Ein Bundesgenosse Deutschlands

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein Bundesgenosse Deutschlands
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 555
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Mandara, König der Mochi, als Verbündeter Deutschlands
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[555] Ein Bundesgenosse Deutschlands. Der Bundesgenosse des deutschen Reichs, von dem wir hier sprechen wollen, kommt zwar bei einem europäischen Kriege nicht in Frage, wohl aber bei den deutschen Kolonisationsbestrebungen in Ostafrika, wo sie allem Anscheine nach einen sehr günstigen Boden finden. Es ist Mandare, der König von Moschi, auf dessen Reich der Doppelgipfel des afrikanischen Mont-Blanc, des Kilima-Ndscharo, des höchsten Berges im schwarzen Kontinent, herabsieht. Diesen Berg hat der Engländer Johnston bestiegen und in einem interessanten Reisewerk („Der Kilima-Ndscharo“, Leipzig, F. A. Brockhaus) beschrieben, sowie auch Land und Leute der nächsten Umgebung mit glänzendem Kolorit geschildert. Es sind zum Theil paradiesische Landschaften von großem malerischen Reiz, wie geschaffen für europäische Ansiedelung. Der König Mandare begrüßte den englischen Reisenden, indem er, von einer Kriegerschar umgeben, sich dem Zelte desselben näherte. Die Krieger waren in einem Halbkreis geordnet; jeder mußte seine glänzende Speerklinge gerade vor sich herhalten, daß der König wie von einem Halbkreis von Stahl umgeben war. Der Fürst machte anfangs auf Johnston den Eindruck, als ob er ein großes altes Weib sei. „Das gerundete bartlose Gesicht, der etwas zierliche säulenartige Hals, ein voller Busen und über all dem der Haarputz – ein rothes Taschentuch, wie es die Weiber in Sansibar tragen – und die wehenden Falten eines langen verblichenen, um den Leib geschlagenen Tuches machten mich eher glauben, ich sähe ein stolzes Mannweib vor mir, als einen afrikanischen Fürsten in der Blüthe seiner Jahre. Von ansehnlicher Größe, wahrscheinlich 177 bis 180 Centimeter hoch, war er vortrefflich gewachsen, wenn auch die runden Formen seines Umfangs eine Neigung zum Fettwerden bekundeten. Sein Gesicht war eigenartig breit, über die Backenknochen gemessen, die Augenbrauen schön gewölbt, die Nase leicht gekrümmt, der Mund weit mit dünnen Lippen, und das Kinn fest, rund und Entschlossenheit verrathend. Ein Auge war blind und sah irr und glasig aus, das andere aber glänzte wie das eines Adlers und sah funkelnd unter den Brauen hervor. Der allgemeine Eindruck seines Gesichts, besonders die gekrümmte Nase und die starken Backenknochen, erinnerte an die rothen Indianerhäuptlinge von Nordamerika.“ Alles, was Seiner Majestät von Johnston’s Garderobe in seinem Gepäck gefiel, wollte er haben; er begann schon sein erstes Gespräch mit den vielsagenden Worten: „Was Du für hübsche Stiefel hast!“ Johnston meinte, der König sei bereit, sich unter Sansibars Schutz zu begeben und so in den Machtkreis der Engländer zu gerathen; denn der General des Sultans, Mathews, ist ein Britte von Geburt. Statt dessen schloß Mandare ein Bündniß mit den Deutschen ab, von denen er schon früher den „Baroni“, Baron Klaus von der Decken, kennen gelernt. Wir zweifeln nicht, daß auf diesem Gebiete die deutsche Kultur mit der Zeit glänzende Erfolge davontragen wird auch im Verkehr mit den Eingeborenen: denn unser Deutschthum vertritt überall die Humanität, während der Engländer ausschließlich seinen praktischen Zwecken huldigt. So wird gewiß nach hundert Jahren die deutsche Jugend der Umwohner mit dem Alpenstock auf den ostafrikanischen Mont-Blanc wandern, den „Kälteteufelsberg“, wie die Uebersetzung seines Namens lautet, hinauf zu dem ewigen Schnee desselben, an den auch Naturforscher längere Zeit nicht glauben wollten, da der Riesenberg mitten in der heißesten Zone liegt, nur drei Grad vom Aequator entfernt.