Ein Liebeszeichen
[408] Ein Liebeszeichen. (Zu dem Bilde S. 405.) Droben auf den Alpenbergen, wo auf den Matten um die Almhütten der Blumen so viele blühen, reicht die Sennin ihrem Schatz als Liebeszeichen einen großen vollen „Buschen“ frischgepflückter Alpenrosen. In den Fischerdörfern der Nordseeküste muß die Liebe schon sparsamer sein, wenn sie die Blumen zum Sinnbild ihrer Empfindungen wählt. Aber das Bedürfnis danach besteht überall im Volke, im Norden wie im Süden, und je mühsamer es dem treuen Friesenkind war, den einzigen Nelkenstock zur Blüte heranzupflegen, um so beredter spricht auch die kleine Blumengabe, mit der die spröd’ Zurückhaltende nun zum Abschied dem Liebsten den Hut schmückt. Die paar kleinen Nelken sagen dem Hochbeglückten mehr, als sein Herzensschatz in Worten zu stammeln vermöchte. Denn die Sprache der im Rauschen des Meeres aufwachsenden Fischerkinder ist karg wie der Boden, den Triebsand und Sturmslut bedrohen. Die trauliche Hütte, in welcher wir die Scene belauschen, ist in einem Küstendorfe des nördlichen Holland zu suchen.