Eigendlicher Abris des heiligen Grabes zu Görlitz

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Titel: Eigendlicher Abris des heiligen Grabes zu Görlitz neben einem Kirchlein [...]
Untertitel: Summarischer Bericht des heiligen Grabes zu Görlitz
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Erscheinungsdatum: um 1700
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Drucker: Michael und Jacob Zipper
Erscheinungsort: Görlitz
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Quelle: im VD17 unter der Nummer 3:632977M
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Eigendlicher Abris des heiligen Grabes zu Görlitz / neben einem Kirchlein
darbey / deren zwey übereinander sind / und beydes Kirchlein und Grab vom Grunde heraus mit Qvatersteinen gebawet
von dem edlen Georgio Emerichen[1] / Ritter des heiligen Grabes / welcher Anno 1465. zu Jerusalem gewesen und mit ihme ein Werckmeister / welcher dasselbe
abgemessen / wie es zur selbigen Zeit ist gesehn worden / und liegt vor der Stadt gegen dem Abend / auch was darbey zu sehn ist / wie folget.



Summarischer Bericht des heiligen Grabes zu Görlitz.

     ERstlich werden drey Linden gesehen / vor dem Kirchlein / A gegen dem Mittage stehende / welche mit Fleiß von dem Herrn Emerich sind dahin gezeuget worden / nehmlich / daß er es hat abmessen lassen / von der Kirchen S. Petri und Pauli[2] an / aus der Stadt / biß zu den drey Linden / daß es die Distantia sein soll des Creutzgangs des HERRN CHristi / vom Richthause Pilati an biß auff den Berg Calvariæ[3]. Von diesen drey Linden gehet man 25 Schritt biß zum Kirchlein. Nu folget ferner / was in und an dem Kirchlein zu sehen ist / wie folget.

     Erstlich wird außwendig an diesem Kirchlein gesehn auff allen 4 Ecken / wie auch in der Mitten / wie etliche Steine abgefallen weren / zur Bedeutung / wie die Felsen und Klüffte sind zersprungen über dem Abschiede des HERRN CHristi.

     B. Im untersten Kirchlein stehet ein Altar / darbey ein Crucifix / im Altar aber findet man einen Kasten / in welchen Judas die 30 Silberlinge geworffen / welche er genommen den HERRN CHristum zu verrahten. Hinter dem selbigen in der Wand wird gesehen ein Riß / welcher vom Werckmeister mit Fleiß ist durchbrochen worden / hat die Bedeutung / wie des Tempels Vorhang zerrissen über dem Leyden CHristi.

     Aus diesem Kirchlein gehet man gegen Mitternacht 8 Schritte zu einer Stiegen / 18 Staffel hoch / hinauff in die oberste Kirche / da wird am Eingange zur lincken Hand gesehn ein steinern Tisch / wie zu Jerusalem stehen soll an dem Ohrte / nehmlich auff dem Berge Calvariæ / da die Kriegsknechte umb des HERRN CHristi Rock das Loß geworffen haben.

     Mehr werden darbey gesehn drey Löcher / ins Pflaster gesenckt / welche bedeuten / wie weit die drey Creutze voneinander gestanden haben / nehmlich 4 Elen und 1 Viertel.

     Auch wird gesehn bey dem mitlern Loche gegen dem Mittage ein Gerinnicht / ins Pflaster gehauen / bedeutet / wie die Jünger das Osterlämlein geschlachtet haben / mit dem HERRN CHristo das Osterlamb zu essen.

     Man siehet auch bey dem mitlern Loche die Grösse der Tafel / welche mit der überschrifft auffs Creutz CHristi ist gesetzt worden / und ist dieselbe drey Viertel lang und anderthalb Viertel breit.

     Auch sihet man diese nachfolgende Schrifft in einen Stein gehawen / wie hernach zu lesen ist.

     Dem Edlen Georgio Emerich / Rittern / welcher / demnach er mit einem Werckmeister und sonst zweien Gefährten ins heilige Land und gen Jerusalem gezogen / und allda zum Ritter überm heiligen Grabe / im Jahr 1465 / den 11 Julii / geschlagen worden / nach viel erlitner / zu Land und Wasser / Müh und Gefahr / da er solche Reise verbracht / und zu den Seinen bey Leben seines Herrn Vaters glücklich ankommen / diese Kirch zum heiligen Creutz und hierbey das heilige Grab / wie es dort abgerissen / ihme und seinen Nachkommen zum Gedächtnüsse auff seine Unkosten erbauet / und hernach dieser Stadt Rahtsherr biß ins 36ste Jahr und fünffmahl Bürgermeister gewesen / zuletzt im 1507 Jahr / den 21 Januarii / in Gott seliglich entschlaffen / hat diesen Stein Hans Emerich / Johansen Sohn / Herrn Georgens / Ritters / Sohnes Sohn / seinem wolverdieneten Großvater / allhier zur Nachrichtung auffsetzen lassen / Anno 1578. Memoriæ Justorum benedicitur.

