Ein Massenaufgebot von Steckenpferdreitern
Ein Massenaufgebot von Steckenpferdreitern. (Mit Abbildung.) Als nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges zu Nürnberg ein großes Friedensfest begangen wurde, sprengte ein Spaßvogel aus, daß am nächsten Sonntage der kaiserliche Prinzipal-Commissarius, Herzog von Amalfi, Octavio Piccolomini, einem jeden Knaben, der vor sein Quartier auf einem Steckenpferd geritten komme, den sogenannten Friedenspfennig schenken werde. Die Wirkung dieses Einfalles läßt sich denken. Aus allen Gassen kamen ganze Schwadronen kleiner Reiter zum Vorschein, die alle nur ein Ziel kannten. Die hölzernen Gäulchen wieherten und stampften so arg, daß der Herzog ans Fenster eilte und hier Kenntniß von dem Sachverhalt erhielt. Er vertröstete die Knaben auf acht Tage später, mit dem Bedeuten, daß sie in demselben Aufzuge wiederkommen sollten. Gewissenhaft stellten sich nicht allein sie, sondern noch viele andere mit ihnen ein, ein ganzes Reiterheer kam kühn und trotzig dahergezogen, das mit dem Bändigen der wilden Pferde viel zu thun hatte. Nur in Nürnberg war damals ein solches Massenaufgebot hölzerner Gäule möglich. Der Fürst schenkte jedem der Knaben einen viereckigen silbernen Pfennig, den er extra prägen und mit der Darstellung eines der verwegenen Reiter hatte versehen lassen, wie wir ihn auf unserer Abbildung erblicken. Vergnügt zog die kleine Schar von dannen, noch lange die Gassen mit ihren Freudenrufen erfüllend.