Ehemaliger Bergbau in der Umgegend von Bischofswerda und Neustadt

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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Ehemaliger Bergbau in der Umgegend von Bischofswerda und Neustadt
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 458–462
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Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden und bei Wikimedia Commons
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196. Ehemaliger Bergbau in der Umgegend von Bischofswerda und Neustadt.

Wie alte Urkunden melden, wurde vor Jahrhunderten in der Umgegend der Städte Bischofswerda und Neustadt Bergbau getrieben. Man grub hier nach den edelsten Metallen, nach Gold und Silber. Hier und da erinnern noch die verfallenen Gruben und alten Halden an jene Zeit, auch Namen und Sagen geben uns heute noch dunkle Kunde davon. –

Goldbach bei Bischofswerda.

In Christian Heckels Chronik vom Jahre 1713 heißt es wörtlich:

„Es sollen hier (Bischofswerda) auch Bergwerke gewesen sein, als eines in dem Bautznischen Pusche nach Demitz zu, das andere in dem Grund nahe Goldbach. Ob nun das Dorf davon den Namen hat, lasse ich an seinem Orte gestellt sein. Sie sollen teils wegen der schlechten Ausbeute, teils durch den Hussiten-Einfall 1428 ins Stocken kommen sein, welches ich in seinen Wert und Unwert lasse.“

Ein Erzbergwerk gab es einst auch bei dem Kirchdorfe Großdrebnitz. Heckel sagt: „Im Oberdorfe am Ende, in der alten Aue, liegen über das Flößgen daselbst zwei runde Stück Holz befestigt, welches man die Silberwäsche nennt, weil vor langen Jahren daselbst aus dem Sande des Flößgens soll Silber gewaschen worden sein. Wie denn bei dem letzten Bauer des Dorffs noch ein stark drättern Gitter gefunden worden, welches die Silber-Wäscher, welche daselbst logiert und sonder Zweiffel Italiener gewesen, zurückgelassen. Zum Andenken wird es anitzo in der Sacristei verwahrlich beibehalten.

[459] Auf dem Dotal- oder Pfarrgut sind oben auff dem höchsten Berge zwei Gruben, gleichsam mit einem Wald umgeben, welche man die Silber-Gruben nennt, und gibt es (meldet der jetzige Pfarrer) der Augenschein, daß vor diesem ein Bergwerk dagewesen.“

Der frühere Großdrebnitzer Pfarrer, P. Carl Aug. Rüdiger, schreibt:

„Am Fuße des Oberdorfes ist ein Flüßchen, welches die Silberwäsche heißt, weil vor langen Jahren aus dem Sande dieses Flüßchens soll Silber gewaschen worden sein. Auch ist ein starkes Drahtgitter aufgefunden worden, das italienische Silberwäscher zurückgelassen haben sollen. Nach einer anderen Angabe soll ein Venetianer, namens Verso, mit seinen Gehilfen hier Gold gewaschen haben. –

Auf dem Berge, welcher zum Pfarrgute gehört, sind zwei Gruben, welche die Silbergruben genannt werden, wodurch es wahrscheinlich wird, daß einmal ein Bergwerk hier gewesen ist.“

Christian Gercken sagt hierzu in seiner Stolpener Chronik:

„Sonst verdient hierbei noch angemerkt zu werden, daß der Venetianer Verßo bei hiesiger Brettmühle ein Ertz-Zug, der mehr denn halb Silber gewesen, angetroffen, auch mit seinen Kameraden gut Gold gewaschen hat.“ –

Auch bei Steinigtwolmsdorf hatte man in jener Zeit ein Erzbergwerk angelegt, über das Christian Heckel schreibt:

„Anno 1698 ist das Bergwerk allhier, die Gold-Gruben genannt, nach bergmännischer Einmuthung von Herrn Schlinzigken, Bergbeschworenen aus dem Bergamt Glashütte, befahren, mit Steiger und Bergleuten ordentlich bebauet, Schacht und Stollen getrieben und ein rechtes Bergwerk von 124 Kuxen aufgenomen worden. Weil aber die Gewerken, indem es nicht alsobald erwünschte und zulängliche Ausbeute gegeben, müde worden, anno 1702 wieder liegen blieben.“

Christian Gercken sagt über das Steinigtwolmsdorfer Bergwerk folgendes:

