gottes, er sei bei schweren Anfechtungen gern zum alten Commandanten Rieger … auf den Hohenasperg hinaufgestiegen, dessen kräftiges Gebet ihn immer wieder bald zurecht gebracht. Ein Jahr nun nach Rieger’s Tod wurde aus irgend einem Grunde in der Kirche, wo er begraben worden, ein Bau vorgenommen, wobei sein Grab zufällig geöffnet werden mußte … und zum großen Entsetzen der Arbeiter und aller Anwesenden wurde der noch völlig wohl erhaltene und verschlossene Sarg ganz leer gefunden. Oetinger aber sprach: ‚Wißt Ihr denn nicht, daß es eine erste Auferstehung der Gerechten giebt?‘ Auch der (noch lebende) treffliche und wohlbekannte Prälat K.… erzählt Aehnliches, was sich noch nicht gar lange zugetragen: Ein sehr frommes Mädchen wurde begraben, die Gruft aber bald wieder geöffnet, da dann die Leichtigkeit des Sarges auffiel und er geöffnet wurde. Hier nun fanden sich sehr bald darauf zwar die rosenfarbenen Schleifen und die künstlichen Blumen … unversehrt vor, die Leiche selbst aber und das Leichenhemd waren spurlos verschwunden. Auch sonst hörte man in jenem (?) deutschen Lande alte Leute erzählen: Bei solchen stillen und frommen Leuten habe man gelegentlich das Grab geöffnet und den Sarg leer gefunden.“
In Nr. 47 des vorigen Jahrganges liefert dann der „Westfälische Hausfreund“ gleichsam als Nachtrag noch die Erzählung: „Die Träger, welche den Sohn Zinzendorf’s, den Christian Renatus, zu Grabe getragen, hätten plötzlich bemerkt, daß der Sarg ganz leicht geworden sei.“ (Hier fand also, wie es scheint, die Auferstehung schon vor der Beerdigung statt; Näheres scheint der „Westfälische Hausfreund“ darüber nicht in Erfahrung gebracht zu haben.)