Ernstliche vnd erschröckliche Bedeutung eines falschen Eydts
Editionsrichtlinien:
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Ernstliche vnd erschröckliche Bedeutung eines fal-
schen Eydts / nach Außlegung der heiligen Lehrer / mit nothwendiger Erinnerung
einem jeden Christen Menschen was er für Betrachtung vnd Warnung des
Eydt schwörens halber vor Augen haben soll.
Zu dem andern / so schwört ein solcher Meineydiger Mensch als ob er spräch[1] / als ich Heut falsch schwör / also helff mir GOtt der Vatter / GOtt der Sohn / GOtt der Heilige Geist / daß mir die nimmer zu Hülff vnd zu Trost kommen / zu der Zeit so sich Leib vnd Seel von einander scheiden. Zu dem dritten / so der falsch schwöret / der red also ob er spräch: Als ich diese Stund falsch schwöre / also bitt ich GOtt den Vatter / GOtt den Sohn / GOtt den Heiligen Geist / vnd den kostbaren Fronleichnamb vnsers HErren [rechts] Jesu Christi / daß sein grundlose Barmhertzigkeit vnd sein Vnschuldigkeit / sein heiligen Schweiß vnd Bitterkeit / Angst vnd Noth / vnd sein strenger Todt vnd vnschuldige Marter / mir armen Sünder gantz vnd gar entzogen vnd an mir verlohren werd. Zu dem vierdten / so der falsch schwöret / der redet als ob er spräche: Als ich Heut falsch schwöre / also soll mein Seel die bedeut wird bey dem vierdten Finger vnd mein Leib der bedeutet wird bey dem fünfften Finger / mit einander verdampt werden / an dem Jüngsten Gericht / so ich Meineyder Elender Mensch stehen wird / vor dem strengen Richter dem nichts verborgen ist / vnd soll abgetheilt vnd abgescheiden werden / von aller Gemeinschafft der Heiligen / vnd ich soll auch beraubt werden / der begierlichen Anschawung des Angesichts vnsers HErren Jesu Christi immer vnnd ewiglich. Gedenck O Mensch wie ein grausam Vrtheil du vber dich selber sprichst vnd bedenck dich gar wohl. Dabey mag auch ein Jedes frommes Christenliches Hertz wohl mercken / was der falsche Eydt auff Ihme trägt / vnd wie der Mensch Gottes des Allmächtigen durch den falschen Eydt verlaugnet / davon sich billich ein jeder Christenmensch hüten soll / bey seiner Seelen Heil vnd Seeligkeit / auch ist leider jetzund Gott erbarms ein böse Gewohnheit in dieser Zeit die den Menschen vnglückhafft macht / an Leib vnd an Seel / das ist / daß schier Niemand nichts reden kan / in schimpff oder ernst man gebraucht vnnützlich den Namen Gottes / dadurch der Mensch gleich als wohl Meineyd / wirdt / als hat er an offnem Recht geschworen / so er also auß böser Gewohnheit schwört / dan böse Gewonheit beschwäret die Sünd. | |
O Mensch hüt dich vor falschen Eydt / |
Dan er ist Gott von Hertzen leydt. |
Lucern / bey Davidt Hautten / Anno 1653.
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Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ WS korrigiert: soräch