Textdaten
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Autor: Ernst Keil
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Titel: Es giebt noch gute Menschen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 814
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[814] Es giebt noch gute Menschen, und zwar überall, möchte ich hinzusetzen. Schickt mir da neulich ein unbekannter R. aus B–m, ohne alle Anregung von meiner Seite und nur weil er meint, die Noth klopfe wohl öfters an die Thür der Gartenlaube, volle fünfundzwanzig Thaler ein – für „wirklich bedürftige Arme“, dann aber, wie er wörtlich schreibt, „in einem Satz, daß der oder die Empfänger wirklich Segen davon haben.“ Es muß wohl eine unverhoffte, liebe Freude gewesen sein, die den unbekannten Geber dazu drängte, in seinem Jubel unbekannter Armen zu gedenken, die vom Glück weniger bedacht sind als er. Jedenfalls quittire ich dankend über den Betrag. –

Aber nicht genug damit. Die Leser der Gartenlaube erinnern sich vielleicht der Briefkastennotiz in Nr. 43, worin ich über das Elend einer Soldatenmutter berichtete. Ohne die vielgeplagten Freunde meines Blattes wieder zu Liebesgaben aufzufordern, hatte ich einfach aus einem mir zugekommenen Briefe die betreffenden thatsächlichen Mittheilungen zusammengestellt und nur die Bemerkung angefügt, daß trotz der Unterstützung des Reichs wohl noch manche Wunde blute. Das Unglück der armen Wittwe Bartel, die vor Metz ihren einzigen Sohn und mit ihm ihre einzige Stütze verloren, sprach auch eindringlicher, als ich hätte schildern können. Und siehe, die Notiz, welche keine Bitte aussprach, war kaum erschienen, als sofort von vielen Seiten Briefe und Gaben einliefen. Da schickt ein „alter Abonnent aus Barmen“, ohne seinen Namen zu nennen 25 Thlr.; ein W. F. aus Frankfurt a. M. ebenfalls 25 Thlr.; ein G. Fiedler in Teplitz 10 Thlr.; ein nicht genannter „Verehrer der Gartenlaube“ 5 Thlr.; A. Pollack aus Ravicz 3 Thlr; ein Leipziger Landsmann in Moskau 5 Rubel; A. Küßner in Danzig 2 Thlr.; Brl. in Pößnek, ein Ungenannter, S. W. in Dresden, H. G. in Aschersleben und Eine, deren Bruder gesund von Metz zurückgekehrt, je Einen Thaler, zusammen also 75 Thaler und 5 Rubel, mit den oben von R. in B. eingesandten 25 Thalern im Ganzen 100 Thaler und 5 Rubel – Alles Früchte einer kleinen unbedeutenden Notiz.

Die Sender dieser Liebesgaben mögen wohl sämmtlich der begüterten Classe der Gesellschaft angehören und in ihren Börsen die kleinen Abgänge kaum gefühlt haben. Aber wenn demnächst die Weihnachtskerzen auf ihrem Tannenbaume leuchten, dürfen sie schon freudigeren Herzens die reichen Christgaben annehmen und austheilen; sie haben ihr Herz dem Mitleiden nicht verschlossen und nach Kräften den Weihnachtsabend – nein, die ganze nächste Zukunft einer alten vereinsamten Mutter erhellt, die auf Erden nur noch auf Eins hoffte – auf einen baldigen Tod.

E. K.