Ein öffentliches Fest in Haiti

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Titel: Ein öffentliches Fest in Haiti
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aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 66–68
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Ein öffentliches Fest in Haiti.

Um neun Uhr Morgens hielten wir unsern Einzug in Port-au-Prince, der Hauptstadt des Kaiserreichs Soulouque,[1] Man kommt an einer verfallenen Redoute vorüber, auf welcher die schartige Mündung eines alten rostigen Achtpfünders den possirlichsten Anblick gewährt. Eine Schildwacht saß ruhig auf der Brustwehr und kehrte uns den Rücken zu; so wollten wir denn passiren. Allein eine Art Orang-Utang, der den Posten befehligte, bemerkte uns und befahl schreiend, sogleich herbeizukommen, um unsern Reisepaß vorzuweisen. Ich machte ihm ein Zeichen, das er sich wie: all right! erklären konnte und schickte mich an, weiter zu gehen; da indessen meine Gefährten zauderten, sendete man einen Soldaten, um uns zur Stelle zu bringen. Hier untersuchte ein himmelblauer Offizier unsere Pässe und entfernte sich darauf in Galopp. Nun wollten wir unsern Weg nach der Wohnung des Consuls (des schweizerischen) weiter fortsetzen; allein der Soldat, der uns einmal hatte aufhalten müssen, weigerte sich, uns ziehen zu lassen, weil ihm dazu kein ausdrücklicher Befehl geworden war. Erst als ich gedroht, ihn arretiren zu lassen, und nachdem sich die Farbigen in die Sache gemischt, gab der arme Teufel widerstrebend nach. Bei dem Consul angelangt, fanden wir alle Räume besetzt, und da die Stadt keine öffentlichen Hotels hat, sahen wir uns genöthigt, in einer elenden Herberge einzukehren, in welcher keine einzige Thüre verschließbar ist.

Port-au-Prince ist zwar eine Residenz, besteht aber doch nur aus hölzernen Baraken und Strohhütten. Die von den Franzosen angelegten Straßen sind breit und gerade; jetzt sind sie aber durch allerhand Unrath aus den Häusern uneben und beinahe ungangbar gemacht. Hier und da zeigen sich wohl Spuren eines ehemaligen Pflasters, die man aber besser entfernt hätte. Die schönsten Häuser, bewohnt von europäischen Kaufleuten, den Ministern und Consuln, sind nur von Holz errichtet und mit Gallerien umgeben. Am Ende der Straßen erblickt man etliche hölzerne Baraken, welche die öffentlichen Gebäude vorstellen, wie den Palast des Senats, den kaiserlichen Palast, den Palast des Gouverneurs etc. Diese Paläste sind ehemalige, mehr oder minder demolirte und wieder aufgebaute französische Wohnungen.

Es wurde gerade Messe gelesen, deshalb eilten wir nach der Kathedrale, die sich am Ende der Marktstraße erhebt. Kavaliere in den verschiedenfarbigsten Kleidern drängten sich auf dem überfüllten Platze, Generale in Sammetkleidern, Gemeine belastet mit goldenen Stickereien. Ueberall die lächerlichste und unharmonischste Pracht, die mit den schmutzigen Straßen und armseligen Gebäuden der Stadt einen komischen Kontrast bildete; bei jedem Schritt mußte man über einen neuen Mischmasch von übertriebenem Luxus und offenbarer Armseligkeit staunen.

