Ein interessantes Grabdenkmal auf dem Kirchhofe in Schmiedefeld

Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Ein interessantes Grabdenkmal auf dem Kirchhofe in Schmiedefeld
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 176-177
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Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden und bei Wikimedia Commons
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72. Ein interessantes Grabdenkmal auf dem Kirchhofe in Schmiedefeld.

An der westlichen Außenseite der Kirche in Schmiedefeld bei Stolpen befindet sich ein interessantes Grabdenkmal. Dasselbe ist gegen 2 m hoch, dreiseitig und schließt oben mit einer Urne ab, welche die Inschrift trägt:

„Den Teuern Manen.“

Denkmal an der Westseite der Kirche zu Schmiedefeld.

Eine einfache Eisenstange dient als Geländer. Überschattet wird dieses Denkmal zum Teil von Fliedersträuchern. Der Denkstein lehrt, wie oftmals schwere Prüfungen doch über einzelne Familien kommen. Hier ruhen drei Töchter des ehemaligen Pfarrers M. Christian Gottlieb Müller, der von 1781 bis 1813 Pastor zu Schmiedefeld und Harthau war. Ihm wurden drei seiner Kinder im blühendsten Alter kurz hintereinander entrissen. Der Tod seiner lieben Töchter beugte den so schwergeprüften Mann zwar sehr, doch tröstete er sich auch wieder mit dem frommen Dulder Hiob, der da sprach: „Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ –

Dieses Grabdenkmal trägt folgende Inschriften:

Herrn
M. Christian Gottlieb Müller’s treuverdienter
Pastoris zu Schmiedefeld und Harthau,
geb. zu Döbeln den 25. Nov. 1743,
gest. den 8. März 1816 in Bischofswerda,
wo seine irdische Hülle ruht.
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Dreier
hier schlafender Töchter Herrn
Pastor M. Müllers,
Johannen Christianen Friederiken,
geb. zu Schmiedefeld den 16. Aug. 1782,
gest. den 20. Mai 1801;

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Augusten Theodoren,
geb. zu Schmiedefeld den 1. Oktbr. 1785,
gest. den 7. Juli 1801 und

Concordien Wilhelminen
geb. zu Schmiedefeld den 25. April 1788,
gest. den 31. Mai 1801.
Sie starben als ein Opfer des Scharlachfiebers.
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Frauen
Johannen Friederiken Müller, Herrn
Pastor M. Müller’s zu Schmiedefeld Ehegenossin,
geb. den 3. Septbr. 1757 zu Dresden aus dem
von 1759 in Neustadt bei Stolpen lebenden
Vogel’schen Hause, gest. den 10. Aug. 1813
zu Sebnitz, wo sie das Grab umschließt.
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Pastor M. Müller zu Schmiedefeld erfuhr aber auch noch andere schwere Prüfungen. Er war noch an jenem denkwürdigen 12. Mai 1813 Pfarrer in Schmiedefeld. Wiederholt war der Ortspfarrer vorher schon von plündernden Soldaten ausgeraubt worden. Obgleich die meisten Ortsbewohner geflohen waren, blieb doch der wackere, mutige und pflichttreue Pfarrherr M. Müller mit seinem damaligen Substituten, seinem späteren Nachfolger P. Jacob, im Orte. Beide mußten aber die größten Drangsale erdulden und waren manchmal des Lebens nicht mehr sicher. Aus Mangel an den notwendigsten Lebensbedürfnissen und unvermögend, den sich stündlich mehr häufenden und steigernden Anforderungen der Soldaten noch zu genügen, sahen die beiden Geistlichen des Ortes ebenfalls sich genötigt, Schmiedefeld zu verlassen. Sie flohen am 10. Mai 1813 heimlich mit der Post und nahmen, bei Nacht reisend, ihren Weg mit derselben über Neustadt nach Böhmen. Im Grenzdorfe Lobendau wurde das erste Halt gemacht. Pfarrsubstitut Jacob blieb bei dem katholischen Ortsgeistlichen zu Lobendau, Pfarrer Schulze, und fand hier eine liebevolle Aufnahme. Pastor M. Müller blieb in Sebnitz bei seinen Verwandten, bei denen seine liebe Frau, die schwer erkrankte, ein Vierteljahr später starb.

Allein mußte Pastor M. Müller nach Schmiedefeld zurückkehren. Aber wie traurig sah es doch hier aus! Schmiedefeld war am 12. Mai 1813 in Flammen aufgegangen, und auch das Pfarrhaus nebst Kirche und Schule waren in einen einzigen Trümmerhaufen verwandelt worden. Der Ortspfarrer M. Müller hatte all’ sein Hab und Gut dabei verloren. Der schwergeprüfte Mann, dessen Gesundheit auch sehr gelitten hatte, war nicht vermögend, seines Amtes mehr zu walten. Er mußte in den Ruhestand treten. Pastor M. Müller zog später nach Bischofswerda, wo er am 8. März 1816 zur ewigen Ruhe einging. Sein Nachfolger wurde sein bisheriger Substitut Jacob, der von 1813 bis 1860 Pfarrer von Schmiedefeld gewesen ist und dessen Aufzeichnungen wir so manche wertvolle Kunde über die Vergangenheit dieses Dorfes verdanken.