Ein nachgelassenes Dichterwerk

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Titel: Ein nachgelassenes Dichterwerk
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aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 172
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[172] Ein nachgelassenes Dichterwerk. Den Verehrern des Vaters und den Freunden des „Hauses“ Uhlich empfehlen wir ein Buch, das nicht nur um seines Inhaltes, sondern auch um seines Zweckes willen teilnehmende Beachtung verdient. Der Schwiegervater unseres alten Uhlich war nämlich französischer Abkunft und noch jung vor den Schrecknissen der ersten großen Revolution durch die Flucht nach Deutschland gerettet worden. Wie sein Landsmann Chamisso lernte auch J. J. Flamant in Deutschland „das Vaterland seiner Bildung“ lieben, und wenigstens im Streben jenem gleich, erhob auch er deutsche Sprache, Geschichte und Dichtkunst zu Gegenständen seines eifrigsten Cultus. Die Frucht desselben war ein großes Heldengedicht: Hermann der Cherusker. Dem bescheidenen Manne gelang es nicht, das Werk jahrelangen Fleißes an die Oeffentlichkeit zu bringen. Im Besitz der Uhlich’schen Familie ward es als Schmerzenskind des Todten aufbewahrt, bis die Neuerstehung des deutschen Reiches und die Feier des Arminius aus dem Teutoburger Walde an die Wiederauferstehung auch jenes Heldengedichtes mahnte. Die Tochter Uhlich’s. Clara Uhlich, unterwarf es einer nochmaligen Prüfung, vielfacher, namentlich sprachlicher Verbesserung und theilweiser Neugestaltung und vermochte nun für diesen „Hermann der Cherusker“ auch die Theilnahme des Kaisers Wilhelm zu gewinnen, „welcher einen ansehnlichen Beitrag zur Druckherstellung desselben gewährt hat“, wie Clara Uhlich im Vorworte berichtet, wo sie zugleich mittheilt, daß der ganze Reinertrag ihrer Mutter, Vater Uhlich's Wittwe, zukommen solle. „Mütterchen ist siebenzig Jahre alt; muß ich da nicht eilen, ihr für alle Sorgen und Mühen, die das Leben ihr gebracht, einen freundlichen Lebensabend zu verschaffen ?“ Möge die Antwort auf diese Frage der Tochter eine recht rege Theilnahme der vielen Verehrer des alten Uhlich für dieses Werk sein!

Auch die Dichtung selbst verdient unsere Anerkennung. Der Aufbau des Epos vollzieht sich in großen, würdigen und möglichst geschichtstreuen Zügen, und die Behandlung des Hexameters ist durchweg gewandt, rein und geschmackvoll. Im zwölften der sechszehn Gesänge

„Sieht der erstaunende Hermann sich klar enthüllen Vergangnes,
Blickt er hinaus in den Strom aufrollender Zeiten der Zukunft,“

die Deutschlands Geschick bis zu „Kaiser und Reich“ der Gegenwart an seinem Geiste vorüberführen.