Auf dem Platze vor der Kirche selbst fanden wir einige tausend [67] Soldaten in Vierecken aufgestellt. Wirklich ein seltsames Schauspiel! Es versetzte uns in eine Laune, die mit der Feierlichkeit der Umgebung wenig harmonirte, und deren unaufhaltsam willenlose Aeußerung unsere Sicherheit beinahe gefährdet hätte. Diese zerlumpten Truppen! Diese fabelhaft komischen Portraits! Etliche Soldaten trugen zum Schutz vor der Sonne breitkrämpige Strohhüte unter dem ordonnanzmäßigen Tschako, andere hatten das Mützenschild über die Nase heruntergestülpt, um nicht von der Sonne incommodirt zu werden, noch andere trugen ihre Kopfbedeckung beinahe horizontal auf dem Hinterkopfe. Ich verzichte darauf, die Uniformen selbst zu beschreiben, es scheint, daß man die einmal abgenutzten mit beliebigen Kleidungsstücken wieder ersetzt. Man möchte glauben, der Boulevard du Temple (in Paris) habe allen Abfall der französischen und der übrigen europäischen Armeen zu diesem Zwecke hierher verschachert. So erblickte ich zu meinem Erstaunen auch einen Lieutenant, der eine alte Offiziersuniform des eidgenössischen Geniestabs trug, nur war das Grün schon sehr vergilbt. Die Fußbekleidungen bestehen aus alten zerplatzten Schuhen ohne Seitenleder und ohne Gamaschen; glücklich können sich Die preisen, deren Beinkleider über die Knie herabreichen. Die Offiziere gehen zerlumpt wie die Soldaten und tragen wie diese keine Strümpfe in den Schuhen. Der bänderreiche Hut, welcher ihren schwarzen Kopf bedeckt, ist abgeschabt bis auf den Carton. Es ist der Brauch, den Kopf mit einem farbigen Seidentuche zu umhüllen, und auf diese Art von Turban erst den Hut oder Tschako zu drücken, doch ist Nichts vorgeschrieben, Alles erlaubt. Der Kaiser, welcher den Luxus liebt, strebt Abwechselung in die Montirung zu bringen: es giebt Grenadiere der kaiserlichen Garde, Chasseurs, Voltigeurs etc. Jede Section von 24 Mann hat zwei Offiziere; der Eine marschirt vorn, um den Eifer der Truppe zu moderiren, der Andere hinterdrein, um die Nachzügler voranzutreiben. Niemals konnte jedoch eine Section auf den vollen Bestand gebracht werden, so daß es fast so viele Offiziere als Soldaten giebt. Ein Reglement kennt man nicht, und die Rekruten werden nicht einexercirt, so daß die Manoeuvres nie klappen und fast nur instinctive ausgeführt werden. Die Kavallerie vollends übertrifft alle Begriffe von Abenteuerlichem. Große schwarze, gelbe und braune Gestalten hocken auf kleinen Pferden und schleppen die langen Beine am Boden hinterdrein, während man auf die höchsten Rosse Knaben von funfzehn Jahren gesetzt hat. Diese berittenen Neger, zum Theil auf Mauleseln, mit ihrer zerlumpten Kleidung, ihren furchtbaren Säbeln aus dem vorigen Jahrhundert, geben einen so phantastischen Anblick, daß jeder Europäer sich auf ein Jahrmarktstheater versetzt meint. - Um den Glanz seines Hauses zu erhöhen, und vermuthlich weil ihm sein Kanzler oder Haushofmeister von den rothen Husaren Napoleon’s III. erzählt, hat der Kaiser sich auch ein Corps von rothen Garden oder Husaren angeschafft. Dem Namen nach besteht es als Regiment, allein der commandirende Oberst hat trotz aller Mühe noch nie mehr als ein Peloton zusammengebracht, Dieses Peloton nun war zur Seite der Kathedrale aufmarschirt, und vor demselben, in fast eben so langer Reihe standen seine Offiziere. Ich bewunderte besonders den Oberst dieser Truppe, eine Art Don Quixote als Neger, von großer knochiger Gestalt. Er trug rosa und goldgestreifte Hosen und einen dito rosa Frack, an dem jedoch - ein Schoos fehlte. Seine Stiefeln waren überall zerplatzt, und von der Schulter floß ihm ein vergoldeter Grünspan verzierter Gürtel, der immer herab zu schlüpfen drohte, weshalb ihn der Lange durch ein eigenthümliches Zucken mit der Achsel immer wieder in die Höhe dirigirte. Sicherlich würden die Kostüms, die wir hier bewunderten, von viel Effect sein bei einer Maskerade, und Soulouque würde besser thun, seine Armeen in Europa für Geld sehen zu lassen, als den Kaffee, den seine treuen Unterthanen gewinnen, mit 25% zu besteuern. Der Gewinn wäre schon darum ein doppelter, weil diese Armee dann doch zu Etwas nütze wäre,

