Textdaten
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Titel: Eine seltene Frau
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aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 284
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Nachruf auf Auguste Herz
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[284] Eine seltene Frau. Am 6. April starb zu Altenburg Auguste Herz, geboren den 8. Juni 1824 zu Leipzig als Tochter des Mechanikus Kachler, seit 1843 Gattin des Dr. Heinrich Herz, der 1849 als Theilnehmer an dem Maikampfe in Dresden zum Tode verurtheilt und zu acht Jahren Landesgefängniß begnadigt ward, die er jedoch nur zur Hälfte verbüßte – und zwar in Hubertusburg. Während dieser langen Verwaistheit der Familie mußte die Frau selbst für sich und ihre fünf kleinen Kinder sorgen. Als eine der ersten Schülerinnen Friedrich Fröbel’s, dessen Methode sie in Keilhau studirt, errichtete sie mit Hülfe der damaligen demokratischen Partei den „ersten Volkskindergarten“ in Dresden und hielt Vorträge zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen. Nach einiger Zeit schloß aber die Polizei diese Anstalt als „staatsgefährlich“.

Durch Schriftstellern („Hauserziehung und Kindergarten“), Musikstunden sie war eine Schülerin Friedrich Wieck’s – Turnunterricht etc.; erhielt sie ihre Familie, bis sie mit dem ihr zurückgegebenen Gatten eine Anstalt für blödsinnige Kinder in Meißen gründete. Als diese durch den Krieg und die Cholera von 1866 zurückging, ergänzte sie ihre Kenntnisse durch Privatstudien bei Professor Bock in Leipzig und erhielt von ihm ein treffliches zur Ausübung orthopädischer Curen genügendes Zeugniß. Sie betrieb zuerst in Dresden diese Praxis und dann in Altenburg, wo ihr Gemahl eine Erziehungsanstalt für Knaben übernahm. Dort ward sie für Gymnastik und Orthopädie am herzoglichen Fräuleinstift engagirt und errichtete nebenbei einen Cursaal. Das Vertrauen, welches ihr die herzogliche Familie wegen glücklicher Curen schenkte, trug ihren Ruf auch an andere Höfe und führte ihr, der einstigen „staatsgefährlichen Demokratin“, Patienten höchsten Ranges zu. Im Kriege 1870–1871 zeichnete sie sich bei der Ankunft der Verwundeten wie im Lazareth so aus, daß sie den Orden des Eisernen Kreuzes, ebenso andere Orden und viele Auszeichnungen erhielt. Selbst der Schlachtendenker Moltke ehrte sie 1874 bei einer besonderen Veranlassung durch eigenhändiges Ueberreichen eines Lorbeerkranzes.

Viele von ihr Geheilte und die ganze Stadt erwiesen ihr bei ihrem Begräbnisse noch die größten Ehren, und Hunderte von Armen Altenburgs, deren Kindern sie unentgeltlich mit Rath und That beistand, segnen ihr Andenken. Ihr Gatte und neun erwachsene Kinder überleben sie.