„Anno 1698[WS 1] hat man angefangen, das Bergwerk allhier, die Gold-Gruben genannt, zu bauen, welches aber Anno 1702 wiederum liegen geblieben, jedoch hat man neuerlich (1762) wieder einen Anfang gemacht mit dem hiesigen Bergbau.“

Dennoch scheint noch am Ende des 18. Jahrhunderts das Goldbergwerk bei Steinigtwolmsdorf in Betrieb gewesen zu sein. Wann der Bergbau aber wieder eingestellt wurde, das wird nicht gemeldet. Die Goldgruben bei Steinigtwolmsdorf sind den Umwohnern aber heute noch bekannt.

Nach den verschiedenen Sagen, besonders nach den Walensagen zu schließen, ist einst auch am Butterberge bei Bischofswerda und am Valtenberge bei Niderneukirch Erzbergbau getrieben worden[WS 2]. Wie Sagen allgemein berichten, liegen in beiden Bergen unermeßliche Schätze vergraben. So ruht im Valtenberge eine große Braupfanne, gefüllt mit lauter Gold.

Bei Hauswalde liegt der Krohnenberg. Am 12. Oktober 1903 war der Wirtschaftsbesitzer Herr Mager aus Hauswalde auf seinem Grundstücke am Krohnenberge mit Ackern beschäftigt. Da brach plötzlich die Erde ein. Es bildete sich eine bedeutende Vertiefung. Nur mit größter Anstrengung rettete er sich und die Tiere. Man hielt anfangs die entstandene Erdeinsenkung für eine alte Brunnenanlage. Allmählich aber kam Licht in die Sache. Mit Hilfe zweier Gesellen säuberte der Besitzer in anstrengender Arbeit die Grube bis zu einer Tiefe von 10–12 Meter. Unter anderem [460] wurden eine aus grauer Vorzeit stammende Leiter, sowie eine gegen 6 Meter lange, aufrechtstehende ausgehauene Holzrinne an das Tageslicht befördert. Unten stieß man auf zwei Gänge, der eine lief in südlicher, der andere in nördlicher Richtung aus. Nun wurde es klar, daß man ein verfallenes Bergwerk aufgefunden hatte. So wurde es zur Gewißheit, daß einst auch auf dem Krohnenberg Bergbau getrieben worden war. Alte Leute wußten nun auch zu berichten, gehört zu haben, daß einst in Hauswalde ein Bergmann gewohnt habe. –

An Neustadt grenzt nach Osten zu das große Dorf Langburkersdorf, das bis an die böhmische Grenze reicht. Südlich von diesem Dorfe liegen bewaldete Höhen. Berg reiht sich an Berg, von denen bei Oberlangburkersdorf mehrere eine auffallend gleiche Form haben und durch Sattel miteinander in Verbindung stehen. Diese Gleichheit der Form und der sonstigen Beschaffenheit fällt besonders in’s Auge, wenn man diese Hügelkette vom Raupenberge aus erblickt, oder vom Wege, der von Böhmisch-Neudörfel nach Langburkersdorf führt, Ausschau hält.

Das Diakonat in Neustadt.

An diesen Bergen ist in den vergangenen Jahrhunderten ebenfalls lebhafter Bergbau getrieben worden und zwar Goldbergbau. Das Gestein, Quarz, Kies und Basalt, enthält in der Tat Goldteilchen, und das Wasser des Lobigbaches zeigt in seinem Sande vereinzelte Goldplättchen auf.

Die Ueberreste jener Bergwerke an und auf den Bergen bei Oberlangburkersdorf sind noch in großer Anzahl vorhanden. Da findet man Schacht an Schacht, die freilich verfallen und nur an trichter- und brunnenförmigen Vertiefungen zu erkennen sind. Hier und dort sieht man alte [461] Halden. In das Dorf herein kommen Schleusen, die das Wasser aus den alten Schächten dem Lobigbache zuführen.

Auf dem früher Mai’schen Gute entstand vor Jahren, ähnlich wie im Jahre 1903 auf dem Krohnenberge bei Hauswalde, plötzlich eine Erdeinsenkung von einer bedeutenden Tiefe. Man schätzte sie auf 50 Meter.