Während ich dieses seltsame Schauspiel bewunderte, trieb ich mich in den Reihen der Kavallerie umher (denn hier kann man sich überall umhertreiben) und grüßte alle Generale, um zu sehen, wie sie es aufnehmen würden. In diesem Lande erwiedert man jede Höflichkeit mit Wiehern und geizt nach Respectsbezeugungen.

Ich bestieg eine ehemals wohl unterhaltene Plattform, welche den Franzosen einst als Waffenplatz gedient hatte. Hier donnerten vier Kanonen, so oft die Messe in der Kirche eine Pause machte. Die Bedienung dieser Geschütze geschah auf so seltsame Weise, daß es mich wunderte, wie es ohne Unglück abging. Von hier aus überschaute ich denn diesen wandelnden Trödelmarkt. Die aufgeputzten Generale tummelten sich vor den krummen Linien der Garde; alle trugen Phantasiekostüms, mit Goldstickereien so überladen, daß sie einen Marschall von Frankreich verdunkelt haben würden. Allein dafür hat der größte Theil keine Handschuhe, und Manche haben nicht einmal Stiefeln, sondern nur Gamaschen, an denen die Sporen angeschnallt sind. Die Monturen, für andere Leiber gemacht, ließen oft zwischen Frack und Hose einen Spalt, aus dem das Hemd freundlich hervorblickte. Der Sohn Boyer’s, eines Mauleseltreibers, ist der Einzige, der seine Uniform ordentlich trägt und mindestens ein anständiges Aussehen hat. Es versteht sich von selbst, daß alle diese Generale mit Orden bedeckt sind, in deren Mitte man das Großkreuz des St. Faustin-Ordens erkennt. Allein das Schauspiel war noch nicht vollständig. Bald kam das kaiserliche Haus in rothsammetner Tracht mit goldgestickten Kronen auf dem Rücken, der Hof folgte dann, darunter Herzog von Limonade, Intendant der Hofbäckerei, Herzog von Cul-de-Sac, und andere hohe Persönlichkeiten.

Ein Huissier mit schwarzem Claquehut lud uns ein, in die Kirche zu treten. Der Eingang derselben war blau tapezirt; Polizeisoldaten bildeten ein Ehrenspalier. Diese Soldaten, welche etwas weniger zerlumpt sind, als die Mannschaft der Armee, tragen ein großes rothes Schultergehänge, auf dem man die Worte liest: „Achtung vor dem Gesetze!“ - Gewiß eine höchst komische Aufschrift in einem Lande, dessen Gesetze zur Hälfte unausführbar sind, zur Hälfte nicht beachtet werden. - Unglücklicherweise war die Kirche voll zerlumpter Soldaten, so daß man den Hof und das diplomatische Corps im Hintergrunde kaum erblicken konnte. Alle Winkel des Gebäudes, das im Innern mit blauen, roth gestreiften, aber an vielen Stellen durchlöcherten Tüchern behangen war, hallten wieder vom fürchterlichsten Chorgesange, den eine Orgel begleitete, eine Orgel vom Klange eines jener alterthümlichen Klaviere, wie wir sie bei uns nur noch in Rumpelkammern finden. Einige Tasten darauf gaben nicht mehr an, und so hörten wir denn eine gerade so lückenhafte durchbrochene Melodie, wie daheim von defekten Leierkästen auf Jahrmärkten kleiner Provinzstädte. Nachdem endlich die Messe beendet war, begannen die Kanonen einen infernalischen Lärm, die Musiker, Tamboure und Pfeifer erfüllten die Luft mit ohrzerreißenden Tönen, die Truppen präsentirten das Gewehr. Ich bestieg von Neuem die Plattform, um den Auszug des Hofes besser zu überschauen. Alsbald stürzten auch mehrere Generale hervor und begannen eine große Rolle zu entfalten, die sich als ein mächtiger Thronhimmel erwies. Kaum war dieser aufgerichtet, so eilten in ziemlich ungraziösem Marschmarsch der zahlreiche Generalstab und das Gros des Hofes, die Ehrendamen nicht ausgeschlossen, herbei, und schaarten sich ringsum. Kurios nimmt sich eine Negerin als Ehrendame aus, in weißem Kleid nach pariser Schnitt; zum Lobe ihres Geschmacks muß man aber gestehen, daß sie den ungeheuerlichen Hut unserer Damen nicht angenommen, sondern denselben durch einen recht originellen Kopfputz mit Goldfransen ersetzten.

