Es grämt sich die Popadia und verdroß sich hart

Textdaten
<<<
Autor: Anonymus
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Es grämt sich die Popadia und verdroß sich hart …
Untertitel:
aus: Франко І. Твори. Т. 10., S. 124–126
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: Anfang der 1880er Jahre
Erscheinungsdatum: 1977
Verlag: Наукова думка
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer: Iwan Franko
Originaltitel: „Журилася попадонька та своєю бідою …“
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[124]
Es grämt sich die Popadia und verdroß sich hart,

Daß der Pope mußte tragen einen großen Bart:
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

5
Wenn er sich auch noch so schön, noch so kostbar kleidet,

Seh’ ich seinen Bart, so wird mir alles gleich verleidet:
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Und zu Haus begann den Popen sie zu molestieren:

10
Konntest du nicht, Väterchen, deinen Bart rasieren?

Ah mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Mütterchen, ich kann es nicht, muß es dir versagen,
Denn erfährt es der Vladika, werd’ ich hart geschlagen.

15
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,

Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Ha, ich kann nicht länger leiden, was ich litt seit Jahren!
Spanne, Bursch, das Pferd! Ich selbst will zum Vladika fahren.
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,

20
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!


Vor den Bischof tret’ ich selbst, werd’ ihn molestieren,
Er erlaube meinem Popen, den Bart zu rasieren.
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

25
Sie nahm alle Gänse, Hühner, kleidete sich schön[1],

Daß sie möge wohl mit Anstand vor den Bischof gehn.

[125]
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,

Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Bei dem Bischof angekommen, stand sie an der Schwelle,

30
Rennet hin, küßt ihm die Füße, diese fromme Seele.

Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Und aus seinem hohen Palast tat der Bischof kommen:
Sage mir, mein Kind, was willst du? sprach er zu der Frommen.

35
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,

Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

O ich bitt’ dich, heil’ger Vater, laß mein Wort dich rühren
Und erlaube unserm Popen, Barte zu rasieren!
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,

40
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!


Sag den Preis, o heil’ger Vater, alles zahl’ ich gern,
Nur erlaube, daß der Pope diesen Bart entfern’!
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

45
Nein, Popadia, das zu tun ich erlaube nimmer,

Alle Popechen müssen bartig bleiben wohl für immer!
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Schau mich an, dem von den Popen keiner ebenbürtig,

50
Welch ein Bart mein Kinn bewächst, stattlich und ehrwürdig!

Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Komm, auch in mein Zimmer! Dort sitzen gegenwärtig
Viele Popen, und doch sind sie alle, alle bärtig!

55
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,

Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Weh also um meine Schönheit, Wehe meinem Glücke,
Ich geh’ schnell und stürz’ ins Wasser von der hohen Brücke.
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,

60
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!


[126]
Und der Bischof ging ins Haus und verschloß die Pforte:

Warte, Tochter, deinem Popen schreib’ ich noch paar Worte.
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

65
Kleine Worte, krumme Lettern schrieb Vladika lange,

Bittre Tränen weint Popadia, ward das Herz ihr bange.
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Und der Pope las die Schrift: Will sie dich nicht lieben,

70
Mußt von ihr den Kobold bannen mit paar – guten Hieben.

Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Hei, wie sich der Pope hermacht’ übern Geist mit Hieben,
Sank die Frau vor ihm auf Knie, versprach ihn zu lieben.

75
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,

Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!

Ganz bin ich schon, ganz zufrieden, liebster Herzenspope,
Deine Hiebe trieben Liebe mir ins Herz vom Kopfe!
Ach mir und weh mir! rief sie jede Stunde,

80
Dieser große Bart des Popen richtet mich zugrunde!


Sie sank vor ihm, sie kniet’ vor ihm, sie umfing ihn zart,
Drückt’ sich an ihn, schmiegt’ sich an ihn, küßt’ ihn in den Bart:
Ganz bin ich schon, ganz zufrieden, liebster Herzenspope,
Deine Hiebe trieben Liebe mir ins Herz vom Kopfe.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: schon