Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Eine Prairie-Scene
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 207–208
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[207] Eine Prairie-Scene. Wir trafen einen Freifänger, einen jener haarigen, eisernen Burschen, die bloß vom Einfangen pelzwerther Thiere leben (erzählt ein Gefährte einer Expedition zu Lande über die Breite Amerika’s nach Californien), wie er eben sein Mahl bereitete. Als er unter der Sonne in Wind und Wetter seine riesige Forelle und etwas Kartoffeln gebraten, setzte er sich auf ein Stück Feuerholz und langte zu, indem er es uns freistellte, uns auch ein Stück von der riesigen Forelle abzureißen und sagte: „Nun gesteht mal selber, ist es nicht besser, so im Freien zu speisen, statt eingeschlossen zwischen Mauern und Wänden?“ Ganz gewiß, gaben wir zu.

„Nun denn,“ entgegnete er, „so müßt Ihr auch zugeben, daß ein Mensch blos in ein Haus gehen sollte, wenn er krank ist, um zu sterben, [208] wenn er es denn doch nicht noch vorziehen sollte, dieses letzte Geschäft im Freien zu verrichten.“

Auch dies gaben wir zu, weil er ganz so aussah, als wollte er uns direct abschlachten, falls wir widersprachen.

„Gut,“ fuhr er fort, „ich weiß zwar nicht, ob Ihr mir im Ernste Recht gebt, ist mir auch ganz gleich, aber so denke ich, versteht Ihr! Zweimal schon habe ich mein Jagdleben aufgegeben und Ackerbau getrieben und in einem Hause geschlafen, aber dann wurde ich jedesmal krank und fühlte mich langweilig, so daß ich mich immer wieder mit frischer Luft kuriren mußte. Manchmal besuche ich Freunde in Häusern, die mir zur Nacht hübsche Betten zurecht machen, in welche ich mich auch lege, um sie nicht zu beleidigen. Aber wenn dann Alles schläft, nehme ich meine Decke, krieche aus dem Fenster und mache mein Schläfchen unterm ersten besten Baume. Der Mensch braucht weiter nichts zum Schlafen als eine Decke unter und einen Baum über sich, den Thau abzuhalten.“

Aber werdet Ihr niemals von wilden Thieren beunruhigt im Schlafe, ohne Zelt und Feuer? fragte Einer von uns.

„I nu, freilich, ich erinnere mich, daß ich mal von einer Kreatur aus dem Schlafe geweckt wurde. Das stumme Beest stand gerade über mir und schnaubte mich an und schnupperte, um ’rauszukriegen, was für eine Sorte von Mahlzeit ich wohl abgeben könnte, denn sehen konnten wir Beide nichts. Ich richtete und rührte mich ein Bischen, nicht in der besten Laune, sage ich Euch, aber das Wurm kriechte einen größern Schreck, wie ich schon hatte, denn es riß aus, daß es weg war, ehe ich rathen konnte, ob sein Fell werth sei, mich am Morgen nach ihm umzusehen. Es war so finster, daß vom Verfolgen keine Rede war. So legt’ ich mich wieder hin und schlief bis in die Sonne hinein.“ Wenn es nun ein Bär gewesen wäre? „Nu ja, ein Bär gehört nicht gerade zu dem Gewürm, mit dem man’s so ohne Weiteren aufnehmen kann, aber wenn man nur auf dem Rücken liegt und das Messer in der Hand lang und scharf genug ist, kriecht man ihn stille, ehe er nur im Reinen darüber ist, ob er wirklich zugreifen soll oder nicht. Einmal gegen Abend hatte ich so ’nen Bären auf einen Baum gejagt und setzte mich nieder auf eine Wurzel unten, zu warten, bis er wieder ’runter käme. Aber ich war so müde, daß ich nicht gut Wache hielt und einschlief, so daß mir die Kanaille entwischt war, wie ich wieder aufwachte. Ich sag’ Euch, die wilden Thiere sind gerade wie die zahmen Menschen. Wenn man ihnen ein festes Auge, Courage und keinen Rücken und kein Sohlenleder zeigt, denken sie, den wollen wir nicht fressen und ihm lieber zeigen, daß uns unser Pelz mehr werth ist, als dessen Fleisch. Wer kriecht, ist immer ein Wurm, wenn er auch damit renommirt, daß er Kopf und Beine habe.“