Eingeregnet
[512] Eingeregnet. (Mit Abbildung auf S. 501.) Warum können wir vor einem Bildchen, das ein so häufiges Reisemißgeschick im Hochgebirge darstellt, wie das Eingeregnetwerden es ist, uns des Lächelns nicht enthalten? Sind doch dazu künstlich herbeigezogene Contraste der verschiedenen Einwirkung des Unwetters auf etwaige Leidensgefährten nicht einmal nöthig! Der Herr Professor unseres Bildes könnte ganz allein unter dem Regendach des Alpenhauses stehen, und dennoch bliebe er eine komische Figur, und wäre er es nur als ein Mensch, der ausschließlich mit der offenbaren Absicht dasteht, auf das Aufhören des Regens zu warten. Die trippelnde Ungeduld einem Naturvorgange gegenüber, mit dessen Verlauf der menschliche Wille gar nichts zu thun hat, macht den Mann um so lächerlicher, je mehr sein gelehrtes Aussehen und sein Alter ihn zu ruhigem Ausharren verpflichten und auf eine weise Ausnutzung der für die Reiselust verlorenen Zeit hinweisen sollten. Dieser weisen Ausnutzung der Regenzeit huldigt das schäkernde Pärchen im Hintergrunde; die jungen Leute bieten einen erheiternden Anblick, aber komische Figuren sind sie nicht, sie tragen nur dazu bei, die nutzlose Verzweiflung des Alten noch spaßhafter erscheinen zu lassen. Gottlob ist zwischen den Quellen der Erde und des Himmels der Unterschied, daß jene immerzu, diese aber nur zeitweilig fließen und endlich doch einmal aufhören müssen. Das verspricht auch diesem Bilde ein gerechtes Ende, denn wenn wieder die Sonne zum Wandern winkt, geht in des Professors Antlitz die helle Freude auf, während die Jugend wahrscheinlich einen betrübten Abschied nimmt.