     C. Von diesem Ohrte gehet man 9 Schritte gegen Mitternacht zu einem ver-

 

schlossenen Gemach / da wird gesehn des HERRN CHristi Bildniß / sammt der Mutter Maria / darbey kniende / und sind beyde Bildnüsse auß einem gantzen Steine gehauen / welches sol sein die Distantia / wie weit man den HERRN CHristum getragen haben soll / nach dem Er vom Creutz ist abgenommen worden / und gesalbet nach Jüdischer Art und Weise / nehmlich 36 Schritte.

     D. Hernach gehet man 44 Schritte gegen Mitternacht biß zum heiligen Grabe / da wird erstlich gesehn die Grösse des Steines / welchen sie haben geweltzt vors Grabes Thür / und ist derselbe 3 Elen / anderthalb Viertel und ein halbes halb lang / die Dicke des Steines ist 22 Zoll.

     E. Die gantze Gestalt des Grabes von aussen ist diese: Der umbfang helt 10 Klafftern[4] / hat oben ein 6eckicht Thürmlein / 5 Elen hoch / auff 6 Säulichen gebauet / die Thür aber lieget gegen dem Morgen / vor dieser lieget auff jeder Seiten ein Stein / bedeutet / wie die Wächter darfür gesessen haben.

     Mehr wird gesehn neben der Thür auff jeder Seiten ein Riegel angehauen in Stein / bedeutet / wie das Grab verriegelt worden.

     Über[5] den Riegeln werden 3 Qvadrat gesehen / gleichfalls in Stein angehauen / sol das Zeichen sein / wie das Grab ist versiegelt worden von Hanna[6] / Pilato[7] und Caipha[8].

     Oben auff dem Grabe / zu beyden Seiten / auff beyden Ecken / wird gesehn die Form und Gestalt der Salbbüchsen.

     Inwendig hat das Grab zwey unterschieden Gemach / beyde viereckicht / unangesehen / daß es von aussen länglichrund ist / das erste vorderste Gemach / wie ein Gang / hat gegen Mitternacht und Mittag / auff jeder Seiten / ein Fensterlein / durch welche das Licht fället / durch dieses vordere Gemach gehet zur lincken Hand / im Winckel / ein klein niedriges Thürlein / 6 Spannen[9] hoch / zum rechten Grabe.

     Vor diesem / auswendig zur rechten Hand / lieget ein gevierter Stein / soll zeigen den Ort / wo der Engel gesessen / da die Weiber kommen sind am Ostertage früh / den HERRN CHristum zu salben / dieses Gemach oder Grab ist drey Elen und anderthalb Viertel lang / drey Elen und ein Achtel breit und sieben Elen weniger ein Viertel hoch.

     Endlichen und zum letzten werden auch 2 auffgerichte Capellichen gesehen / eine / welche stehet zunechst vor dem Stadthor zur lincken Hand / wenn man hinaus gehn wil nach dem heiligen Grabe / und die andre zunechst dem Pförtlein / wenn man hinauff gehn wil zum Kirchlein und heiligen Grabe / welches sol sein die Distantia / wie weit der HERr CHristus zu seinem Leyden und Sterben hat müssen das Creutz alleine tragen / nehmlich von der Kirchen S. Petri und Pauli an / auß der Stadt / biß zum Capellichen zu nechst dem Stadthor / welches sind gewesen 285 Schritte / vom Richthause Pilati an.

     Darnach ist Ihm begegnet Simon von Cyrene / welcher gezwungen worden dem HERRN CHristo das Creutz helffen nachzutragen biß an den Berg Calvariæ / sind gewesen 647 Schritte.

     Endlich hats der HERR CHristus den Berg hinauff biß zur Richtstätt allein getragen / 37 Schritte.

     Daß also der gantze Creutzgang des HERRN CHristi / in einer Summ gerechnet / macht 970 Schritte.

Gedruckt zu Görlitz bey Michael und Jacob Zippern.



Anmerkungen (Wikisource)