Endlich sah ich einen großen Bacchus mit grauen Haaren langsamen und gemessenen Schrittes sich nähern. Es war Seine schwarze Majestät. Soulouque trug ein ziemlich gut erhaltenes, blaues und mit Gold verbrämtes Kostüm, anschließende weiße Beinkleider und rothe Husarenstiefeln. Ich sah, wie er sich unter dem Thronhimmel niederließ, verschiedene Geberden machte und dann das Kreuz küßte. Hierauf beeilt sich der ganze Hof zu Pferde zu steigen, die Generale jagen in Unordnung von dannen, und überlassen S. M. dem Stallmeister, der Höchstsie nur mit Mühe in den hohen Sattel bringt. S. M. entfernt sich zuletzt, die Truppen grüßend, die ihr „Es lebe der Kaiser!“ brüllen.

„Von dem Anblicke dieses Schauspiels endlich zu mit selbst gekommen, frug ich mich unwillkürlich, ob das Alles Wirklichkeit gewesen? Stellte man irgend auf dem Theater ein Fest so dar, Jedermann würde den Vorwurf der Uebertreibung machen. Und doch erzähle ich Nichts, als was meine Augen sahen. Nicht einen einzigen Wagen bemerkte ich; selbst die Hofdamen begingen die Feier zu Fuß. Wollte ich noch schildern, wie ich schließlich die Truppen defiliren sah und was dabei Alles passirte, so könnte ich meine Darstellung um das Doppelte verlängern. Statt dessen will ich noch kurz erzählen, wie mein Diener Marc, der unterdessen in Jacmel geblieben war, ein ähnliches Schauspiel genoß.

[68] Der Gouverneur, Herzog von Leogane, hielt daselbst eine große Revüe. Marc, in seiner Livree an eine Thürpfoste des Hotels gelehnt, sah dem Defiliren zu. Als nun der Herzog von Leogane an der Spitze seines Regiments an dem Hause vorüber kam, glaubte er in der gestickten Livree eine ausländische Uniform zu sehen, und grüßte mit seinem Degen meinen Diener auf das Zuvorkommendste. Alle Offiziere ahmten ihm nach und salutirten, die Truppen schulterten, nach dem armen Marc Richtung nehmend, der die unverhofften, ungewohnten Ehrenbezeugungen mit dem Gesichte eines Erztölpels empfing. Dieses Ereigniß hatte nichts desto weniger seinen Nutzen. Man hält uns für wichtige Personen, Freunde des Herzogs, und flüstert sich zu, daß es nicht gerathen sei, uns in üble Laune zu versetzen.

Die Festlichkeiten werden sechs Tage dauern. Während dieser Zeit empfängt der Kaiser nicht, was mir leider das Vergnügen verzögert, demselben vorgestellt zu werden. Ein ander Mal werde ich Ihnen davon berichten, und wie ich mit dem Herzog von Leogane zusammentraf, sowie, in welchem Grade ich das Glück habe, mit dem Kommandanten des Platzes, Sr. Excellenz dem Baron von Michel, Großoffizier des St. Faustin-Ordens etc. etc. befreundet zu sein.

