Elektrisch armirte Schauspieler und Tänzerinnen

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Titel: Elektrisch armirte Schauspieler und Tänzerinnen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 120
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[120] Elektrisch armirte Schauspieler und Tänzerinnen. Bisher war man schon vollkommen zufrieden, wenn die Primadonnen und Primaballerinen das Publicum elektrisirten, aber die Neuzeit schreitet auch darin fort: Jupiter soll den Theaterdamen seinen Blitz leihen, damit sie ihr Licht so strahlend wie möglich leuchten lassen und die „Sterne erster Größe“, die sie sonst selbst darstellen mußten, in blendender Wirklichkeit auf ihrem Haupte tragen können. In jener phantastischen Welt unserer Kinderträume, die in den Opern, Ballets und Ausstattungsstücken neu auflebt, suchten wir bisher vergeblich nach jenem Abglanz einer andern Welt, den die Poesie und Kunst ihren überirdischen und unterirdischen Mächten zuerkannt hatten; die Maschinenmeister wußten nicht, wie sie ihren Darstellern den Stern oder die Flamme über dem Haupte, den glühenden Karfunkel im Diadem, den Schein um’s Haupt oder die glühenden Augen und den feurigen Mund verleihen sollten, ohne die Schauspieler auf den ohnehin schon so feuergefährlichen Bühnen in noch größere Gefahr zu bringen. Wir haben ja in früheren Ausstattungsstücken bereits Sylphen mit gefärbten Spiritusflammen auf den Häuptern, Gnomen und Diener Lucifer’s mit von innen erleuchteten Larvenköpfen gesehen, sodaß ihnen in Wahrheit oft der „Kopf rauchte“, aber das waren recht bedenkliche Spielereien, die noch dazu eines wirklich blendenden Effectes entbehrten, und außerdem mußten die Träger jener illuminirten Köpfe ganz auf jene Beweglichkeit verzichten, welche die Dichtung solchen Wesen zuschreibt.

In neuerer Zeit ist man nun, wie gesagt, auf die Idee gekommen, für derartige blendende Effecte das elektrische Licht zu verwenden, und schon vor mehreren Jahren konnte man auf dem Pariser Châtelet-Theater Tänzerinnen mit elektrischen Sternen auf dem Haupte bewundern, die sich aber ebenfalls nur ziemlich ungeschickt bewegten, weil sie hinter sich, um die elektrische Lampe auf dem Haupte zu speisen, ein Leitungskabel nachschleifen mußten, an dem sie sozusagen gefesselt blieben. Die neueren Verbesserungen der secundären elektrischen Batterien oder Accumulatoren, über welche wir den Lesern der „Gartenlaube“ früher berichtet haben (vergl. Jahrg. 1881, S. 488), ermöglichen aber nunmehr diese brillanten Bühneneffecte in viel vollkommenerer Weise, ohne die Darsteller in ihren Bewegungen irgendwie zu hindern oder zu beschränken. Namentlich hat sich der englische Physiker Swan, der Erfinder einer Glühlampe, welche der Edison’schen sehr ähnlich ist, mit der Herstellung solcher Theaterapparate beschäftigt, und seit Kurzem bewundert man im Londoner Savoy-Theater Tänzerinnen mit Swan’schen Lampen auf dem Haupte, die natürlich ziemlich klein sind und in allen Formen und Farben gearbeitet werden können.

Da es sich meist nur um kürzere Zeiträume handelt, in denen diese Lichterscheinungen wirken sollen, so genügen zwei bis drei kleine Planté’sche Batterien im Gesammtgewicht von höchstens zwei Kilogramm, die auf dem Rücken und im Costüm der Darstellerinnen verborgen werden, um die trotz alledem sehr blendenden Lämpchen zu speisen. Diese leichten Batterien sind in festverschlossene Hartgummi-Behälter so eingefügt, daß der Inhalt durch keine Bewegung verschüttet werden kann. Ein kleiner auf dem Behälter angebrachter Commutator erlaubt, den Lichteffect im gewünschten Augenblicke hervorzurufen oder ihn für bestimmte scenische Effecte aufzusparen, sodaß die betreffenden männlichen oder weiblichen Künstler, wenn sie wollen, leuchten, blenden oder verlocken können, ganz wie Johanniswürmchen und Irrwische im Freien.