Im Lobigbache stieß man vor ungefähr 20 Jahren beim Arbeiten im Flußbette auf zwei Mühlsteine aus Rosenquarz. Dieselben waren flach ausgehöhlt und ließen deutliche Spuren ihres Zweckes erkennen, dem sie einst gedient hatten. Hier stand in Langburkersdorf aller Wahrscheinlichkeit nach in früheren Zeiten die Erzmühle, in welcher die oben in den Bergen aufgefundenen Mineralmassen zermahlen wurden.

Dorfstraße in Hauswalde.

Nach der Meißner Bergchronik von Fabricius wurden die Goldbergwerke bei Langburkersdorf im Jahre 1320 angelegt und lieferten bis um’s Jahr 1600 reichliche Ausbeute. Jedenfalls sind durch den Ausbruch des 30jährigen Krieges, durch den auch Langburkersdorf schwer heimgesucht wurde, diese Goldbergwerke eingegangen und nach und nach verfallen.

Es ist nicht lange her, da ging ein Bewohner Langburkersdorfs von Böhmisch Neudörfel nach Langburkersdorf. In seiner Begleitung befand sich ein Fremder. Wie beide über die Höhe kommen und drüben zur Linken die gleichgeformten Berge sehen, bleibt der Fremde längere Zeit stehen und sagt alsdann: „In jenen Bergen liegt Gold!“ – „Woher wollen Sie das wissen?“ fragt der Langburkersdorfer. Da antwortete der Fremde: „Ich komme aus Amerika und bin über 20 Jahre Goldgräber in Kalifornien gewesen. Jene Berge drüben haben dieselbe Formation, wie die Berge in Kalifornien, in denen wir nach Gold gruben. Die Gleichheit der Formen ist geradezu auffallend.“ – Da erzählte ihm der Langburkersdorfer, daß [462] in jenen Bergen bei Oberlangburkersdorf früher tatsächlich auch Goldbergbau getrieben worden sei.

Wiederholt haben Bergkundige das Gestein und Erz jener Berge einer genauen Prüfung unterzogen und das Vorhandensein von Gold bestätigt. Doch der Abbau würde nicht lohnend sein und die Unkosten decken. Vielleicht kommt aber einmal die Zeit, daß die in den Bergen zwischen Oberlangburkersdorf und Neustadt ruhenden Schätze von neuem gehoben werden und dann hoffentlich auch mit Erfolg.

Auch am Hochwalde zwischen Neustadt und Neukirch waren einst Bergwerke vorhanden. Darüber schreibt Herr Kirchner Emil Häntzschel in Neustadt in der „Neuen Sächsischen Kirchengalerie“, Band Ephorie Pirna, Seite 894 und 895, wörtlich:

„Zur Hebung Neustadts haben jedenfalls die im 14. Jahrhunderte in und um den Hochwald befindlichen und ziemlich ergiebigen Goldbergwerke Veranlassung gegeben. Dieses Goldbergwerk bei Neustadt wird am 10. November 1333 vom Kaiser Ludwig IV. dem Bayer, dem Meißnischen Markgrafen Friedrich und am 6. Februar 1350 vom Kaiser Karl IV. den Gebrüdern Friedrich, Balthasar, Ludwig und Wilhelm, Landgrafen zu Thüringen verliehen. Die Abteilungen „Rote Pfütze“ und „Goldgruben“ im Hochwalde erinnern uns heute noch an die frühere Existenz des Goldbergwerkes. Schon im Anfange des 14. Jahrhunderts bestand in Neustadt bereits ein förmliches Ratskollegium, da Sebnitz und Schandau nur Stadtgerichte hatten, auch war es unter den Städten, die früher zu dem Amte Hohnstein gehörten, die älteste und zugleich größte und volksreichste. Im Jahre 1500 hatte es bereits 107 Häuser, bis 1547 entstanden 22 neue, und 1553 befanden sich hier, ohne die öffentlichen Gebäude, 136 Häuser.“[WS 3]

Ein Welscher sagte einst zu einem Bewohner des Meißner Hochlandes:

„Ihr Meißner ahnet gar nicht, welche Schätze Eure Berge enthalten! Unermeßlich reich könntet Ihr werden, wenn Ihr sie heben würdet!“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1689, siehe Google
  2. Vorlage: werden
  3. Siehe SLUB Dresden