Ein tiefbetrübtes Elternpaar sucht sein Kind
[716] Ein tiefbetrübtes Elternpaar sucht sein Kind, einen Knaben von 13½ Jahren, der sich am 5. September wegen einer ihm ertheilten unbedeutenden Rüge seitens seines Lehrers und wegen Furcht vor Strafe heimlich und ohne alle Mittel von seinen Eltern, Bau-Aufseher F. Tröll in Helmstedt, entfernt hat. Er ist in einem Tage von Helmstedt nach Magdeburg (6,5 Meilen) gewandert, hat in der Nacht vom 5. zum 6. vor. Monats in der Herberge zur Heimath daselbst logirt und ist von da am 6. Morgens fortgegangen, aber im Laufe des Tages in Magdeburg noch gesehen worden. Von da an fehlt jede Spur von ihm. Der Vater hat sich sofort an die Polizeibehörden und die Tagespresse gewandt, aber alle Anstrengungen sind bisher ohne Erfolg geblieben. Als letztes Mittel ersucht er jetzt die „Gartenlaube“, „die ja ihren Weg in die entlegensten Dörfer und Gehöfte findet, ihre Stimme erschallen zu lassen.“ Vielleicht gelingt es ihr, das verlorene Kind dem Vaterhause wieder zuzuführen.
Der entflohene Knabe ist von kleiner, aber ziemlich kräftiger Gestalt und war bekleidet mit grauem Jaquet, grauer Waschhose und rother Schülermütze. Außerdem trug derselbe gestickte Hosenträger und einen Shlips von carrirter Seide, auf welchem eine Busennadel mit zwei Schwalben befindlich war.