Textdaten
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Titel: Ein Wink für Alle
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aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 660
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[660] Ein Wink für Alle. Wie fester Wille oft allein im Stande ist, ein Uebel im Keime zu unterdrücken, mögen nachstehende Zeilen beweisen! Als wir vor einigen Jahren in einem thüringischen Gebirgsstädtchen übernachteten, erweckten uns früh vor Tage gellende Hustentöne, welche ununterbrochen eine Stunde lang andauerten. Am nächsten Morgen wiederholte sich der gleiche Fall, und wir erfuhren bei unserer Nachforschung, daß die junge Wirthin selbst seit Monaten mit diesem starken Husten behaftet sei. Sie habe alle Thees getrunken, Alles probirt, aber nichts wolle helfen.

„Ja,“ warfen wir ein, „Sie selbst scheinen aber auch nicht das Mindeste zur Heilung beizutragen. Sie pressen den Husten förmlich heraus; warum suchen Sie den Reiz nicht etwas zu unterdrücken?“

„Das hat mir noch Niemand gesagt,“ war die Antwort, „ich glaubte im Gegentheil immer, man müßte sich recht aushusten.“

Diese im Volke leider sehr verbreitete, von Grund aus falsche Ansicht muß die gefährlichsten Folgen herbeiführen. Die physikalische Untersuchung der betreffenden Frau zeigte, daß die eine Lunge schon in einem hohen Grade in Mitleidenschaft gezogen war, und sicher würde bei einer Fortdauer des jetzigen Zustandes diese bald vollständig zerstört worden sein. Eine leicht erklärliche Wirkung. Es ist allerdings angenehmer, bei einem Kehlkopfkatarrh dem Kitzel im Halse nachzugeben und zu husten, bis endlich glücklich etwas Schleim gelöst ist, aber jeder Hustenstoß bewirkt eine Verschlimmerung. Nerven und Muskulatur gewöhnen sich mehr und mehr an den neuen Reiz, und ein stärkerer Blutzufluß nach dem Kehlkopf bedingt eine Verstärkung des Katarrhs. Letzterer pflanzt sich dann auf die Luftröhre fort und bewirkt so die gefährliche Beteiligung der Lungen. Es wird uns zwar entgegnet werden, das Unterlassen des Hustens sei leichter gesagt als gethan; anfänglich kann auch oft der Reiz sehr schwer überwunden werden, aber gerade das beginnende Kribbeln im Halse gilt es zu besiegen; gelingt es, so sind nicht nur einige Hustenstöße gewonnen, sondern auch durch die bedeutende Gegenanstrengung dem falschen Nervenreiz energisch entgegengearbeitet. Unsere Wirthin ist das beste Beispiel für die Wahrheit des Behaupteten. Den andern Morgen schon bekämpfte sie erfolgreich den gewohnten Hustenreiz, und bei meiner Wiederkehr im nächsten Jahre war nichts mehr von der früheren Erkrankung zu bemerken. Die größte Berücksichtigung verdient aber das Gesagte in der Kinderstube. Schon vom dritten Jahre an können die Kleinen bei ernster Ermahnung durch die Mutter sehr gut etwas beitragen, den Reiz zu unterdrücken, und in dem ersten Stadium des Keuchhustens vermag eine strenge Durchführung unserer Methode sogar eine Abkürzung des lang dauernden Verlaufes zu erzielen. Selbstverständlich müssen dabei alle den Katarrh unterhaltenden Momente entfernt werden; nichts ist vor Allem verwerflicher als das immer mehr in die Mode kommende Herumlaufenlassen mit nackten Knieen und Waden nebst kurzem Röckchen. Man bedenke endlich, daß wir uns nicht unter den Hottentotten Südafrikas befinden, und erziehe seine Kinder zu gesunden Menschen, nicht aber zu scrophulösen Halbaffen!

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