Eine Finsterwalder Ausstattung

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Titel: Eine Finsterwalder Ausstattung
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aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 567
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Blätter und Blüthen. Erinnerungen vom Kriegsschauplatze.
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[567] Eine Finsterwalder Ausstattung. Nach der Schlacht von Königgrätz holten die Finsterwalder aus dem sechs Meilen entfernten Herzberg sich fünfzig verwundete Krieger, um ihnen zum größten Theil die so wohlthätige Familienpflege angedeihen zu lassen. Zu dem Bürger und Schönfärber S. kam ein Grenadier vom Kaiser-Franz-Regiment, der am Arm verwundet war. Wie ein Glied des Hauses gehalten, ging der Mann rasch seiner Wiederherstellung entgegen, denn die immer freundliche, liebevolle Umgebung förderte sichtlich die Heilung. Man hatte vielleicht absichtlich nach seinen sonstigen Lebensverhältnissen bisher nicht gefragt. Da kommt ein Brief, der erste aus der Heimath, von den Seinen, an ihn an. Die Freude ist groß, aber der Inhalt des Briefes schlägt sie sofort nieder und versetzt den Verwundeten in die tiefste Traurigkeit. Man forscht theilnehmend und erfährt nun Alles. Der Soldat ist ein armer, verheiratheter Tagelöhner und der Brief von seiner Frau, die in äußerster Bedrängniß ihrer Entbindung entgegensieht. Es fehlt an Allem, trotz des unverdrossensten Fleißes war der Verdienst in der schlechten Zeit so gering, daß das arme Weib nicht einmal die nöthigste Wäsche und das Bettchen für das zu erwartende Kind erschwingen konnte. – In aller Stille machte sich hierauf Frau S. zu einigen ihrer Freundinnen auf, erzählte ihnen von dem armen Landwehrmann, und bald hatte sie mit ihnen eine recht reichliche Ausstattung für den künftigen Weltbürger besorgt und auch noch eine kleine Geldunterstützung zusammengebracht. Als Alles zum Einpacken bereit auf dem Tische in einem oberen Stübchen ausgelegt war, führte man den Grenadier dorthin. Da lagen in blendender Weiße die Hemdchen, die Jöppchen, die Häubchen mit den rothen Bändchen, die feinen, weichen Bettchen und Windeln und all’ dergleichen erste Lebensnothdurft, Alles in stattlicher Anzahl und noch die baaren Thaler dazu! „Und das Alles soll für meine gute Frau sein?“ – Einige Augenblicke stand, auf das „Ja“, der überraschte Mann sprachlos da, dann ging der wahrste Dank durch die Augen in hellen Thränen aus dem Herzen über: „Nie werde ich vergessen, was man mir hier Gutes gethan! Kinder und Kindeskinder sollen von der guten Stadt Finsterwalde und ihren freundlichen Bewohnern erzählen!“