  1. Se. Majestät, der Kaiser Faustin Soulouque von Haiti, sind neuerer Zeit wieder sehr in den Vordergrund getreten. Die Zeitungen der letzten Tage erzählen, daß er mit 30,000 Mann am 12. December ausgezogen, um den östlichen Theil der Insel St. Domingo zu unterjochen, ein Unternehmen, was ihm schon im Jahre 1849 mißlang. Jetzt ist die Nachricht eingetroffen, daß auch dieses Mal Se. Majestät mit ihrer trefflichen Armee, die in obigem Artikel geschildert wird, geschlagen worden sind und Fersengeld geben mußten. Faustin Soulouque wurde im Jahre 1787 als Sklave zu Petit Grava in der Plantage des Herrn Biallet, eines französischen Creolen, geboren. Seine Aeltern waren Sklaven derselben Pflanzung, Neger von unvermischter Race. Im Jahre 1793 erhielten sie mit ihrem Sohne die Freiheit infolge eines Beschlusses der französischen Republik, welcher in sämmtlichen französischen Kolonien die Sklaverei aufhob. Herr Biallet lebte noch als einer der ältesten Creolen der Insel zur Zeit, als sein ehemaliger Sklave den Präsidentenstuhl bestieg, und stattete dem neugewählten Staatsoberhaupte seinen Besuch ab. Soulouque soll ihm aus seinem Palast entgegengekommen sein, ihm die Hand geküßt und seinem alten Gebieter alle möglichen Beweise des Respects und der Anhänglichkeit gegeben haben. In seinem siebzehnten Lebensjahr trat der junge Neger in Kriegsdienst und stand vier Jahre als gemeiner Soldat unter dem berüchtigten Dessalines. Im Jahre 1808 wurde er Infanterie-Lieutenant und trat drei Jahre später in demselben Grade zur Kavallerie über, was ihm bei zunehmender Corpulenz nur gut thun konnte. Im Jahre 1820 avancirte Soulouque zum Kapitain, in welchem Grade er volle zwanzig Jahre blieb. Präsident Boyer, der vielbekannte Mulatte, bediente sich seiner als eines gefügigen Werkzeuges zu den verschiedensten Verrichtungen. Als Soulouque im Jahre 1840 Major und drei Jahre später Oberst wurde, fing sein Haupt schon an etwas kahl zu werden. Im Jahre 1846 war er Divisions-General und Platzcommandant von Port-au-Prince, und 1847 nach Richers Tod der gewählte Präsident der Republik. Das Jahr 1848 wurde auf Haiti durch Soulouque’s berühmten Staatsstreich vom 16. April, durch die Niedermetzlung vieler Mulatten, durch die Abschaffung der Republik und die Errichtung eines schwarzen Kaiserthums bezeichnet. Noch in demselben Jahre machte Soulouque seinen bekannten Schreckenszug durch einen Theil der Insel, Hinrichtungen, Blutströme bezeichneten den Weg, den er genommen. Sein Versuch jedoch, im Jahre 1849 auch den östlichen Theil der Insel wieder zu erobern, mißlang gänzlich. Der Kaiser kam mit seiner Armee aus der Republik San Domingo, wo die Regierung aus Mulatten besteht, schneller zurück, als er dahin gegangen war. Er gab auch, wie nach ihm Louis Napoleon, eine so genannte „freie Verfassung." Diese Constitution, welche Soulouque die erbliche Kaiserwürde verleiht, bestimmt für ihn auch eine Civilliste von 150,000 Papier-Gourds oder Piaster, was bei dem geringen Werth der Papiermünze des Landes keine bedeutende Summe wäre. Der Kaiser reclamirte jedoch später auch den fünften Theil der sämmtlichen Kaffeeproduction Haiti’s, d. i. etwa zehn Millionen Pfund Kaffee. Die freie Verfassung sagt zwar nichts davon, aber der Kaffee muß ebenso pünktlich abgeliefert werden, als wenn diese Bestimmung schon unter den zehn Geboten Mosis figurirte.
    D. Redakt.